Ab April 2016 zeigen wir im Jüdischen Museum München die Ausstellung „Bier ist der Wein dieses Landes. Jüdische Braugeschichten“. Aus diesem Anlass organisieren wir den ersten Collaboration Brew zwischen einer deutschen und einer israelischen Craftbeer-Brauerei. Hier verraten wir, auf welche bayerische Brauerei die Wahl gefallen ist:
Aber eine noch wichtigere Frage, möchten wir zuerst beantworten: Wann darf man mit dem deutsch-jüdischen Bier das erstemal anstoßen? Das Bier wird am 13. April 2016 zur Vernissage der Ausstellung „Bier ist der Wein dieses Landes. Jüdische Braugeschichten“ im Café des Jüdischen Museums München erstmals ausgeschenkt und anschließend auch in ausgewählten Lokalen und Biergeschäften erhältlich sein.
Deutscher Partner dieses Projekts ist die „CREW Republic“ in Unterschleißheim bei München. Die beiden Gründer dieser Craftbeer-Brauerei, Mario Hanel und Timm Schnigula (Foto) setzten in den letzten Jahren nicht nur Standards bei IPAs, Stouts and Ales, sondern wagten wiederholt spannende Experimente, so zuletzt bei einem Collaboration Brew mit der kalifornischen „Coronado Brewery“.
Bayerisches Bier mit israelischen Temperaturen
In Israel fiel die Wahl auf die „Herzl Brewery“, die einzige Craftbeer-Brauerei in Jerusalem. Die beiden Bierbrauer, Itai Gutman und Maor Helfmann, sind Teil einer seit wenigen Jahren in Israel prosperierenden Craftbeer-Szene und überraschen immer wieder mit ungewöhnlichen Kreationen wie ihrem „Embargo“, einem Porter, in dem echte Havanna-Tabakblätter mit verbraut sind.
Solche Experimente werden jedoch bei dem Collaboration Brew für das Jüdische Museum München nicht möglich sein: Eingebraut wird das Bier von den vier Brauern nämlich im kommenden Februar in der neuen Braustätte der „CREW Republic“ in Unterschleißheim bei München, wo im Gegensatz zu Israel das Reinheitsgebot gilt – eine besondere Herausforderung für die jungen israelischen Brauer.
„Die spannende Aufgabe der beiden Brauereien wird es sein, den (Bier-)Geschmack Israels und jenen Münchens in eine Flasche zu bringen“, so Bernhard Purin, der die Ausstellung im Jüdischen Museum München kuratiert und zusammen mit „Bierpapst“ Conrad Seidl die beiden Brauereien ausgewählt hat. Gemeinsam mit ihm wird er auch den Collaboration Brew begleiten.
Derzeit wird in München und Jerusalem intensiv am Rezept für das gemeinsam gebraute Bier getüftelt. Geplant ist ein bernsteinfarbenes “Steam Beer” mit leicht hopfiger Note. Verwendet wird hierfür eine traditionell in Deutschland kultivierte untergärige Hefe, die allerdings das Bier nicht kalt sondern warm vergärt – bei Temperaturen, wie sie typisch in Israel vorkommen. Ursprünglich wurde dieser Bierstil nach dem Kochen nur von kühler Meeresluft gekühlt. Der dabei aufsteigende Dampf wurde namensgebend für diesen Bierstil.
Anlass für das Projekt ist die Ausstellung „Bier ist der Wein dieses Landes. Jüdische Braugeschichten“, die 13. April 2016 bis 8. Januar 2017 im Jüdischen Museum München zu sehen sein wird. Die Bier-Schau wird einen spannenden Bogen von Bier im Alten Israel über den lange Zeit jüdisch geprägten Hopfenhandel und jüdische Brauherren in Bayern (wie die Schüleins in München und Kaltenberg oder die Familie von Hirsch in Planegg) bis hin zur aktuellen Craftbeer-Szene in Israel spannen und auch die Fragen beantworten, ob Bier koscher sein muss und bei welchen Ritualen im Judentum Bier statt Wein verwendet werden darf.