Nachdem ich nun endlich das Avalon-like Kleid genäht habe, kann ich in meiner ewigen Liste an Traumkleidungsstücken weiterschreiten. Ich habe vor sage und schreibe 6 (in Worten: Sechs) Jahren eine Skizze von Wunschklamotten gemacht, von denen ich bisher ein Kleid und eine Mütze fertig bekommen hatte. Beides hat mir später nicht so gut gefallen. Was sagt uns das? Ich habe kein Talent zum freien Gestalten von Kleidung. Was ich mir ausdenke, das sieht genäht bescheuert aus.
Lassen wir uns davon ins Bockshorn jagen? Nein. Manch einer mag auf seinem Sterbebett gern daran denken, wie er den Weltfrieden gefördert oder 10 Millionen Legehühner gerettet hat (nix dagegen einzuwenden!), aber ich denke ich werde erst zufrieden sein, wenn ich alle meine Traumfummel im Schrank hängen hab. Es gibt schlimmere Laster.
Mein Traum-Mantel hat mehrere Erscheinungsformen. Ein Ding wie in besagtem Avalon-Film, ein Ding wie hier zu sehen: Toller shop mit Feen-Mänteln (aber weniger knallbunt). Und einer wie in meiner sechs Jahre alten Zeichung:
Als heimliches viertes Projekt hätte ich noch gerne einen Druidenumhang, aber sowohl den Umhang als auch so einen Avalon-Mantel verschiebe ich auf zukünftige Larp-Aktionen, denn primär brauche ich etwas Warmes für diesen Winter, und man will ja damit auch mal im Ort einkaufen gehen, ohne allzusehr aufzufallen, gell?
Von meiner Zeichnung besitze ich bereits den Rock nebst Unterrock, sowie die Gugel als Häkelversion. Barette habe ich einige, also auch abgehakt. Muff und Tasche hatte ich total vergessen, bis ich das alte Bild grade ausgegraben hatte. Die Hose habe ich mir zum Glück nie genäht, denn mittlerweile finde ich sie blöd.
Bleibt der Mantel. Ich mag zwei grobe Formen: Der nach unten stark ausgestellte, taillierte Mantel mit langen, weiten Ärmeln. Gern mit großer Kapuze, wie in oben verlinktem etsy-shop zu sehen. Die Idee, alte Pullover zu verwenden, ist klasse. Nur habe ich keine Säcke voller alter Pullis, und werde bestimmt nicht anfangen zu sammeln. Die zweite Mantelform, die ich liebe, ist weit, weit und weit. Wie in der Zeichnung. Da kämen vielleicht aktuelle Dufflecoat-Schnitte in Frage, wie es sie auch bei Burda gibt.
Oder ich verbinde ausgestellt mit weit, weit und weit. Dann würden Schnitte wie diese in Frage kommen:
Hier könnte man den Ärmel ohne Falte arbeiten und hätte- tadaaaa- meine geliebte Trompetenform. (Burda 7314-V)
Oder sowas?
Ich weiß, das sieht ebenfalls aus wie aus den 60ern... (Burdamagazin 03/2010) Aber wenn man die Ärmel verlängert und den Mantel auch...? Ich mag die Raglanärmel, und eine Kapuze kann ich selber basteln.
Oder eine dritte Lösung:
Das ist ein Burdaschnitt aus Heft 10/2010, und den müsste ich eigentlich haben. Hier gefällt mir aber nicht, wie eng die Ärmel eingesetzt sind, und zu schmal sind sie auch.
Wenn meine Nähfreundin Aud das liest, lacht sie sich scheckig. Sie braucht keinen Schnitt und legt die weltbeste Passform hin. Schnittlegastheniker wie ich brauchen aber vorgegebene Schnitte. Ändern kann ich, nur neu machen nicht. Basta.
Ach Leute... früher habe ich immer gesagt: Bevor ich stundenlang durch Geschäfte laufe (da gab es noch kein onlineshopping) nähe ich mir meine Wunschkleider schneller selber. In Zeiten von ASOS und Otto-Online jedoch scheint alles verfügbar, was ein Mensch sich nur denken kann. Nach meiner Erfahrung ist aber online shoppen nicht viel einfacher: Es passt nicht, die Qualität sah auf dem Foto 10mal besser aus, und "anprobieren, ausziehen, zurückhängen" gibt es nicht mehr.
Trotzdem strafe ich mich selber Lügen, wenn ich Jahre (!) brauche, um ein bestimmten Kleid, Mantel, Mütze, etc etc etc zu basteln. Denn kaufen wäre in jedem Fall schneller gewesen. Auf der anderen Seite hätte ich GENAU dieses Teil niemals nicht kaufen können!
Will sagen: Auch wenn meine jahrelangen Anläufe zu den Traumroben scheinbar eine Ewigkeit dauern...am Ende habe ich ein Kleidungsstück, das es nur einmal gibt auf der Welt. Und es gehört mir.