Die junge Frau kommt mit ihrer Freundin zur Beratung für die Pille danach– ich verstehe auch nach kürzester Zeit, wieso. Offenbar ist sie geistig etwas zurückgeblieben oder sonst ernsthaft behindert. Sie kann mir nicht mal die Frage nach Ihrer Adresse beantworten ohne Hilfe der Freundin.
Sie nimmt die Pille – verschrieben allerdings vom Hausarzt, nicht dem Frauenarzt und hat sie nicht regelmässig genommen und jetzt offenbar Sex.
Frau „Ich wollte ja eigentlich gar nicht, aber dann ist es doch irgendwie passiert. Das ist jetzt schon das 2. Mal“
Und nein, ein Kondom hat er auch nicht benutzt.
Für mich hört sich das so an, als ob da jemand die Einfachheit der Frau ziemlich ausgenutzt hat… grenzend schon fast an Vergewaltigung, aber genaueres Nachfragen blockt sie ab.
Während ich mir noch am überlegen bin, ob ich ihr die Pille danach wirklich abgeben kann – immerhin scheitert sie (fast) am Punkt „versteht mich die Kundin“ … kommen wir zur Frage „andere Medikamente?“.
Die Freundin hat eine Liste dabei. Sie nimmt auch Antiepileptika – und in diesem Fall muss ich sie sowieso zur Frauenärztin schicken, denn diese können die Wirkung der Pille danach herabsetzen.
Ich mache ihr also einen Sofort-Termin bei einer Frauenärztin, wohin ihre Kollegin sie dann bringt.
…
Aber ich bin mir trotzdem am Überlegen: sollten wir (Apotheker) in so einem Fall die Pille danach abgeben? Ich meine – wenn jetzt sonst nichts dagegen spricht, wie die Wechselwirkung oben.
Versteht sie mich genug, um zu wissen, was sie zu machen hat, wenn die Periode sich verschiebt? Dass das als Verhütung nicht ausreicht für den restlichen Zyklus?
Schwanger will sie offenbar ja nicht werden, vor allem wohl auch nicht in dem speziellen Fall.
Und ich will auch nicht, dass sie schwanger wird.