Von Günter Verdin
Das sind kostbare Fernsehminuten, wenn ein selbstbewusster, und dennoch bescheidener, hochintelligenter Künstler wie der Dirigent Christian Thielemann auf einen sachkundigen Gesprächspartner wie den Filmautor Mathias Siebert trifft. In der ARD-Reihe "Deutschland deine Künstler" lernten wir den neuen Künstlerischen
Leiter der Salzburger Osterfestspiele , wenn auch nur dosiert, auch von seiner privaten Seite kennen. Mit fünf Jahren machte der gebürtige Berliner die ersten Klavieruebungen, mit sieben kam dann Geigenunterricht dazu, und zwei Jahre später entdeckte der junge Thielemann den warmen dunklen Klang der Bratsche.
Und dieser "dunkle Klang", wie ihn Thielemann später bei Furtwaenglers Interpretation der Neunten Sinfonie von Franz Schubert wieder hörte, ist das Klangideal des musikalisch mit der Deutschen Romantik aufgewachsenen Dirigenten geworden. Nach einem soliden Berufsweg als Korrepetitor und Kapellmeister kam Thielemann 1979 zum ersten Mal, als Assistent von Herbert von Karajan, nach Salzburg. "Parsifal" stand auf dem Programm, wie auch bei den Osterfestspielen im nächsten Jahr. Die Arbeit mit grossen Orchestern von Weltrang wie den Wiener Philharmonikern, mit denen er für die Wiener Staatsoper ebenfalls den "Parsifal" einstudierte, ist, wie bei der Probenarbeit zu spüren, ein wechselseitiges schöpferisches Seelenbad. Es ist wohl als riesiges Kompliment gemeint, wen der Orchestervorstand über Thielemann urteilt:"Er nuschelt nicht mit den Händen!" Privat erholt sich der weltweit gefragte Dirigent in der Weite Masuriens: er, der gerne Landschaftsarchitekt geworden wäre, liebt wie in der Musik auch die weitgeschwungenen Bögen in der Landschaft. Dass er , der Tag für Tag dem Klangrausch der Klassischen Musik nachspürt, sich privat bei Madonna entspannt, ist denn doch überraschend. Den der Selbstdisziplin und neben aller Kreativität gut Organisierten zieht wohl das wild Chaotische der Popdiva hinan.
(Am kommenden Mittwoch in "Deutschland deine Künstler", ARD, 22 Uhr 45:
Markus Luepertz, der mit seiner Mozart-Skulptur in Salzburg nicht nur für Freude sorgte)