Wenn man möchte, dann kann man dem Sender ProSieben einiges vorwerfen, unberechenbar zu sein gehört jedoch nicht dazu. Manche Fans mag die Nachricht, dass der Sender ab übernächster Woche die Serie Eureka aus dem Programm nimmt, zwar überrascht haben, doch bei genauerem Hinsehen wieder holt sich lediglich jenes Szenario, für das ProSieben inzwischen bei den Fans von Genreserien berüchtigt ist.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Zuschauerzahlen: Die bisherigen vier Episoden der fünften Staffel von Eureka unterhielten 1,13 Mio. (Folge 5.01), 1,06 Mio. (5.02), 0,88 Mio. (5.03) und 1,10 Mio. (5.04) werberelevante Zuschauer. Die Quoten in der Zielgruppe lagen mit 9,8 (5.01), 8,5 (5.02), 7,6 (5.03) und 9,1 (5.04) Prozent deutlich unter dem Senderschnitt. Im Minimum fehlten immer noch zwei Prozent bis zu dieser wichtigen Messgröße. Vor diesem Hintergrund und im Hinblick darauf, dass noch acht Folgen von Eureka ausstehen, mag man es für verständlich halten, dass ProSieben die Ausstrahlung ab dem 1. Oktober 2012 vorläufig aussetzt.
Schaut man sich andererseits das Line-Up an, dass seit einigen Wochen montags zu sehen ist, dann wird klar, dass ProSieben den Quotenflop wieder einmal selbst produziert hat, den man ausgerechnet dadurch ausbügeln will, indem man die Eigenproduktion ProSiebens 1001 Nacht zeigt. Dabei handelt es sich um einen Ableger von ProSieben Märchenstunde. Dass die geplante Ausstrahlung dieser Reihe im Jahre 2010 (!) abgeblasen wurde und das Material seitdem im Keller des Senders lagerte, sagt alles über deren Qualität aus. Das Primetime-Line-Up bestand montags bislang aus frischen Episoden von The Simpsons, gefolgt von einer neuen Folge Eureka, an die sich Switch Reloaded anschloss. Seit den guten Quoten für V - Die Besucher und Falling Skies weiß ProSieben, dass SF-Serien im Free-TV nur noch in Doppelfolgen bzw. als Event-Programmierung funktionieren. Zuletzt fuhr man mit Fringe auf diese Weise gute Werte ein, ehe man sich die Quoten dadurch selbst verhagelte, dass man es nicht lassen konnte, die Mysteryserie gegen die Übertragung der Fußball-EM zu programmieren. SF-Serien funktionieren also weiterhin, man muss sie nur richtig programmieren.
Dass ProSieben selbst aus den eigenen Erfolgen nicht die richtigen Lehren ziehen kann, stellte man mit dem Line-Up für den Herbst wieder einmal unter Beweis, denn Comedy als Lead-In und Lead-Out kann man wohl kaum als das richtige Umfeld für eine SF-Serie betrachten, selbst wenn diese, wie im Falle von Eureka, eher unbeschwert und mit ordentlich Humor daherkommt. Für eine einzelne Serie schaltet heute kaum noch ein Zuschauer einen Sender ein, was den Planern nur zu gut bekannt ist, denn immerhin haben sie das Prinzip des Lead-In und Lead-Out zum Zwecke der Zuschauerbindung erfunden. Nur sich immer dran halten, tun sie wiederum nicht.
Morgen, am 24. September, läuft also die vorerst letzte Folge von Eureka. ProSieben hat angekündigt, die ausstehenden acht Folgen der Serie noch zeigen zu wollen, einen Termin dafür gibt es allerdings nicht. Es steht zu erwarten, dass sich die Fans bestimmt nicht in Geduld üben werden, bis der Sender die Gnade besitzt die Ausstrahlung fortzusetzen, sondern wieder einmal auf das Internet ausweichen werden. Sollten die fehlenden Episoden dann doch noch gezeigt, werden, sind schlechte Quoten dadurch eigentlich bereits vorprogrammiert.
Das Vorgehen von ProSieben macht wieder einmal eines klar: Die Kunden eines Privatsenders sind nicht die Zuschauer, sondern jene Unternehmen, für deren Produkte Werbespots gezeigt werden. Dumm nur, dass die Zielpersonen der Werbetreibenden jene Zuschauer sind, die man gerade erneut vor den Kopf gestoßen hat. Die Rechnung ist einfach: Zuschauer weg = Werbekunden weg =Sender weg! Mich würde es nicht stören.
Link: Bericht bei Quotenmeter