Prolog Balkan-Blues: Kroatien, bleib Deutsch (1)

Diesen Artikel widme ich Pia – ein Mensch, der mein Leben wie kaum ein anderer erfüllt hat.
Während mein Blog nur Aliyah heißt, führt sie ihre mit Gottes Hilfe dieses Jahr noch durch und ich hoffe, ihr widerfährt in Erez Israel mehr Glück als mir seinerzeit. Immerhin ist sie wie für das Land geschaffen… oder könnte man soweit gehen zu sagen, das Land wurde für sie geschaffen? Immerhin ist sie so zionistisch, dass Ayatollah Chemenei schon vor seiner (und ihrer!) Geburt sich im Mutterleib vor ihr gefürchtet hat*, so jüdisch, dass Neil Armstrong, nachdem er vom Mond die Klagemauer gesehen hatte noch vor Ort einen Rabbi gesucht hat, um zum Judentum zu konvertieren** und so gläubig, dass schon mehr Propheten an sie glauben als sie an Propheten***.

Meine Reise beginnt am Mittwoch vorm langen Wochenende. Ich dachte schon lange darüber nach, mir den Plitvice-Nationalpark anzusehen, jedoch schien es, dass ich mich erst einige Jahre gedulden
musste, bis es soweit war. Als Route wählte ich einen leichten  Umweg über Rijeka, da mich auch diese Stadt aufgrund ihrer Vergangenheit sehr interessiert. Nur war ich diesmal bei der Planung
anscheinend zu optimistisch…

Bepackt mit allem, was notwendig war rollte ich mit meiner Vespa gen Kroatien. Ein bisschen schneller hätts schon sein können, aber es ist sich noch genau zur Abenddämmerung ausgegangen.
Nachdem ich östlich der Innenstadt ein paar Runden gedreht hatte und hin und wieder nach meiner Herberge gefragt hat – mir jedoch niemand vernünftig antworten konnte war ich wohl oder übel
gezwungen mein Material auszupacken und zu recherchieren. Dunkel konnte ich mich noch daran erinnern, dass der Ausgangspunkt der Hauptbahnhof war. Angekommen, Seiten ausgepackt und der
Schock war tief.

AUS DEM BAHNHOF
An der Ausfahrt des Bahnhofs (auf der rechten Seite) befindet sich eine Bushaltestelle für den östlichen Teil der Stadt. Catch the Bus der Linie 1. Nehmen Sie an der 7. Haltestelle.

AUS DEM Busbahnhof (ZABICA)
Die Bushaltestelle befindet sich auf der Meerseite (Linie 1). Nehmen Sie an der fünften Haltestelle.

Die Wegbeschreibung hat mich sehr an folgenden Cartoon erinnert:

Prolog Balkan-Blues: Kroatien, bleib Deutsch (1)

Prolog Balkan-Blues: Kroatien, bleib Deutsch (1)

Prolog Balkan-Blues: Kroatien, bleib Deutsch (1)

Prolog Balkan-Blues: Kroatien, bleib Deutsch (1)
Mama war zuerst an der Reihe. Die Telefonkarte konnte ich über mein Polnisch erhalten – mit dem österreichischen Mobiltelefon wären nur unkalkulierbare Kosten entstanden.
Die war gerade bei Opa und hatte kein Internet. Ganz schlecht.
Dann eben Claudio.
Der war grad auf einer Party und hatte weder Lust noch Akku.
Scheiße. Ich brauche jetzt jemanden der intelligent ist. Plötzlich schoss mir, dass es doch gleichgültig ist, ob ich nach Österreich oder Deutschland telefoniere. Beides teuer. Und so kam der Anruf von Pia zustande. (Oben hab ich sie kurz skizziert).
Pia: Hallo?
Ich: Ja, äh hallo Pia *lache verlegen*, ich bin’s der Mario…
Pia: Ah! (erfreut) Hallo Mario!
Ich: Ja, ähm, hallo, du ich steck grad in Kroatien fest und brauch deine Hilfe
Pia: *lacht* – wie kann ich helfen
Ich: Ich bin gerade in Rijeka und brauche eine Wegbeschreibung bitte, hast du Google Maps vielleicht irgendwo offen?
Pia: Moment…
Ich: Also, ich bin am Hauptbahnhof von Rijeka und brauche bitte den Weg nach Setaliste XIII Divizije 23
Pia: Wo bist du?
Ich: Rijeka… (Blöderweise war ich davon ausgegangen, dass jeder sofort alle Hauptstädte der ehemaligen Kronländer Österreichs kennt), du kannst aber auch Fijume schreiben, das heißt
dasselbe
Pia: Buchstabieren bitte
Ich: R-I-J-E-K-A
Pia: Ok, wo musst du hin?
Ich: In die Setaliste XIII Divizije 23, also S-E-…
Pia: Und du bist am Hauptbahnhof
Ich: Ja genau, aber ich hab grad kein Guthaben mehr, bist du so lieb und suchsts mir bitte ich meld mich gleich wie… TÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜ…
Wenn die Gespräche doch nur billger wären…
Ich laufe zur Frau bei den Zeitungen und frage noch einmal lieb nach einer Karte für mich. Diesmal mit mehr Guthaben. Wie sich  herausstellen wird, verfällt mir irgendwann in den nächsten Jahren
mehr als die Hälfte davon, weil ich nicht so viel telefonieren wollte.

Ich: Hallo Pia… da bin ich wieder
Pia: Hallo Mario *lacht wieder*
Ich: Kannst du mir den Weg bitte sagen?
Pia: Also ja, sicher – nur weiß ich nicht, ob ich’s richtig ausspreche
Ich: Dein Kroatisch ist nicht viel besser als meines, ich hab hier was zum notieren. Sag wie du’s dir denkst, du bist ja intelligent.

Ihre Skizzierung des Weges war dann doch ausgesprochen gut – es gab nur einen kleinen Haken dabei, den auch ich jetzt nur deswegen berücksichtigen werde, weil ich die Situation selbst durchlebt habe: Eine ungefähre Angabe, wie groß die jeweiligen Straßen und Wege im Verhältnis zu denen sind, von denen abgezweigt wird. Und eine ungefähre Angabe, wie lange so eine Straße zu fahren ist.
Dies resultiert daraus, dass die Kroaten es mit den Straßenschildern nicht soooooo genau nehmen und dass die Definition von Straße teilweise sehr… kroatisch war…

Ebenso bezeichnet Google Maps (oder die lokalen Behörden) auch schon zwei Bäume, die die Straßen schöner machen als „Park“. Nur haben dann eben nur Google Maps und die Behörden so halbwegs eine Ahnung, was das sein könnte.

Nachdem ich eine Reihe seltsamer Straßen abgefahren habe und schließlich leicht nervös einen abseits gelegenen Markt erreicht hatte, beschloss ich zwei sich unterhaltende, ältere Pärchen nach
dem Weg zu fragen. Schapeau! Die kannten ihn und waren sogar so nett, vorzufahren.

Wie sich herausstellte, lag das Hostel fernab jeglicher Zivilisation und es grenzte an ein kleines Wunder, dass sich so eine Lokation noch tatsächlich „Rijeka“ schimpfen konnte. Ich hätte es als „abseits gelegener Urwald“ definiert, nur wäre dann wahrscheinlich niemand glücklich, da normale Gäste in Städten zu nächtigen pflegen und Abenteuerurlauber sich ggf. unter „Urwald“ etwas anderes vorstellen.

Das Zimmer durfte ich mit einem sehr sympathischen Brasilianer, der gerade in Wien studiert und zwei schweizer Touristen teilen, die mir wieder einmal gezeigt hatten, das Switzerdütsch wirklich
eine ausgesprochen lustige Sprache ist….

Zum Verständnis für diese möglicherweise etwas seltsamen Zeilen:
* Im Lied „Naghi“ von Schahin Najafi, das ich im Übrigen sehr schätze wird in einer Zeile darauf
angespielt, dass Ayatollah Chamenei noch vor oder während seiner Geburt nach den Propheten Ali
gerufen haben soll. Das ist nicht ganz korrekt. Er wusste, dass Pia ein paar Jahrzehnte später
geboren werden sollte und das hat ihn verängstigt. Das Lied (man muss es ein paar Mal hören und
den Text ggf mitlesen) hat dem Sänger übrigens eine Fatwa eingebracht. Das heißt, dass es einige
Leute gibt, die ihm nach dem Leben trachten.

Prolog Balkan-Blues: Kroatien, bleib Deutsch (1)

** In den Weiten des Internets gibt es ein paar Muslime, die Bauernfängerei betreiben. So wird von
einer Reihe von Persönlichkeiten berichtet, sie wären zum Islam konvertiert. Nach kurzer
Recherche ergibt sich jedoch, dass nebst Neil Armstrong auch eine Vielzahl anderer keinerlei
Bedürfnis verspüren zum Islam zu konvertieren. Nachdem Neil Armstrong jedoch auf dem Mond
von Pia erfahren hat, konnte er glücklicherweise sofort einen Rabbi finden, der ihn noch auf
unserem Trabanten geholfen hat, zum Judentum zu konvertieren.
*** Diese Zeile beziehe ich auf einen Satz in einem Gespräch, das ich einmal mit einem Imam
geführt habe. Er wollte mir erklären, warum der Muslim in den Himmel kommt und die
Ungläubigen es niemals schaffen werden. Die Geschichte ging folgendermaßen:
Ein Jude kommt vor das Himmelstor und möchte hineingelassen werden. Der Pförtner (Petrus???)
fragt ihn, an welche Propheten er geglaubt hat, worauf der Jude sagt, er hätte Adam, Abraham,
Isaak, etc gehabt (Wobei ich mich hier ernsthaft gefragt habe: War Adam Prophet?). Dem Pförtner
ist das allerdings nicht genug. Da kommt ein Christ und der Pförtner fragt ihn, welche Propheten er
gehabt hätte. Der Christ meint, er hätte daran geglaubt, woran der Jude geglaubt hat (Muss ich das
jetzt wirklich kommentieren?), nur hätte er auch noch Jesus gehabt. Der Pförtner gibt sich etwas
zufriedener, nur ist ihm das immer noch nicht genug. Da kommt der Muslim (ja, „der“ und nicht
„ein“) und wird auch gegretchenfragt – nun zählt der Muslim alle auf, die schon Jude und Christ
hatten – einschließlich Mohammed! Deswegen kommt der Muslim in den Himmel und die anderen
nicht.
Dass diese Geschichte eine Beleidigung für die Intelligenz ist, muss ich hier nicht ausführen denke
ich. Jedoch finde ich es interessant, was passiert, wenn man den Gedanken weiterspinnt und
während dem (vorzugsweise sunnitischen) Muslim einen Aleviten hinschickt, dessen Religion zwar
recht islamisch (schiitisch übrigens) ist, jedoch wesentlich liberaler ist. Zudem glaubt der Alevit
noch an Ali, somit muss der gläubige Sunnit draußen bleiben, während sein liberalerer Genosse
Eintritt ins Paradies findet. Ebenso spannend wäre es, wenn ein Hindu kommt. Der glaubt ja
weniger an Propheten, als an Götter. Da mathematisch ausgedrückt
Gott > Prophet
Müsste der Hindu den Muslim auslachen und freundlich von den Göttern seiner Wahl empfangen
werden…
Und Pia? Ja, bei ihr müssen selbst die Propheten angeben, dass sie an sie geglaubt haben…


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