Mark Knopflers Musik begleitet mich seit vielen Jahren. Mit “Dire Straits” und dem frischen Gitarren-Sound, den er Ende der Siebziger in seiner Band zusammen mit seinem Bruder David zelebrierte, verbinden viele bis heute schöne und lebendige Erinnerungen. Später wurde die Band um elektronische Elemente “bereichert” – um Synthesizer, Klavier und Orgelklänge. Die Truppe machte Weltkarriere und haute Ohrwürmer wie “Money for Nothing” oder Balladen wie “Brothers in Arms” raus – und immer, irgendwie war noch dieser einzigartige Gitarrenklang da, der an den Anfang der Band mit ihren legendärem ersten Album mit der Auskopplung “Sultans of Swing” und dem zweiten Album “Communique” erinnterte, doch nach dem Album “Making Movies” von 1980 nie mehr so wie damals spielte. Vielleicht lag es an dem Weggang des Bruders und Gitarristen David, der während der Aufnahmen zu diesem Album die Band verliess, weil er der dominanten Rolle von Mark zunehmend ablehnend gegenüberstand und sich musikalisch eingeengt fühlte. (1)
Als Mark Knopfler sich 1996 musikalisch selbständig machte und das Dire Straights-Vermächtnis mitnahm, entstanden wunderschöne, melancholisch bis bittersüße Songs, die irgendeinen Zustand zwischen Fernweh und Depression auslösen. Nur diese frische Aufbruchstimmung, dieses Positive, das mir in den ersten beiden Alben bei Dire Straits entgegenkam, fand ich nicht mehr wieder.
Mark Knopflers neues Album heisst: “Privateering” – Freibeuterei
Und es ist bis heute so. Bereits bei der letzten Studio-CD von Mark mit dem Namen: “Get Lucky” empfand ich die Stücke, den Sound als musikalischen Aufguss, beinahe als einen Abgesang Ein kanadischer Konzertbesucher kommentierte zur “Get Lucky-Tour” auf Youtube.com “Mark Knopfler brachte uns alle zu Bett”.
Das verrückte daran ist, dass der einzigartige Gitarren-Sound und seine Songs mich trotz allem so ansprechen, dass ich jede Neuerscheinung von ihm kaufe und immer wieder höre. So auch jetzt beim im August erschienenen Album “Privateering”, was übersetzt wohl so viel wie “Freibeuterei” bedeutet. Wer also bei dieser Wortwahl eine musikalische Revolution auf seiner Doppel-CD erwartet, liegt falsch.
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Die gefällig anzuhörende Auskopplung “Redbud Tree” klingt wie viele seiner Lieder seit dem Beginn seiner Solokarriere und hätte sich schon 1:1 auf dem Album “Golden Heart” von 1996 oder “Shangri-La” von 2004 befinden können. Auch in den Texten “Redbud tree, shelter me, shelter me.” oder dem Titelsong “Privateering: To lay with pretty women / to drink Madeira wine/ to hear the roller‘s thunder / on a shore that isn’t mine” wird man vergeblich nach kritischen Texten suchen. Den Anspruch braucht man bei Mark Knopfler erst gar nicht zu haben, ganz anders als bei der wiederauferstandenen Legende Ian Anderson (Jethro Tull) mit “Thick As A Brick 2″.
Mit einigen bluesigen Stücken, mit Mundharmonika und Gitarre, mit Anklängen an Country oder Irish Folk und seinem wunderbaren, unverwechselbaren Sound variiert Mark Knopfler sich ein weiteres Mal selbst, breitet sein Können aus, doch bietet er seinen Fans alles andere als “Freibeuterei”. Um es mit Ian Andersons Worten zu sagen: “Too old to rock and roll – but too young to die”
von Hans-Udo Sattler
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Quellen – weiterführende Links
(1) Dire Straits und Bandgeschichte Zitat aus wikipedia
Foto: Mark Knopfler, Ahoy 2006, foto: Chris Kuhl / www.chriskuhl.com
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Video: youtube.com, Redbud Tree, uplaoder marknopfler76