Rote Teppiche haben nicht nur eine magische Anziehungskraft für Stars und Sternchen, auch Oma und Opa werden dort immer öfter gesichtet. Nach der Berlinale im Februar war es in dieser Woche der Deutsche Hörfilmpreis, zu dessen Preisverleihung wir geladen waren. Ein Hörfilm ist, so kann man es auf der Webseite des Hörfilmpreises lesen, ein Kino- oder Fernsehfilm mit zusätzlichen akustischen Bildbeschreibungen. In den Dialogpausen vermitteln knappe Erläuterungen die visuellen Elemente einer Szene. Diese Technik, die blinden und sehbehinderten Menschen einen direkten Zugang zu Fernsehen, Kino und Theater eröffnet, nennt sich Audiodeskription. Mit dem Deutschen Hörfilmpreis ausgezeichnet wurden dieses Mal in der Kategorie TV Blutgeld (ZDF) und in der Kategorie Kino 3096 Tage (Highlight Communications / Constantin Film). Der Publikumspreis ging mit überwältigender Mehrheit an die TV-Serie Dahoam is Dahoam, von der bereits über 200 Folgen als Hörfilmfassung vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurden. Bei der Preisverleihung im Atrium der Deutschen Bank Unter den Linden in Berlin wurde gelobt, dass sich in den letzten Jahren viel in Sachen Hörfilm getan hat, vor allem im Fernsehen. Genauer gesagt im öffentlich-rechtlichen, denn in den privaten Kanälen suchen Blinde und Sehbehinderte nach wie vor vergeblich nach Hörfilmen. Was soll ich sagen? Angesichts von durchaus überschaubaren Kosten – die Audiodeskription eines normalen Films schlägt mit rund 5.000 Euro zu Buche – ist das ein Skandal. Aus Solidarität sollten die Sehenden die Privaten boykottieren und diese, wie Blinde und Sehbehinderte gezwungenermaßen, nicht mehr einschalten. Oma und Opa gehen da gerne mit gutem Beispiel voran.