Wer hätte das gedacht, dass ich mal Foodhunter-mäßig unterwegs sein werde. Fasziniert haben mich die Beiträge von Mark immer – wie er so furchtlos in der Welt nach neuen Geschmäckern sucht.
Am letzten Wochenende war es soweit. Ich hatte meine Premiere.
Damit gerechnet hatte ich nicht. Ein Besuch auf dem Markt in Rodez stand an – dafür sind wir auch ‘ne Ecke in’s benachbarte Départment gefahren. Hinter der Kathedrale, zwischen Place de la Cité und Place du Bourg findet man alles, was das kulinarische Herz begehrt und noch viel mehr.
An einem der Marktstände wurden meine Augen von einem Auslagekörbchen angezogen. Die Verkäuferin war wohl gerade dabei, dem potentiellen Käufer vor mir zu erklären, um was es sich handelt, ich habe aber nur mit halben Ohr hingehört.
Brédes mafanes stand auf dem Schild.
Nie gehört, geschweige denn gesehen. Nachdem ich dann an der Reihe war, habe ich versucht zu eruieren, was es mit dem “Kraut” auf sich hat. Mein ungenügendes Französisch und der Dialekt der Aveyronesin (freie Übersetzung für Frau aus dem Aveyron) haben verhindert, wirklich mehr zu erfahren, jedoch wurde klar, dass man es wohl in einem Ragout verwenden kann und sie mir abriet, davon einen Salat zu machen.
Sie hielt mir ein Bund hin, dass ich mir eine Blüte abknipsen konnte und ich nahm einen Bissen – was dann kam, stellte alle bisherigen Geschmackserlebnisse in den Schatten. Eine Explosion von salzig, Zitrone, Menthol und einer Schärfe breitete sich zuerst in meinem Mund und dann in meinem gesamten Körper aus. Ein Bitzeln und Prickeln wie Brausepulver kam dazu. Klar war – ich hatte eindeutig zu viel auf einmal konsumiert – die Augen der Verkäuferin sprachen Bände.
Meiner zügellosen Phantasie entsprangen abstruse Gedanken und der harmloseste war noch der, dass ich vielleicht anfange, aphrodisiert durch das Kraut, wie toll zu werden…
Hatte ich unbemerkt Drogen genommen? Nach einem halben trockenen Baguette und einem Gang durch die Stadt wurde es besser und auch auf unserer zweistündigen Heimfahrt, mit anhaltender Introspektion, konnte ich keine wesentlichen Veränderungen an mir feststellen.
Mein Mann konnte sich ein “Warum musst du auch immer alles gleich kosten?” nicht verkneifen, begab sich aber anständig auf Suche nach Informationen.
Um es vorweg zu nehmen – nein, auf dem Markt wurde mir keine Droge angeboten, es war die sogenannte Parakresse oder auch Husarenknöpfchen oder Prickelknöpfchen genannt. Es kommen einem doch Assoziationen, oder ?
Sie hat mit den Kressen, die man gemeinhin kennt, nichts zu tun. Ich empfehle das Nachlesen der Links. Es gibt Quellen, die behaupten, das Knöpfchen könne das Altern verlangsamen – ja, die Art, wie einem die Gesichtszüge entgleiten bei übermäßigem Verzehr, kann vielleicht auch Falten lindern…
Nun hatte ich ein ganzes Bund davon gekauft, es wollte auch verarbeitet werden. Vorsichtig geworden, überlegte ich, dass es sich als Kraut im Frischkäse ganz gut machen könnte. Nur ein paar Blätter dieser ungewöhnlichen Pflanze sollten unseren Aufstrich aufpeppen.
Mein Liebster war skeptisch als ich die Schale auf den Tisch stellte aber mutig genug, zu probieren.
Und, wer hätte es gedacht – das ist eine fetzige Kombination. Der Frischkäse braucht, außer ein wenig Salz, nichts weiter als einige wenige Blättchen. Die Verbindung von Schärfe mit Spuren von Zitrone und Menthol des Prickelknöpfchens lassen den schnöden Aufstrich zu einem bitzelnden Erlebnis werden.
Man kann das Kraut wohl auf dem heimischen Balkon ziehen, ich denke ernsthaft darüber nach Vorerst habe ich Blüten und Blätter getrocknet, werde weiter experimentieren und sicher ganz bald mit Rezepten dazu aufwarten.