Private Chat-Protokolle werden durchleuchtet!

Von Humanicum

Facebook ist eine Datenkrake, die mit den Informationen ihrer Benutzer Geld macht. Dies ist hinlänglich bekannt, und alle Datenschützer empören sich über das Ausmaß der Datenverwertung. Jetzt ist es für Facebook an der Zeit, etwas für sein ramponiertes Image zu tun. Ja, das soziale Netzwerk soll sozialer werden. Unsoziale Elmente, wie zum Beispiel pädophile Sexverbrecher sollen durch eine spezielle Muster Erkennungssoftware erkannt und herausgefiltert werden, um sie – zusammen mit ihren Daten – umgehend der Polizei zu übergeben. In den USA hat dies offensichtlich schon mal ganz gut funktioniert; und dies wurde überschwänglich als Meilenstein im Internet Jugendschutz gefeiert.

Was genau diese Erkennungssoftware ist erklärte Facebooks oberster Sicherheitschef Joe Sullivan der Nachrichtenagentur Reuters. Es handle sich dabei um eine Technologie, die in der Lage sei automatisiert private Kommunikation zu überwachen und nach bestimmten Schlüsselbegriffen zu durchsuchen. Facebook greife dazu auf ein Archiv an Chatprotokollen zurück, die sexuellen Übergriffen vorausgegangen seien. Sollte sich eine ähnliches Gespräch erneut entwickelt, so würden Facebook-Mitarbeiter darüber benachrichtigt. Sie entschieden dann, ob der Fall an die zuständigen Strafermittlungsbehörden weitergegeben werde. So sei es beispielsweise möglich gewesen, im vergangenen März einen Floridianer zu überführen, der mit einer 13-Jährigen über Sex geschrieben und sich mit ihr für den darauffolgenden Tag verabredet habe.

Die leidgeprüften Facebook Benutzer haben sich in der Vergangenheit ja weitgehend unbeeindruckt von der massiven Auswertung und Verwertung ihrer höchst persönlichen Daten gezeigt; weil die Vorteile der Datenkrake doch so unendlich überwiegen. Aber jetzt müsste doch auch dem naivsten User auffallen, dass Big Brother nun jeden Nutzer nach einigen willkürlichen Auswertungskriterien in schöne oder weniger schöne Schubladen steckt, was dazu führen kann, dass man unschuldig im Raster übereifriger Terror – und/oder Verbrecher Fahnder hängenbleibt. Ach ja, und wer behauptet, dass Computer mit ihren so wahnsinnig komplexen und ausgefeilten Muster Erkennungs Algorithmen Inhalt, Struktur und Sinn von Sprache erkennen vermögen, sollte sich besser vom Psychiater seines Vertrauens untersuchen lassen – denn da stimmt offensichtlich etwas mit der Mustererkennung für die Realität nicht.

Der aufmerksame Leser wird sich jetzt auch bestimmt denken können, dass diese tollen Verfahren, die so gut die Jugend schützen, auch geeignet sein könnten eine Zielgruppenanalyse der Facebook User vorzunehmen. Das würde die Interessen der Werbewirtschaft mindestens genauso gut schützen. und überhaupt: wie war das mit Facebook und Werbung?

viele Grüße von eurem René B. – humanicum