Professionelles Korrektorat für Selfpublisher – optionaler Schnickschnack oder überlebensnotwendig?

Was macht eigentlich ein Selfpublisher?
Professionelles Korrektorat – optionaler Schnickschnack oder überlebensnotwendig?

Überlebensnotwendig. Keine Diskussion.

Nichts kann einem Leser gründlicher die Freude an einem Buch verderben, als eine miese...Click To TweetPowered By CoSchedule

Nichts kann einem Leser gründlicher die Freude an einem Buch verderben, als eine miese Rechtschreibung. Wirklich nicht. Während man bei einem Taschenbuch aus dem Handel bei einem Fehler noch denkt: Sieh mal an, die sind auch nicht vollkommen! ähneln manche selbst publizierten Werke eher einer Geheimschrift, bevor man endlich darauf kommt, dass Orthografie, Groß- und Kleinschreibung sowie Grammatik als optionale Zusatzschritte betrachtet wurden, die der Schreiber offenbar aus Kostengründen weggelassen hat.

Ein unabhängiges Lektorat oder zumindest ein professionelles Korrektorat sind der einzige Punkt beim Selfpublishing eines Buches, für den du Geld ausgegeben musst. Das ist nicht optional. Du willst, das Leser Geld für deine Bücher ausgeben? Dann gib ihnen ein Buch, dass dieses Geld auch wert ist!

Denn ansonsten bist du nichts anderes als ein Automechaniker, der die Roststellen in der Karosserie bloß überpinselt, ein Klempner, der die Rohre mit Panzertape abklebt und sich das Schweißen spart oder ein Maler, der die Farbe so sehr verdünnt, dass nach dem Trocknen der alte Anstrich wieder durchkommt. Mit anderen Worten: ein Pfuscher: Würdest du so einen Handwerker wieder beauftragen? Bestimmt nicht! Mehr noch: du würdest auch andere vor ihm warnen.

Als Autor bist du bei den handwerklichen Aspekten nicht besser dran.

Du darfst gern aus meinen Fehlern lernen…

Glaub mir: ich hab das auf die harte Tour gelernt. Bei meinen ersten Büchern hatte ich mir die Kosten für das Korrektorat gespart und selbst Hand angelegt – der schwerste Fehler meiner Selfpublisher-Karriere. Erspare dir die vernichtenden Kritiken.

Bei meinen ersten Büchern hatte ich mir die Kosten für das Korrektorat gespart und selbst Hand...Click To TweetPowered By CoSchedule

Und egal was du glaubst: für deine eigenen Texte bist du immer ein schlechter Korrekturleser. Schuld daran ist dein Gehirn, denn graue Klumpen ist ziemlich faul. Statt sich die Mühe zu machen, Informationen Buchstabe für Buchstabe vom Papier über die Augen aufzunehmen und umzuwandeln, kramt es lieber im eigenen Speicher und präsentiert deinem Bewusstsein das, was im Manuskript stehen sollte. Und das ist nicht unbedingt das, was wirklich da steht.

Für deine eigenen Texte bist du immer ein schlechter Korrekturleser.Click To TweetPowered By CoSchedule

Es gibt ein paar Tricks, unser Gehirn dazu zu bewegen, nicht auf die eigenen Erinnerungen zurückzugreifen, etwa den Text laut oder rückwärts zu lesen, aber diese Techniken sind nicht hundertprozentig sicher. Auch Testleser ersetzen kein professionelles Korrektorat. Testleser erkennen viel, das stimmt. Da sie einen unbekannten Text vor sich haben und jedes Wort erst einzeln lesen, verstehen und einordnen müssen, fallen ihnen Fehler eher auf. Aber wenn es sich bei deinen Testlesern nicht um nicht unterforderte Deutschlehrer oder Germanistikprofessoren handelt, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Feinheiten der deutschen Rechtschreibung und Grammatik auch ihnen unbekannt sind.

Was ist der Unterschied zwischen einem Korrektorat und einem Lektorat?

Einfach erklärt: Bei einem Korrektorat wird nur nach Fehlern bei Rechtschreibung und Grammatik gesucht. Ein Lektorat kümmert sich um Fehler (oder Verbesserungsmöglichkeiten) beim Geschichtenaufbau, der Charaktergestaltung – also um den Inhalt, mit dem Ziel, die Geschichte für den Leser besser zu machen. Einen guten Lektor zu finden ist ungefähr so einfach wie einen Partner fürs Leben zu finden. Mit dem einem möchte man seine Bücher großziehen, mit dem anderen seine Kinder…

Ob du nun per Lektorat deine Geschichte gründlich überarbeiten, oder per Korrektorat deinen Text entfehlern lassen willst, musst du selbst entscheiden. Durch deine Testleser weißt du, ob deine Geschichte ankommt oder nicht. Wenn sie nicht wirklich zündet, deine Leser aber nicht genau sagen können, warum, dann könntest du es mit einem Lektorat versuchen. Falls die Geschichte stimmt, reicht ein Korrektorat.

Wie findest du ein Korrektorat, das zu dir passt?

Einen guten Korrektor zu finden ist einfacher, als einen passenden Lektor/Lebensgefährten, aber auch hier kommt es auf die menschliche Komponente an; je besser man miteinander auskommt, desto besser klappt die Zusammenarbeit. Eigentlich logisch, oder?

Wie findest du aber einen Textprofi, der zu dir passt? Eine Website, die unglaublich professionell aussieht, kann sich heute jeder mit ein paar Klicks zusammenstellen. Besser ist es, die Referenzen zu prüfen. Sind Bücher darunter, die deinem entsprechen? Entsprechen diese Referenzbücher dem Standard, den du gern für dein Werk hättest? Arbeitet er in deinem Genre? Falls nicht, könnte es sein, dass er zu deinem Buch einfach keinen Zugang findet. Das Ergebnis muss deshalb nicht schlechter ausfallen, aber mir fällt die Zusammenarbeit mit anderen leichter, wenn sie auch meinen Buchgeschmack teilen.

Du kannst auch den umgekehrten Weg gehen: such dir Bücher aus, die dir gefallen und sieh im Impressum nach, wer für Korrektorat und Lektorat verantwortlich ist.

Oder der übliche Rat: Frag Twitter! Tweets mit dem Hashtag #followerpower erreichen meist eine enorme Anzahl Menschen und du bekommst die ein oder andere Empfehlung. Es sind auch viele Autoren auf Twitter unterwegs, die dir sicher gern jemanden empfehlen.

Die meisten Korrektorate bieten eine Art Kennlern-Service an: eine handvoll Seiten werden zum Festpreis überarbeitet. Das solltest du für die Kandidaten nutzen, die in die engere Wahl kommen. Auch wenn es Geld kostet; an dieser Stelle zu sparen ist die falsche Entscheidung. Denn es geht hier ja hoffentlich um eine jahrelange Zusammenarbeit (Oder willst du etwa nach einem Buch bereits aufhören?). Achte auf die harten und die weichen Faktoren. Werden Zusagen und Termine eingehalten? Klappt es mit der Kommunikation? Ist Leidenschaft für das geschriebene Wort zu spüren? Kannst du dir eine zukünftige Zusammenarbeit gut vorstellen? Kommt er mit deinen Dateiformaten klar? Sind Änderungen deutlich und eindeutig markiert und leicht nachzuvollziehen?

Erwarte aber keine Vollkommenheit; es gibt keinen Korrektor, der immer alle Fehler findet. Für deine endgültige Entscheidung beachte dem Rat folgender drei Instanzen: Bauch, Kopf, Geldbeutel. In dieser Reihenfolge.

So – wenn jetzt der Inhalt stimmt, dann ist als nächstes die Verpackung dran. Das Cover ist das erste, was dein zukünftiger Leser von deinem Buch sieht. Da lohnt es sich, mehr als nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Und welche Gedanken das sein sollten, darum geht es nächste Woche. Bis dahin!

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