Preview Kurzgeschichte - Konsens

Von Renes

„Guten Morgen, Helmut. Du hast einen wichtigen Termin, der keinen Aufschub duldet. Entschuldige, dass ich dich daher wecken muss.“

Die unaufdringliche, androgyne Stimme von HYPER erscholl aus dem Lautsprecher der Uplink-Station, die unsichtbar hinter der blassgelben Wand der Wohnung verborgen war. Der Adressat der Nachricht, Inspektor Helmut Chan von der Lok-Pol, der lokalen Polizeistelle des Wohnclusters 04229-Le, für seine Einwohner immer noch als Leipzig bekannt, öffnete verschlafen seine Augen.

„Wasnlos?“

„Im Wohnbezirk West, Untercluster C wurde ein Gewaltverbrechen verübt, Helmut. Deine sofortige Anwesenheit wird dringend erwünscht.“

„Ja, okay, ich komme.“ Langsam richtete sich Helmut Chan in seinem Bett auf, dessen Servomotoren sich mit einem fast unhörbaren Surren von der Form seines Rückens zu einer perfekten Waagerechten zurück bildeten. Er war vor ein paar Monaten fünfzig geworden, sein Alter sah man ihm allerdings nur an ersten grauen Strähnen in seinen halblangen, dunkelbraunen Haaren an. Die Haut seines Gesichtes zeigte nur winzigste Spuren des Alterns, ein paar Krähenfüße um die Augen, zwei Linien um die Mundwinkeln und eine tiefere Falte zwischen seinen dunkelbraunen Augen. Alles in allem hätte man ihn auf Ende zwanzig, Anfang dreißig schätzen können. Müde rieb er sich die Augen und versuchte sich an den Traum, den er gehabt hatte zu erinnern. Wie so oft hatte er das Gefühl, dass er gleichzeitig etwas Wichtiges und Furchtbares geträumt hatte, aber die Fetzen der vagen Erinnerung entglitten seinen suchenden, geistigen Fingern.

Demnächst gibt es das ganze Werk in handlichen kleinen Häppchen. Stay tuned!