Dort ist sie als verantwortliche Autorin nach wie vor mit all ihren Titeln aufgeführt. Rein formell darf sie das sogar dank ihrer Ankündigung, gegen die Entdoktorung zu klagen. Erst wenn sie von einer Klage absieht oder diese verliert, ist sie endgültig aus dem Rennen
Realsatire – Das ist mit einiger Wahrscheinlichkeit nur eine Frage der Zeit. Immerhin haben 15 ordentliche Professoren ihr Machwerk neun Monate lang geprüft. Sie haben Textpassagen mit den älteren Originalen verglichen, über Paraphrasierungen diskutiert und sind dann, nicht zuletzt dank der Seite Schavanplag, zu der Auffassung gelangt, dass 46,7 Prozent der Arbeit aus geklauten Teilen besteht. Ganz bewusst hatte die Ministerin bei ihrer 30 Jahre zurückliegenden Arbeit die gedankliche Arbeit anderer Leute übernommen, umgeschrieben und zu ihrem geistigen Eigentum erklärt. Es gibt ein Wort dafür – Betrug. Und im Gegensatz zu Guttenberg hat sie sich richtig viel Mühe gegeben, diesen Betrug zu verschleiern. Nun steht ihr Rücktritt unmittelbar bevor. Dass sie wird zurücktreten müssen, stand spätesten zu dem Zeitpunkt fest, an dem Angela Merkel sich öffentlichkeitswirksam ‘voll und ganz’ hinter sie gestellt hatte. Das heißt nichts anderes, als das Schavan von ihr demnächst einen Tritt in den Hintern bekommen wird. Seinerzeit hatte sie sich nicht einmal ‘heimlich’ für Guttenberg schämen können, wie sie damals beteuerte, als sie seinen Rücktritt einforderte. Mal sehen, ob’s diesmal klappt.
Amt oder Titel
gescheiterte Doktorspiele
Politiker, die ihre Ämterkarriere bereits während ihres Studium beginnen, sind im Grunde genommen nichts anderes als Zeitbomben mit Zufallszünder. Durchschnittlich arbeiten Studenten nach Abschluss ihres Studiums an die fünf Jahre lang an ihrer Dissertation. Der einzige Weg, den sie in dieser Zeit kennen, verläuft zwischen ihrer WG und der Unibibliothek. Die Mittel sind in der Regel knapp und ein Blick in den Kühlschrank rührt zu Tränen. Wieder und wieder erweitern sie, streichen weg, strukturieren neu, gliedern anders, um sich dann doch wieder auf die vorherige Lösung zu besinnen und feilen letztlich an jedem einzelnen Satz, ja an jedem einzelnen Wort um auch wirklich auf der sicheren Seite zu sein. Falsch interpretierbare Aussagen sind in dieser Zeit ihre größten Feinde, Unzweideutigkeit die Rettung. Diese Zeit hatte Schavan nicht, denn bereits mit 20 Jahren übernahm sie den Vorsitz der Jungen Union. Sie musste sich entscheiden zwischen einer schnellen politischen Karriere oder dem, wenn auch langsameren, so doch seriöseren Weg. Und so fällt bei genauerer Betrachtung des Plagiats denn auch auf, dass Schavan die ersten zwei Viertel ihrer Arbeit überwiegend alleine verfasst hat. Erst ab etwa dem dritten Viertel, beginnt sie dann wie der Teufel zu klauen. Das lässt sich in zeitliche Konkruenz zu ihrer politischen Karriere bringen. Dort wo es begann, im Studium wirklich schwierig zu werden, da gab sie ihrer politischen Karriere den Vorzug anstatt wie wild zu büffeln.
schavanplag.wikia.com
Macht’s gut, geliebte Privilegien
Am ehesten werden ihr wohl die üppigen Bezüge fehlen, die sie bis jetzt genießen durfte. Als MDB erhielt sie bislang jährlich 133 452 Euro an Diäten zuzüglich einer Jahrespauschale in Höhe von 45 384 – steuerfrei. Andernfalls würde sie der Allgemeinheit mit 224 220 Euro auf der Tasche liegen müssen, um gleichviel einsacken zu können. Die großzügige Altersversorgung nicht mit eingerechnet. Zudem stehen Bundestagsabgeordneten in Berlin ständig 40 hervorragend ausgestattete Luxuslimousinen nebst Chauffeur zur Verfügung, abgerundet durch eine Telefonbereitschaft rund um die Uhr. Es ist nicht vorgesehen, das irgendein MDB jemals eine Fahrt mit dem Taxi oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln jemals aus eigener Tasche bezahlt. Abgeordnete genießen einen vierjährigen Kündigungsschutz statt der üblichen sechs Wochen. Außerdem sind sie immun gegen Blitzer, da die Verkehrsbehörden bereits vor Jahren von verkehrssündigen Volksvertretern eingeschüchtert worden waren.
So wurde der Zweckverband für Kommunale Verkehrsüberwachung schon vor Jahren von Kommunen und Abgeordneten derart unter Druck gesetzt, dass seither Strafzettel und Bußgelder für Politiker tabu sind. So geriet am 27. Januar 2006 eine Ministerlimousine mit überhöhter Geschwindigkeit in eine Radarfalle und wurde geblitzt. Nach nur einem Anruf aus dem Staatsministerium war die Tempoüberschreitung vom Tisch. Wie sich nachträglich herausstellte, handelte es sich bei dem rasenden Minister um Werner Schnappauf von der CSU. In fast jedem Bereich können Politiker ihre Macht missbrauchen, um sich geldwerte Vorteile zuzuschanzen und die Konsequenzen für erfolgte Fehltritte vom Hals zu halten. Mein lieber Schavan, möchte man denken und vielleicht leise schmunzeln bei dem Gedanken daran, dass unsere Bildungsministerin weltweit die einzige Honorarprofessorin ohne akademischen Abschluss ist. Ach ja, es ist doch bald Karneval, darum hier noch schnell eine Bastelanleitung für Doktorhüte zum Selbermachen.
Quellennachweis und weiterführende Links:
- heise
- schavanplag
- gavagai
- morgenpost