Projekt: On the Way to Uschi

Von Carrie W. @CarrieWi

Ich liebe diese Bücher-Erbstücke. Bücher, die man von Freundin zu Freundin weitergibt um die eigene Horizonterweiterung mit den Liebsten zu teilen. Ich halte nun ein solches Buch in meinen Händen. “Das Uschi Prinzip” von Meike Rensch-Bergner. Von allem nur das Beste heißt es da. Wie Frauen bekommen, was sie wollen. Klingt ziemlich vielversprechend finde ich. Also schnappe ich mir das Buch und meine Picknickdecke und gönne mir einen entspannten Nachmittag im Park. Die Sonne scheint mir auf den Bauch, und ich tauche ein in die Welt der Uschis.

Wer sind sie, diese Uschis?

Mädels, in eurem tiefsten Inneren wisst ihr genau, WER die Uschis sind. Der Name ist ausgesprochen, und wir haben ein perfektes Bild vor uns. Wir wissen, wie sie aussieht, welche Kleidung sie trägt. Wir wissen wie sie spricht, was sie sagt, wie sie riecht. Vor allem wissen wir, was sie ausstrahlt. Außerdem hassen wir sie, unbekannter Weise, aus dem tiefsten unserer dunklen Seele. Aber wie ist sie nun, diese Uschi? Im Buch wird sie in einer typischen Situation beschrieben, die wir alle bereits etliche Male so erlebt haben. Dies ist meine Version:

Anne und ich sitzen in unserem Lieblingscafé und gönnen uns einen After-Shopping-Prosecco. Wir finden das Leben ziemlich schön. Die Sonne scheint, wir haben ausgiebig eingekauft, sind tiefenentspannt und quatschen über Männer. Die Ruhe und Gelassenheit wird auf einmal jäh von einer schrillen Stimme aufgewühlt. “Es ist mir viel zu heiß in der Sonne, das weißt du doch! Ich will in den Halbschatten, suchst du mal einen Tisch?”. Anne und ich haben in diesem Moment exakt denselben Gesichtsausdruck – die Kinnlade auf den Knien. Ihr wisst was ich meine. Angetakelt auf ihren überhohen, goldenen Stilettos kommt hier eine Uschi, wie sie im Buche steht. In ihrem quietschgrünen, mit wilden neonfarbenen Mustern überzogenen, sowie für ihr Alter etwas zu kurzen Chiffonkleid sieht sie ein wenig aus wie ein New-Age-Frosch. Der dünne Spaghettiträger rutscht ihr immer wieder von der Schulter, so dass ihre Brüste sich fast der Öffentlichkeit präsentieren. Büstenhalter werden heutzutage offensichtlich überbewertet. Diese Frau hat so viele Haare in ihrer dunkelbraunen, langen Mähne, dass sie es wahrscheinlich nicht mal merken würde, wenn sich hier eine kleine Vogelfamilie einnistet. Hundert pro, das sind Extentions! Hinter ihr her hechelnd ein ziemlich gutaussehender, ziemlich schick angezogener, also rundum ziemlich toller Kerl. Der tolle Kerl trägt sogar die vielen tollen Tüten, die die Uschi bei ihrem tollen Shoppingtrip gefüllt hat. Beschämt schiebe ich meine H&M Tüte unter meinen Stuhl. In einer Tour quäkt die Uschi den tollen Kerl an. Diese Stimme! Die Uschi hat eine Stimme, die man überall hört. Grausam. Und alle glotzen. Wirklich alle! Erst will sie da sitzen, dann ist es ihr zu warm, dann lieber dort sitzen, da ist es ihr dann zu kalt. Der tolle Kerl, fleißig bemüht, immer hinterher. Rückt ihr den Stuhl zurecht, dirigiert den Kellner, neigt den Sonnenschirm in die gewünschte Richtung. Auf den Tisch packt sie ihr neues iPhone mit Glitzerhülle und ihre Vogue Kippen. War ja klar, passt wie die Faust aufs Auge. “Ich will mal wieder einen neuen Klingelton Schatzi, kannst du mir das einstellen, dass der neue coole Song von Pitbull läuft wenn mich jemand anruft?”. Oh Mann, echt jetzt? Mach doch selber, ist ja wirklich nicht so schwer. Denke ich. Anne auch. Dann beginnt die Uschi zu erzählen. Sie erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt und erzählt… ich sag’s mal so: Gequirlte Scheiße. Anne und ich verdrehen im Sekundentakt die Augen. Wie kann man nur so sein?? Der tolle Kerl sitzt da, hört aufmerksam zu, schenkt ihr Wein und Wasser nach, zündet ihre Glimmstängel an, schiebt den Sonnenschirm hin und her, und wirkt (zumindest äußerlich) völlig ungenervt. Wie macht sie das nur? Mal abgesehen davon, dass Anne und ich dieses Wesen da neben uns abgrundtief hassen, schafft sie es doch unsere Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Unsere, und die aller Anderen. Für sie scheint alles so einfach zu sein. Jeder tanzt nach ihrer Pfeife, ihr scheint alles nur so zuzufliegen.

Wir hassen Uschi, machen uns lustig, verdrehen die Augen, schütteln die Köpfe. Und dann, wenn wir ganz ehrlich zu uns selbst sind stellen wir folgendes fest: Wir beneiden sie. Wir beneiden sie nicht um ihre Piepsstimme und die Tatsache, dass sie wahrscheinlich wirklich nicht selbst den neuen Handyklingelton einstellen kann. Wir beneiden sie um die Leichtigkeit ihres Lebens.

Wer bin ich, wer ist sie?

Auf einer Skala von 0-10 bin ich uschitechnisch eine glatte Null. Das heißt nicht, dass ich die nächste Alice Schwarzer werde. Es heißt lediglich, dass ich als Single mich daran gewöhnt habe, die Dinge selbst zu machen. Ich sehe mich selbst als eigenständigen, niveauvollen, gebildeten Menschen mit leichtem Hang zum Perfektionismus. Ich bin mäßig selbstbewusst und würde wohl als “dezent” durchgehen. Ich bin kein Mittelpunktsmensch, auch wenn ich mich gerne einbringe stehe ich doch lieber am Rand und lasse Anderen den Vortritt. Grelle Farben trage ich selten (warum weiß ich eigentlich nicht), die Mörderhacken bleiben meist im Schrank (weil es höllisch weh tut), ich versuche davon abzusehen dumme Fragen zu stellen und den Eindruck zu erwecken als bräuchte ich bei irgendwas Hilfe.  Wenn ich etwas nicht auf Anhieb kann probiere ich es so lange bis es klappt. Um Hilfe bitte ich nur im äußersten Notfall. Ich wechsle Glühbirnen selber aus – weil ich es kann. Ich installiere meinen Drucker selbst – weil ich es kann. Ich verachte Unselbstständigkeit. Mein Leben an sich würde ich  ganz und gar nicht als mühsam oder schwer bezeichnen, es könnte leichter sein – so wie das von Uschi.

Uschi ist so ziemlich das Gegenteil von mir. Sie ist wahnsinnig überzeugt von sich selbst. Es ist ihr ziemlich egal, ob das neue Kleid perfekt sitzt oder nicht. Sie findet sich darin heiß und das sollen alle wissen. Uschi grübelt nicht so viel darüber wie sie was machen oder sagen soll. Sie macht einfach. Uschi fällt auf um jeden Preis, glitzert, funkelt, ist laut. So schafft es die Uschi, dass um sie herum alle nach ihrer Pfeife tanzen. Wenn ich mir denke “ach warum soll ich da jetzt jemanden fragen, der mir hilft, das kann ich doch auch alleine” stehen bei Uschi bereits die Männer Schlange, die hopsend “ich ich ich” rufen. Uschi kann vielleicht sogar einen Drucker installieren – der Untschied ist: Sie will es nicht.

Der Weg zur Uschi

Will ich eine Uschi sein? Nein. Ehrlich nicht. Uschi in ihrer reinsten Form – too much. Aber sie liefert mir so einiges, das ich imitieren kann. Ich will ich selbst bleiben, ich will nicht so tun als könnte und wüsste ich nichts. Dafür bin ich zu stolz, und ich denke, das ist nicht Sinn und Zweck der Übung. Ich lese die ersten Seiten des Buches und bemerke sehr schnell, was mein Hauptproblem ist: Der so hieß und innig geliebte Perfektionismus. Er steht mir ziemlich im Weg – bei allem. Ich mache die Dinge, die ich so mache, gerne perfekt – zumindest so perfekt wie möglich. Die Frage, die ich mir beim Lesen unwillkürlich stelle ist die: WARUM? Muss immer alles perfekt sein? Bis jetzt war das meine Überzeugung. Ich will nicht, dass die Menschen hinter meinem Rücken über mich sprechen. Also versuche ich, ihnen so wenig wie möglich Grund dazu zu geben. Die Schlussfolgerung daraus ist allerdings auch, dass ich meist nicht so sehr im Gespräch bin. Aber will ich im Gespräch sein? Fragen über Fragen und am Ende bleibt doch nur eine Erkenntnis: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Sich etwas trauen, Neues ausprobieren, mutig sein, geheimnisvoll sein, das ist es, was die Uschi im Grunde ausmacht. Wir wollen keine dumme, naive Uschi sein. Wir wollen eine Uschi sein, die genau weiß was sie wann wie tun muss um zubekommen was sie will.

Die Überwindung, einfach mal meine Prinzipien über Bord zu werfen und einfach mal zu machen statt immer nur viel darüber nachzudenken stelle ich mir grausam vor. Wahrscheinlich eher sauschwer. Allerdings werde ich nie erfahren, ob es mein Ding ist oder nicht, wenn ich es nicht wenigstens ausprobiere. Also dürft ihr mich begleiten. Das Buch zeigt sieben Grundprinzipien auf:

1.) Sei eine Königin
2.) Lebe nach dem Lustprinzip
3.) Wünsch dir was
4.) Handle strategisch
5.) Leg endlich los
6.) Lass andere für dich arbeiten
7.) Geh niemals ohne Glitzer

Ich werde lesen, testen, scheitern, nochmal versuchen, urteilen und berichten. Ich bin gespannt, ob und wenn ja wie sehr sich mein Leben dadurch verändern wird. Ich beginne jetzt sofort, indem ich losziehe, und mir ein neues Kleid kaufe. Kein schwarzes, kein graues. Es muss mindestens 2 verschiedene bunte Farben haben. Und vielleicht ein paar neue Schuhe dazu?

Stay tuned…

photo credit: Alba Soler Photography via photopin cc


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