Prosit Neujahr!

Erstellt am 31. Dezember 2010 von Michael

DIE AUSTERNPRINZESSIN
(Deutschland 1920)
Mit Ossi Oswalda, Victor Janson, Julius Falkenstein, Harry Liedtke
Regie: Ernst Lubitsch
Dauer: 60 min

„Jetzt  sind schon 1 1/2 Stunden um, und ich habe noch immer keinen Mann!“ mault Ossi, die Austernprinzessin.
Sie ist die Tochter des „Austernkönigs“ Quacker, der so reich ist, dass er nichts mehr selber machen muss – für jede Handlung ist ein anderer Diener zuständig. Doch nun tobt die Tochter, und Quacker muss zusehen, wie er sie zufrieden kriegt. Ein Mann muss her, ein Prinz am besten, denn die Tochter des befreundeten Schuhcremekönigs hat einen Grafen geehelicht, und was die kann….

Tatsächlich hat der Heiratsvermittler noch einen Prinz in seiner ausladenden Kartei übrig, der hört auf den Namen Nucki und ist verarmt (Harry Liedtke). So eine gute Partie käme dem gerade recht. Doch zunächst schickt er seinen Freund und Chauffeur Josef (Julius Falkenstein) vor, der erstmal das Terrain sichten soll.
Im Glauben, „ihr“ Prinz sei eingetroffen, heiratet die resolute Ossi den verdatterten Josef, der kaum weiss, wie ihm geschieht, doch das gute Essen und der edle Wein am Hochzeitsfest überzeugen ihn restlos.
Natürlich kommt dann auch noch Nucki ins Spiel und zu guter Letzt ist alles so, wie es sein sollte, doch bis dahin gibt es einige turbulente Umwege zu  begehen.

Die Austernprinzessin, die neunte Zusammenarbeit des langjährigen Gespanns Ernst Lubitsch (Regie) und Hanns Kräly (Drehbuch), ist eine ausgelassene Slapstick-Farce, welche sich gnadenlos über die Welt der Reichen mokiert. Dabei glänzt der Film durch seine wunderbare Ausstattung   – die zum Teil gemalten Dekors sind eine wahre Augenweide. Rochus Gliese, der für Murnau u.a. Sunrise ausgestattet hatte, und Karl Richter haben ein sehr schönes Ambiente hingezaubert. Lubitsch und sein Kameramann Theodor Sparkuhl wissen dieses Dekor hervorragend in die Inszenierung einzubeziehen und es zu grösstmöglicher Wirkung zu bringen.

Ueberhaupt, die Inszenierung! Sie ist meisterhaft, schon in diesem Frühwerk. Vor allem die Massenszenen verblüffen: Was Lubitsch mit dem im Haus herumwuselnden Bedienstetenheer anstellt, ist hervorragend! Diese Szenen haben etwas Tänzerisches, fast Balletthaftes, man erhält das Gefühl, einer stummen Operette beizuwohnen. Zudem passt die dieser Edition zugrunde liegende witzig-ironische Begleitmusik von Aljoscha Zimmermann ganz hervorragend, weil sie das tänzerische Element aufnimmt und fortspinnt! Der ganze Film ist von einer tänzerischen Beschwingtheit, welche sich auf die Zuschauer überträgt – in Form von guter Laune. Und damit passt dieser Film wunderbar zum bevorstehenden Sylvester. Wer mal Abwechslung vom ewigen Dinner for one braucht: Hier ist der ideale Ersatz!
8/10

EINEN GUTEN RUTSCH UND EIN GLÜCKLICHES, GESUNDES 2011 (und natürlich viele tolle Filme) EUCH ALLEN!

Die hier besprochenene DVD stammt aus der Masters of Cinema-Serie des britischen Labels Eureka. Der Film wurde von Transit Film und der Murnau-Stiftung sehr schön restauriert, die originalen deutschen Zwischentitel wurden belassen.

Die Begleitmusik stammt von Aljoscha Zimmermann und wurde von seinem Ensemble eingespielt. Sie passt hervorragend und wertet den Film noch auf!

Verfügbarkeit:
England
: Der Film stammt aus dem Stummfilm-Sortiment von Masters of Cinema. Er ist Teil des 6-DVD-Sets Lubitsch in Berlin; dieses kann bei amazon.co.uk bezogen werden. Regionalcode 2. Für Preisvergleiche, evtl. preisgünstigere Angebote und andere Fragen im Zusammenhang mit DVD-Bestellungen aus dem Ausland siehe auch die Tipps zur DVD-Bestellung im Ausland.
Deutschsprachiger Raum: Hier ist der Film in identischer Qualität ebenfalls erschienen, im Box-Set Ernst Lubitsch Collection (die praktisch identisch ist mit dem Box-Set aus England). Es ist bei amazon. de zu beziehen.

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