Dass mir der Hundestrand in Prora – obwohl er nicht sehr groß ist – mit am besten von allen von uns besuchten Hundestränden gefallen hat, habe ich euch ja bereits berichtet. Aber natürlich gibt es an diesem Ort auf Rügen noch viel mehr zu sehen, denn hier recken gespenstige Bauruinen ihre Dächer in den blauen Ostseehimmel. Doch bevor wir in die Dunkelheit der Geschichte eintauchen, spazieren wir bei strahlendem Sonnenschein vom Hundestrand (der sich praktisch “unterhalb” des Dokumentationszentrum Prora befindet) durch den Kiefernwald an der Ostsee entlang (in Richtung Sassnitz).
Wären nicht auch hier die Reste einer kilometerlangen Strandpromenade zu sehen, könnte man fast meinen, irgendwo am Mittelmeer zu sein. So herrlich sind Sonne, Wind, Natur und Blick über die Ostsee.
Kurze Zeit später werden wir jäh aus unserem mediterranen Träumen gerissen, denn vor uns taucht die schier endlos wirkende Skyline der Ruinen des “KdF-Seebad-Rügen” auf.
Tatsächlich kenne ich die Geschichte der heute gespenstig anmutenden Bauten natürlich von früher aus der Schule und aus Büchern. Aber erst als ich hier vor Ort – sozusagen Auge in Auge mit der Realität – stehe, wird mir bewusst, um welch gigantisches Bauwerk es sich handelt. Mir war nicht klar, wie groß groß ist!
Mit einer Gesamtlänge von 4,5 Kilometern ist dies der größte Gebäudekomplex Deutschlands. In den grauen Betongebäuden sollten einst 20.000 Menschen gleichzeitig urlauben und sich erholen. Und das zu Zeiten, wo Pauschalurlaube bzw. Urlaube für jedermann nicht einmal ansatzweise existierten.
Wie jeder weiß, kam es nie soweit. Nach dem zweiten Weltkrieg versuchte die Rote Armee, die Gebäude in die Luft zu jagen. Die Zerstörungswünsche scheiterten jedoch am soliden Stahlbeton. Das Gelände wurde zum Sperrbezirk erklärt und die Häuser wurden von der NVA der DDR als Kasernen genutzt.
25 Jahre nach dem Fall der Mauer gibt es wohl viele Ideen und Pläne, um hier beispielsweise Miet-, Eigentums- und Ferienwohnungen zu gestalten. An einigen der jeweils 550 Meter langen Betonblocks wird auch renoviert und gebaut. In Gesprächen mit Ruganern wird jedoch ganz schnell klar, dass diese Entwicklung kritisch gesehen wird. Denn mit dem Verkauf oder der Vermietung der wie auch immer zu nutzenden Wohnungen wird gerüchteweise auch immer wieder gesagt, dass es dann keinen öffentlichen Zugang zu einem der schönsten Strandbereiche von ganz Rügen geben würde.
Wir spazieren staunend und geradezu “erschlagen” an der teilweise mehr traurigen als bedrohlichen Fassade entlang zurück, denn wir wollen das Dokumentationszentrum Prora besuchen. Unter dem Motto “MACHTUrlaub” wird in dieser Dauerausstellung die Bau- und Nutzungsgeschichte von Prora minutiös dokumentiert und erklärt.
Zunächst einmal: Hunde dürfen in diese Dauerausstellung mitgenommen werden. Da hier – insbesondere in der Hauptsaison – das Besucheraufkommen sehr hoch ist, sollten die Fellnasen natürlich an solche Menschenansammlungen gewöhnt sein.
Hier wird – wissenschaftlich fundiert – ausführlich über das “Kraft durch Freude”-Programm der Nationalsozialisten informiert. Darüber hinaus wird über die Arbeits- und Sozialgeschichte des Nationalsozialismus berichtet.
Etwas zu kurz kommt dabei allerdings Proras Geschichte nach dem 2. Weltkrieg. Aber es ist eine wirklich sehr sehenswerte Daueraustellung. Ich habe eine ganze Menge an neuem Wissen mitgenommen. Dayo und Suri sind jedoch ziemlich erleichtert, als sie nach mehr als einer Stunde (endlich) wieder raus an die frische Luft können. Wir gehen jetzt an den Hundestrand, wo Dayo und Suri ganz in Ruhe toben und ihren Bedürfnissen nachgehen können. Sie haben es sich verdient.
Ach so: Ein Tipp für die Tanzwütigen unter Euch: Direkt neben dem Dokumentationszentrum befindet sich auch Rügens größte Disco, das M3. Hier können sich bis zu 4.500 Menschen abends austoben. Und für alle, die ohne Hund unterwegs sind, gibt es noch eine ganze Menge mehr zu besichtigen, wie die Kultur-Kunststatt Prora, das NVA-Museum, KdF-Museum und das Rügen-Museum.
Weitere Informationen:
- Das Dokumentationszentrum Prora ist ganzjährig geöffnet – in den Wintermonaten jedoch nicht ganz so lange.
- Der Eintritt kostet sechs Euro pro Person. Die Familienkarte für Eltern und Kinder kostet 14 Euro. Hunde spazieren kostenlos durch Daueraustellung.
- Es werden kostenpflichtige Führungen angeboten.
- Weitere Informationen findet Ihr hier.