Sie nennen ihn lapidar „The Big Day“, den großen Tag. Und ja, er ist nach wie vor der größte und mit Abstand wichtigste Tag im Triathlon. Man kann ein bescheidenes Jahr gehabt haben und gewinnt in Kona – man ist der Großmeister. Mann kann ein brillantes Jahr gehabt haben mit vielen Siegen – und alles verblasst gegen eine sub-par Kona-Performance. Die gesamte Triathlon-Welt schaut an diesem 8. Oktober 2016 wieder einmal auf das beschauliche Städtchen Kailua-Kona, Big Island of Hawai’i und ab morgen auf den Champion (m/w), der die Krone davon trägt.
Die Glaskugel: Es war schon mal einfacher, Vorhersagen zu treffen (obgleich es NIE einfach ist, für die IRONMAN World Championships Vorhersagen zu treffen). Es war aber auch schon deutlich schwerer. Bei den Männern ist Frodo (Jan Frodeno) der klare Favorit. Zu Dominant waren seine Leistungen in den vergangenen zwei Jahren, zu herausragend seine neue Weltbestzeit in Roth im Juli (7:35:39). Ein vielleicht nicht unwichtiges Detail: Jan verzichtete auf den Start und die Titelverteidigung bei der IRONMAN 70.3-WM vor wenigen Wochen in Mooloolaba, Australien, um sich total fokussiert auf das Rennen der Rennen vorzubereiten. Der auf dem Papier einzige ernstzunehmende Gegner auf den Titel ist Sebi (Sebastian Kienle), der gerade dort (Mooloolaba) gezeigt hat, dass er ganz vorne mitspielt und hngrig ist auf den Sieg.
Prognosen in Kona sind aber immer so eine Sache. Während man bei einem „normalen“ Langdistanzrennen noch einigermaßen gute Schätzungen abgeben kann, hat Kona ein um’s andere Mal gezeigt, wie schnell diese von den starken Winden in Hawi und Madam Pele’s heißem Atem im wahrsten Sinne des Wortes verblasen werden können (eine interessante Analyse der Männer-Radzeiten gibt’s hier).
Zugegeben: Bei den Damen erscheint es dann doch ein wenig einfacher. Auch wenn Daniela Ryf (schicke neue Website, Bird!) letztens in Mooloolaba „nur“ Vierte wurde und damit eine leichte Schwäche offenbarte, bin ich mir ziemlich sicher, dass Sutto sie mental so gut eingestellt hat, dass sie einmal mehr allen anderen Damen zeigt, wo der Hammer hängt. Einzig Rinny (Mirinda Carfrae) ist mit einem ihrer Signature-Marathons um die 2:50 zuzutrauen, dass sie ihr gefährlich werden kann. Aber daran glaubt wohl auch nur Slowtwitch (während sie bei den Männern die Welt genau so sehen wie ich).
Und jetzt, da ich hier gerade so schreibe, überkommen mich all‘ die schönen Gefühle, die ich mit dem IRONMAN, Hawai’i im allgemeinen, Kona im Speziellen und dem Xterra auf Mau’i verbinde. Letztes Jahr um diese Zeit schlief ich noch selig in unserer 3er-Schwaben-WG und erwartete sehnlichst den Start. Heute habe ich selbst noch ein kleines Abschluss-Rennen mit der Cross-Duathlon-DM in Östringen, um mir dann im kleinen Kreis die Nacht am Bildschirm um die Ohren zu schlagen. Ein bisschen wehmütig bin ich dann doch – vor allem, als ich „Honey Badger“ (Mery beth Ellis, im Foto oben mit Bob Babbit und „Poncho Man“) in ihrem Interview mit Bob Babbit ihren Abschied vom Rennsport ankündigen hörte. Ich hatte den Eindruck, dass selbst Bob überrrascht war und diese Traurigkeit des Endes lag förmlich in der Luft (Foto vom letzten Jahr, als ich direkt nebenan Siri Lindley interviewte). Es wird also mal wieder emotional. In diesem Sinne: Lasst die Spiele beginnen!