Proust lesen Tag 30-In Swanns Welt S.540-560

Von Xeniana

„Mein Vater pflegte zu sagen, ich interessiere mich für nichts, weil ich nicht zuhörte, wenn von den politischen Auswirkungen die Rede war, die der Besuch des Theodosius für Frankreich haben könnte, dessen Gast er zur Zeit und-wie man meinte-dessen Verbündeter er war. Wie sehr aber verlangte es mich dagegen zu wissen, ob Swann bei jenem Einkauf seinen Pelerinenmantel trug?“

Alles was mit Gilberte zusammenhängt, ist für Marcel von größter Bedeutung. Swann, der nun hier als Vater von Gilberte auftaucht und Odette als deren Mutter, sind für Marcel magische Wesen. So wird auch ein Regenschirmkauf zum Ereignis des Tages, denn es war Swann den Marcels Mutter beim Einkaufen traf.

Marcel unterscheidet Gilberte in treu und frivol. Frivol ist sie, wenn sie nicht zum gemeinsamen Spiel in die Champs Elysee kommen kann. Marcel stellt aber bereits im nächsten Satz fest, würde sie ihn lieben, würde er ihr Wegbleiben anders bewerten.

Am Ende der zwanzig Seiten gibt es noch einen Zeitsprung. Der Erzähler springt in die Gegenwart und betrachtet von hier aus die Prächtigkeit der Kutsche, in der damals Madame Swann unterwegs war. ..er benennt es als: fetischistische Anhänglichkeit an alte Dinge.

„Wie grausig!sagte ich zu mir selbst: Kann jemand diese Automobile so elegant finden wie die Equipagen von einst? Es sind diese Sätze, die den gesellschaftlichen Wandel markieren. Eine Ära geht zu Ende, man wohnt ihrem Untergang aber eher beiläufig bei.

Kiel

Es wird schwieriger Proust zu lesen. Morgens überfliege ich die Seiten, widme mich dann dem Essen kochen und dem Haushalt. Endlossätze, Zeitsprünge, Introspektionen, heute überfordert mich das. Der Himmel ist bedeckt. Temperaturen um die zwanzig Grad. Im benachbarten Gartenstück, welches einst uns gehörte, waltet die Natur nach ihren eigenen Gesetzen. Das Gras steht hoch und ist braunrötlich verdorrt. Tatsächlich entdecke ich hier vereinzelte Schwebwespen und Kohlweißlinge.

Später geht ein Teil der Familie zur Kieler Woche. Ich bleibe zu Hause, lese Proust noch einmal. Einen Satz laut, Zusammenfassung, nächster Satz und so weiter. Die Hunde jagen einen Brummer. Sonst ist es hier still, es ist fast unerträglich. Ich höre kate Bush, Tori Amos und Sinead o Connor.

Tägliche Telefonate mit meiner Mutter.

Nun hat es begonnen zu regnen. Auf die Kieler Woche ist Verlass.

CDU/CSU Debakel, die Zeit der Ruhe ist vorbei.

Fußball WM Fieber.