“Under Color Of Official Right”
(Hardly Art/Cargo)
Gerade erst hat das MOJO-Magazine seiner aktuellen Ausgabe einen lohnenden CD-Sampler beigegeben – “Death Disco” vereint jede Menge großer Namen und Songs, die sich unter dem Stichwort Post-Punk ablegen lassen. Die Spannbreite wurde von der Redaktion denkbar weit gefasst und so finden sich in dem Topf unter anderem Sonic Youth, Throbbing Gristle, Orange Juice, Felt, The Fall und Pere Ubu. Wie auch immer man die Auswahl bewerten will, fest steht, dass diese Stilrichtung tatsächlich als eine der vielfältigsten und interessantesten der jüngeren Musikgeschichte gelten darf. Und dass zu deren aktuellen Protagonisten in jedem Falle auch die Detroiter Band Protomartyr zu zählen ist, nicht zuletzt deshalb, weil sie auf ihrem neuen Album sehr gekonnt all die verschiedenen Spielarten und Einflüsse unterzubringen versteht.
Auch wenn man es vermuten möchte, ein Debüt ist “Under Color…” nicht, Protomartyr sind für den zweiten Longplayer nur zu einem größeren Label gewechselt, einige Stücke der Platte sind zudem schon auf früheren EPs oder Live-Tapes zu hören gewesen. Frisch klingt es dennoch, was die vier da abliefern. Sänger Joe Casey punktet mit einer Stimme, die genretypisch gern mal einen Ton danebenliegt und der schnoddriger Sprechgesang in Tradition eines Mark E Smith eher liegt als kunstvolle Oktavsprünge. Ein Großteil der Stücke braucht weniger oder nicht viel mehr als zwei Minuten, um zum Punkt zu kommen, der Sound wird naturgemäß von lauten Gitarren beherrscht, die sich gern mal zur berüchtigten “Wall of…” verdichten (“What The Wall Said”). Genauso häufig verbaut die Band aber auch allerlei analoge Synthesizer, die dann, wie bei “Tarpeian Rock” und “Come And See”, an die glorreichen Zeiten der Gang Of Four erinnern. Fazit: So bissig, wie das Cover vermuten lässt – macht aber trotzdem Spaß. Protomartyr bei Hardly Art.