Projektgeschichte über das Kaffeeküchengeheimnis

Das ist mal wieder eine Geschichten aus dem wirklichen Projektleben. Projektgeschichte über das Kaffeeküchengeheimnis
Neulich erhielt ich einen Anruf vom Herrn Meier. Das ist ein Mitarbeiter eines Unternehmens, in dem wir uns bis vor kurzen um Projekte gekümmert haben. Wichtigstes Arbeitsmittel der Projekte dort ist: die Kaffeemaschine. Das wusste das Unternehmen aber (noch) nicht.

Übrigens, das meine ich ernst mit der Kaffeemaschine. Denn an der Kaffeemaschine werden Probleme besprochen, Ideen ausgetauscht, Erfahrungen geteilt und zwar nicht nur über Kaffee, sondern alles, womit man sich im Unternehmen gerade so beschäftigt. Wenn ich wissen will, was nirgends steht und wovon angeblich keiner eine Ahnung hat aber unglaublich wichtig und dringend ist, hole ich mir einen Kaffee und fange an mit den Leuten zu reden.

Die haben also so eine schicke Maschine von Nespresso, mit Kaffee, den man bestellen kann und der dann geliefert wird.
Der Herr Meier also rief an: "Wir brauchen Dich!" Hurra, so schnell hat uns ein Problem wieder gefunden? Ich will mich gleich auf den Weg machen. Doch vorher hörte ich mir sein Problem zu Ende an. Er erzählt:
"Du hast doch immer Kaffee mitgebracht. Der war jetzt alle. Ich hab also letzten Mittwoch Kaffee bestellt, zu liefern an meine Packstation von DHL für den Kaffee. Nespresso hat meinen Kaffee verschickt. Nennen wir es Paket 1. Ich hab die Packstation angegeben, aber meine Nummer vergessen.
Ich habs gemerkt, angerufen, Bescheid gesagt. Das war Donnerstag früh.
Nespresso hat gesagt, kein Problem, Das Paket kommt zurück. Weils dringend ist, schicken wir ein neues Paket. Nennen wir es Paket 2.
Wann kommt der Kaffee genau? Ich rufe nochmal an, sie sagen, Paket 2 kommt am Freitag. Also in die Packstation mit der Nummer diesmal. Es ist Freitag. Kaffee? Nein!

Es ist Montag. Ich rufe an. Paket 2 kommt am Montag sagen sie, sonst Montagabend anrufen.
Inzwischen sind mehrere Projekte im Unternehmen ernsthaft gefährdet. Es gibt keinen Kaffee. Die Produktivität sinkt. Kontinuierlich.
Nespresso forscht nach verlorenen Paketen. Und - Paket 1 wurde per Postbote persönlich zugestellt. Nur, wer wohnt in Packstation 103? Den würde ich gerne kennenlernen.
Paket 2 liegt seit Freitag in der Packstation. Huch? Da wars doch gar nicht."
Das Problem wird ganz schön bunt. Ich bin ratlos. Wer hat das Problem und welches soll ich lösen? Beim Unternehmen, bei Nespresso oder bei DHL? Oder ganz woanders?
Der Herr Meier am Telefon ist ganz verzweifelt: „Ohne Kaffee funktioniert doch unserer Unternehmen nicht, was soll ich nur tun? Keiner kann arbeiten, alle warten auf Kaffee. Mach doch mal was.“
Bilder von verwaisten Produktionshallen und leeren Besprechungsräumen ziehen durch meinen Kopf. Alle Mitarbeiter stehen in den Kaffeeküchen, den leeren Becher in der Hand, Verzweiflung im Blick. Keiner redet mit dem andern.

Ich lasse mich überreden, und fahre los. Unterwegs halte ich beim Nespresso-Laden. Das Unternehmen vom Herrn Meier funktioniert jetzt wieder.
Da habe ich die Antwort. Die Erkenntnis auf die brennende Frage der Managementforschung: Was hält ein Unternehmen im Innersten zusammen?

Es sind die Kaffeeküchen, Kaffeemaschinen, Tassen, und so weiter. Denn dann fangen die Leute an, miteinander zu reden.
Und alle wirklich wichtigen Dinge im Unternehmen werden in der Kaffeeküche besprochen. Gut funktionierende Unternehmen nennen es auch das Kaffeeküchengeheimnis.

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                                        (Quelle: einer unserer besten Projektgeschichtenerzähler Christoph Schiele)Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de

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