Privates Bibellesen und Durststrecken – Bonhoeffer II

Privates Bibellesen und Durststrecken – Bonhoeffer II

 

(Fortsetzung dieses Artikels)

 

Der “einsame Tag “ ist wichtig als “Gegenpol” des gemeinsamen Tages. Bonhoeffer: “Wer nicht allein sein kann, der hüte sich vor der Gemeinschaft” und anderseits “Wer nicht in der Gemeinschaft steht, der hüte sich vor dem Alleinsein”. “Das Merkmal der Einsamkeit ist das Schweigen. (…) Das rechte Wort kommt aus dem Schweigen, und das rechte Schweigen kommt aus dem Wort.” – Das ist nicht nur pfiffig gesagt, das trifft den Nagel auf den Kopf: Soeben habe ich eine Exerzitienwoche hinter mir, in der wir eine Woche lang geschwiegen und auf Gottes Wort gehört haben. Ich kenne (für mich) keine stärkere, tiefere und nachhaltig wirksamere Form, mich von Gott ansprechen zu lassen. “Das Wort kommt nicht zu den Lärmenden, sondern zu den Schweigenden. (…) Wir schweigen allein um des Wortes willen, …um es recht zu ehren und aufzunehmen.”

Und in diesen klärenden Ausführungen das berühmte Zitat: “Es liegt im Stillesein eine wunderbare Macht der Klärung, der Reinigung, der Sammlung auf das Wesentliche.” – Wie trefflich formuliert!

“Keiner erwarte vom Schweigen etwas anderes als die schlichte Begegnung mit dem Worte Gottes, um deswillen er ins Schweigen gekommen ist. (…) Der Christ stelle keine Bedingungen, wie er diese Begegnung erwartet oder erhofft, sondern er nehme sie hin, wie sie kommt.” – Das, freilich, ist leichter gesagt als getan: eine Begegnung erwarten und erhoffen, aber ohne Vorgabe der Art und Weise, wie das geschehen soll. “Absichtslosigkeit” benötigt Übung und immer wieder die feste Gewissheit: die Übung (!) des Schweigens ist wert-voll, auch wenn ich den direkten Nutzen jeder Schweigezeit nicht immer beziffern kann.

Wie soll die persönliche Meditationszeit gestaltet werden? – “[Sie] dient der persönlichen Schriftbetrachtung, dem persönlichen Gebet und der persönlichen Fürbitte.” Und nun eine erstaunliche Äusserung: “Wenn uns die Meditation lange Zeit nichts anderes bedeutet als dies eine, dass wir Gott einen schuldigen Dienst leisten, so wäre das genug.” (Dies wiederum erinnert mich an das berühmte Wort von Franz von Sales: “Wenn dein Herz wandert oder leidet, bring es behutsam an seinen Platz zurück und versetze es sanft in die Gegenwart deines Herrn. Und selbst wenn du in deinem Leben nichts anderes getan hast, ausser dein Herz zurückzubringen und wieder in die Gegenwart unseres Gottes zu versetzen, obwohl es jedes Mal wieder fortlief, nachdem du es zurückgeholt hattest, dann hast du dein Leben wohl erfüllt.” Ein kantiges und bedenkenswertes Wort…).
Natürlich bin ich froh, wenn ich im Gebet eine “nennbare Gottesbegegnung” habe, aber Gottes Gegenwart ist davon nicht abhängig und lässt sich daran auch nicht messen. Es gibt in der geistlichen Literatur den Begriff der “Dunklen Nacht der Seele” (Johannes vom Kreuz), der eine Phase der Läuterung bezeichnet, die Gott uns aus Liebe und nicht aus Strafe zumutet. Weiter unten sagt Bonhoeffer selber: “Es wird sich … immer wieder zu Zeiten eine grosse innerliche Dürre und Gleichgültigkeit bei uns bemerkbar machen, eine Unlust, ja Unfähigkeit zur Meditation.” Gesagt von einem, der in seinem kurzen Leben Grosses bewirkte…! Vielleicht schrieb Bonhoeffer das folgende genauso für sich wie für uns: “Wir dürfen dann an solchen Erfahrungen nicht hängen bleiben. (…) als hätten wir irgendein Recht auf lauter erhebende und beglückende Erfahrungen. (…) Kann es denn nicht sein, dass Gott uns selbst die Stunden der Leere und Dürre schickt, damit wir wieder alles von seinem Wort erwarten?”

Wie soll die persönliche Schriftlesung konkret gestaltet werden? “Während wir in der gemeinsamen Andacht einen langen fortlaufenden Text lesen, halten wir uns in der Schriftmeditation an einen kurzen ausgewählten Text, der möglicherweise eine ganze Woche hindurch nicht wechselt.” – Zu diesem letzten Punkt möchte ich ganz besonders ermutigen: längere Zeit mit einem “kernigen Text” unterwegs zu sein und staunen, wie viel ein einziger Text “hergeben” kann. Allerdings: “Es ist nicht nötig, dass wir in der Meditation neue Gedanken finden. (…) Es genügt vollkommen, wenn das Wort, wie wir es lesen und verstehen, in uns eindringt und bei uns Wohnung macht.”

 

(Foto: Livenet.ch)



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