Proust lesen: Groupie

Von Xeniana

Proust lesen Tag 6 /Kiel

Proust als Groupie bzw. der Erzähler der namenlos bleibt, ist vom größten Glück erfüllt, wenn er einen Blick auf die Schauspielerinnen backstage erhaschen kann. Er spricht von einem Glück ähnlich dem Verliebtsein. Na wenn das kein Groupiedasein ist dann weiß ich auch nicht.

Dann gibt es da noch diesen Onkel der sich mit den Kokotten trifft. Ein Umstand der den Protagonist hoffen lässt, noch mehr in die Nähe der Angebeteten zu kommen.

Durchschaubar sind nur die Charaktere in Büchern, im wirklichen Leben erhaschen wir stets nur unsere Sicht auf die Person, ein großer Teil ist unsichtbar und wird durch eigene Interpretationen ergänzt. Interessanter Gedanke. Proust lesen ist schwierig und sehr spannend.


Der Mai ist unglaublich, eine sommersatte Mattigkeit liegt über der Stadt. Ich hole mir aus der Bibliothek „Das Drama des begabten Kindes“  und ein Buch über narzissstischen Missbrauch-„Wie schleichendes Gift“, kein Thema welches mich betrifft, aber gestreift habe ich es. Der Sohn feiert seinen Geburtstag nach, natürlich mit Übernachtungsparty und zehn Gästen. Das wird ein Spaß!

Eine seltsame Melancholie, vielleicht weil ich mich auf einen eventuell bevorstehenden Abschied einstelle. Der Apfelbaum ist am Verblühen, der Flieder auch, dafür leisten Mohnblumen nun dem Rotklee Gesellschaft.

Die Gäste des Sohnes treffen ein, geballter pubertärer lauter Hormoncocktail. „Haalloo “ ruft der Gatte der sonnenbebrillten obercoolen Südseegang hinterher „Haalloo!“ „Ihr habt den Grill vergessen.“ Für Jungsgeburtstage ist er der Securitybeauftragte und hat die Aufgabe mit breitem Kreuz und strenger Miene im Hintergrund scharf zu beobachten. Ich erkläre ihn zum Held des Tages. Man sieht  für Melancholie ist kein Platz und morgen gehts zur Künstlerkolonie.