Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) äußerte als erstes Mitglied des Kabinetts großes Verständnis für den Unmut, den die Plagiatsaffäre unter Wissenschaftlern ausgelöst hat. Der Entzug des Doktortitels durch die Universität Bayreuth sei richtig gewesen, der ganze Vorgang sei keine Lappalie. "Raubkopien sind kein Kavaliersdelikt. Und der Schutz geistigen Eigentums ist ein hohes Gut", sagte die Christdemokratin der "Süddeutschen Zeitung". Schavan gilt als enge Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die bislang eisern zu Guttenberg hält.
Die Ministerin räumte ein, dass sie sich als Wissenschaftlerin, die vor 30 Jahren selbst promoviert habe, "nicht nur heimlich schäme" für das, was da passiert sei. Zugleich aber betonte sie, dass für Guttenberg das Gleiche wie für jeden Menschen gelte und er deshalb eine zweite Chance verdient habe. "Wir wissen, dass das nicht der erste Fall ist, in dem jemand gute politische Arbeit leistet und zugleich in einem anderen Bereich seines Lebens Schuld auf sich genommen hat."
Schavan reißt damit ein weiteres Loch in die Verteidigungsfront der Union zum Schutz des Ministers.
Zitiert aus Financial Times Deutschland vom 28.2.2012Schavan, nun selbst als Raubkopiererin entlarvt, hat nach eigenem Bekunden "keine Lappalie" begangen und wehrt sich dennoch gegen die von ihr als "richtiges Vorgehen" bezeichnete Aberkennung eines Doktortitels, wo doch "das hohe Gut des geistigen Eigentums keinem Kavaliersdelikt" zum Opfer wurde.
Wo bleibt ihr Rücktritt?
Ach, es gilt, was angeblich "für jeden Menschen gilt"?
"Jeder Mensch verdiene eine zweite Chance"?
Die Zahl derjenigen, die niemals - und das ganz bewusst - eine zweite Chance erhalten haben, ist riesengroß und unfassbar.
Schavan könnte als Ministerin viele derjenigen rehabilitieren, also ihnen eine zweite Chance eröffnen, da noch viele leben. Benötigt es etwa Beispiele?
Oder zählen diese "Sünder" nicht als Menschen?
Ansonsten sollte für Schavan gelten, was angeblich "für alle Menschen gilt":
Wer anderen ein Recht verweigert, sollte dieses nicht für sich beanspruchen dürfen!
Schavan hatte als Bildungsministerin keinem der verketzerten wissenschaftlichen Dissidenten in Deutschland eine zweite Chance eingeräumt, sondern dafür gesorgt, dass diese Menschen keine zweite Chance, geschweige denn Gehör bekommen!
Und was die Reue der Schavan betrifft, ist jedenfalls kein Hauch davon zu erkennen, denn sonst würde Schavan unmöglich gegen die "richtige" Aberkennung ihres Doktortitels klagen.