In meinem Artikel Das ideale Schreibtempo habe ich darauf hingewiesen, dass Autoren einen privaten Lektor beauftragen können. Doch in welchen Fällen macht das wirklich Sinn?
Lektor = Entlastung
Lektoren sind grob gesagt Lese-Experten. Sie beherrschen die (deutsche) Sprache aus dem Effeff und Übernehmen eine Vielzahl von Aufgaben, die weit über die bloße Begutachtung von Manuskripten hinaus gehen.
Mehr über das Berufsbild des Lektors und die Ausbildungsmöglichkeiten erfahren Sie auf der Webseite des Verbandes der Freien Lektoren. Dort finden Sie auch eine umfassende Datenbank freier Lektorinnen und Lektoren. Diese Datenbank ist äußerst empfehlenswert, da Sie hier sehr spezifisch Lektoren nach Sprachkenntnissen, Genre-Schwerpunkten und Spezialwissen suchen können.
Viele Lektoren bieten inzwischen auch Korrekturarbeiten für Studenten an. Oft gibt es bei entsprechendem Nachweis sogar einen Rabatt, da lohnt es sich, genau hinzuschauen.
Was Sie von einem Lektor erwarten können (und erwarten sollten)
Lektoren sind nicht dazu da, Ihre Schreibe in den Himmel zu loben. Sie sollen Ihnen mit ihrer Expertise ehrlich, konstruktiv und beratend zur Seite stehen. Ein Lektor ist allerdings kein Magier — wenn Ihr Manuskript nicht gut genug ist, dann ist es so. Private Lektoren sind in der Regel auch keine Autoren, sie geben Empfehlungen, Ratschläge und Hinweise.
Gute Lektoren
- scheuen sich nicht vor Kritik
- schreiben Ihr Buch nicht neu, sondern machen Verbesserungsvorschläge
- können nur das aus einem Manuskript herausholen, was an Potenzial da ist
Wichtig ist, dass Ihnen der Lektor nicht nach dem Mund redet. Wie überall gibt es auch unter den Lektoren schwarze Schafe, die Ihnen Honig ums Maul schmieren, damit Sie als Auftraggeber nicht abspringen. Wenn der beauftrage Lektor jeden Ihrer Texte über den grünen Klee lobt, sollten Sie skeptisch werden. Sie sind in diesem Fall entweder ein begnadetes Schreib-Genie oder Sie haben es mit einem unseriösen Lektor zu tun.
Wann benötige ich einen Lektor?
Das kommt ganz darauf an. Ab einem gewissen Punkt habe ich mich dafür entschieden, vorerst auf private Lektoren zu verzichten und stattdessen Gegenleser zu “engagieren”. Diese Entscheidung hat nichts mit der Arbeit der privaten Lektoren zu tun, mit denen ich sehr zufrieden war. Oft lag es schlichtweg an den Kosten, die bei einem Roman-Manuskript locker in den dreistelligen Bereich gehen können — Grenze nach oben offen.
Es ist also immer auch, wie bei jeder Dienstleistung, eine finanzielle Frage, ob man einen Lektor engagiert. Außerdem sollten Sie sich das Portfolio und die Stärken eines Lektors genau vor Augen führen. Auf welches Genre ist der Lektor spezialisiert? Welche Qualifikationen machen ihn zum Experten? Welche Verlagserfahrungen hat er/sie? All diese Punkte sind ausschlaggebend, wenn Sie einen passenden Lektor für Ihr Projekt suchen.
Braucht jeder Autor einen Lektor?
Nicht zwingend. Ein Lektor ist ein professioneller Prüfer, der Stilbrüche sowie orthografische und grammatikalische Fehler erkennt. Eine gute Alternative sind aber auch Freunde und Familienmitglieder, die sehr viel lesen und ein gutes Gefühl für Sprache haben. Wenn man selbst nicht auf Kriegsfuß mit der Rechtschreibung steht, kommt man damit sehr gut aus.
Doch ein Lektor ist noch in anderer Hinsicht sehr wertvoll — er kann die literarische Qualität eines Manuskriptes erkennen und eine Prognose für dessen Marktchancen geben. Selbstverständlich können selbst Lektoren sich in dieser Hinsicht irren, aber zeigen Sie mir einen Beruf, bei dem das nicht so ist. Wer also darüber nachdenkt, mit seinem Manuskript an einen Verlag heranzutreten und dahingehend noch keine Erfahrungen hat, sollte einen Lektor um Rat fragen.
Fazit
Als Autor ist man in der Regel Einzelkämpfer, erst recht, wenn man noch ganz am Anfang steht. Ein privater Lektor kann dabei helfen, den eigenen Schaffensprozess konstruktiv zu unterstützen, das Manuskript zu verbessern und Sie bei der Erstellung von Exposés und Leseproben zu beraten. Nicht zuletzt steigern Sie damit Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Veröffentlichung.
Erkundigen Sie sich vor dem Engagement eines Lektors unbedingt nach dessen Genre-Schwerpunkt und bitten Sie um einen Kostenvorschlag bzw. eine Kostenübersicht, sofern diese Informationen nicht auf dessen Webseite zu finden sind.
Ein Lektor ist eine gute Investition, wenn er fair und ehrlich arbeitet und man sich als Autor nicht ausschließlich auf sich selbst und auf Gegenleser verlassen will.