Heute haben wir endlich einen der letzten noch fehlenden Klassiker der Kleinkindphase nachgeholt. Kurz vor sieben, vier von fünf Kindern warten bereits aufs Abendessen, doch vom Prinzchen fehlt jede Spur. Eben noch war er da, aber jetzt bleibt alles Rufen unbeantwortet. Der wird sich wohl wieder mal zur Grossmama geschlichen haben, nehmen wir an, aber dort ist er auch nicht. Sie hätte ihn vor einer Weile am Haus vorbei spazieren sehen, sagt die Grossmama und da sie auch Luise in seiner Nähe gesehen hätte, habe sie sich keine weiteren Gedanken gemacht. Jetzt aber ist sie ebenso besorgt wie wir. Während “Meiner” sich ans Steuer setzt, um das Quartier mit dem Auto abzusuchen, macht meine Mutter sich in Richtung Kindergarten auf und ich suche mit dem Zoowärter den Weg zur Kinderkrippe ab. Kein Prinzchen weit und breit. Auch unsere Nichte, die inzwischen in die Suche eingeschaltet wurde, begegnet ihm nicht und so mache ich mich irgendwann ohne Zoowärter und mit bangen Gedanken zum Naturspielplatz auf. Bitte, lieber Gott, lass das Kind nicht zum Teich gerannt sein… Zu meiner Erleichterung fehlt auch dort jede Spur von ihm, aber nicht nur dort, sondern im ganzen Quartier. Nun, dann werde ich mich wohl auf den Heimweg machen müssen. Vielleicht haben die anderen den Knirps inzwischen gefunden.
Tatsächlich kommt mir auf halbem Weg “Meiner” entgegengefahren, winkend und lachend. Der verlorene Sohn ist gefunden. Und zwar – wie könnte es auch anders sein – schlafend im Elternschlafzimmer. Grosses Aufatmen zuerst, dann grosses Kopfschütteln, weil wir in der Eile ausgerechnet dort nicht nachgeschaut haben. Und weil Karlsson mit unschuldiger Miene meint: “Ich hab die ganze Zeit gewusst, dass er dort ist, aber ich habe nicht mitgekriegt, dass ihr ihn sucht.”