Die Antwort auf diese Frage interessierte mich schon lange. Aber da ich seit über 10 Jahren nicht mehr in meinem Heimatort wohne, ergab sich irgendwie nie so recht die Möglichkeit, ihr nachzugehen. Doch vor kurzem war ich zum Grillen bei meinen Eltern eingeladen und ich entschied spontan, bei der Gelegenheit zuvor einfach eine Runde auf dem Pfad zu laufen. Speziell dafür trainiert hatte ich zwar nicht, aber ich war dennoch gespannt.
Vom Elternhaus bis zum Pfad im Wald ist es exakt ein Kilometer. Ideal um warm zu werden. A propos warm, mit 24 Grad waren die Temperaturen für mich auch nicht unbedingt ideal. Egal, ich wollte einfach mal schauen, was dabei rauskommt. Ich startete meinen FR620 und gab Gas. Bereits nach 100 Metern wusste ich, das wird hart. Ich peilte einen Schnitte um 4:00 an, doch wirklich auf die Uhr hatte ich nicht geschaut. Bei 2,5 Kilometern muss man nicht viel überlegen. Vollgas!
Der Pfad war noch fast genau so, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Aber für Sightseeing hatte ich keine Zeit. Ich konzentrierte mich darauf, das Tempo irgendwie zu halten und konstant zu laufen. Nach einem Kilometer piepste der Forerunner und meldete eine 4:04. Das war ok. Doch jetzt galt es, auf den letzten 1,5 Kilometern nicht langsamer zu werden. Doch die warme Luft machte mir etwas zu schaffen. Das sind einfach nicht meine Temperaturen.
Ich quälte mich die lange Gerade entlang und hatte Mühe das Tempo zu halten. Nach dem zweiten Kilometer meldete mein Forerunner eine 4:06. Nur zwei Sekunden langsamer geworden. Doch die Beinmuskulatur fing nun an zu brennen und ich pumpte wie ein Maikäfer. Die letzten 500 Meter waren eine Qual. Das Ziel vor Augen blickte ich ständig auf die Uhr. Wird es reichen? Irgendwann merkte ich, dass es wohl nix wird. Dennoch gab ich alles und nach 10:03 beendete ich die Runde.
Ich ring nach Luft und mir war leicht schwindlig. Es dauerte eine Weile, bis ich wieder halbwegs beisammen war. Laut Forerunner lief ich den letzten halben Kilometer in einem 3:53er Tempo. Ich konnte am Ende also tatsächlich nochmal zulegen. Aber mehr ging wirklich nicht. Nach ein paar Minuten Durchatmen lief ich wieder locker zu meinem Elternhaus zurück. Steak und Grillwurst hatte ich mir nun echt verdient.
Was soll ich nun von dieser Zeit halten? Ärgern, weil ich 10 Sekunden über meiner damaligen PB bin? Oder stolz sein, weil es nur 10 Sekunden sind? Wohl eher letzteres. Zwar hätte ich die 9:53 zu gerne unterboten, doch ich darf nicht vergessen, dass ich inzwischen 23 Jahre älter und auch ein paar Kilogramm schwerer als zu meiner Teenager-Zeit bin. So gesehen, habe ich wohl sogar verbessert.
Und dennoch, die 9:53 lässt mir keine Ruhe. Sei es nun Midlife-Crisis oder einfach nur Ehrgeiz, ich möchte diese Zeit unterbieten. Mit etwas gezieltem Training und besseren Witterungsbedingungen wird dies auch möglich sein. Und so sehe ich diesen Lauf einfach als Vorstudie und verkünde nun den offiziellen Kick-off des Projektes 9:53. Es müssen ja schließlich nicht immer die üblichen Ziele sein.