PressStop: Lily Allen – Our Time

Von Pressplay Magazin @pressplayAT
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Veröffentlicht am 7. April 2014 | von Anna Hausmann

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PressStop: Lily Allen – Our Time

Es war ja schon wieder höchste Zeit für ein neues Loblied auf das Saufen, Kiffen und Kotzen, dachte wohl auch Lily Allen.

Kurzer Hand hat die liebe Lily, so mir nichts dir nichts, quasi aus dem Stegreif Our Time auf’s Papier, Platte und Video gerotzt. Ein besonders schönes Exemplar der Gattung Partyhit, weil nämlich mit Abstand der Langweiligste der letzten Jahre. Ein musikalisches Oxymoron, das Partyschlaflied. Sowohl das Video als auch der Song erinnern mehr an die Spice Girls, wäre ihnen das so wahnsinnig wild über die Stränge schlagen, wie es Lily Allen hier tut, nicht (wahrscheinlich) vertraglich untersagt worden. Nein, sogar der Spice Girls Sex-Track 2 become 1 war wilder als Our Time. Wirklich.

Lily Allen feiert im Auto, mit sich selbst in dreifacher Ausführung und erklärt uns, sich selber, dem Taxifahrer – ja wem eigentlich? – wie wahnsinnig wild sie nicht drauf ist. Rauchen, saufen, kiffen, sich aufbretzeln – und das alles um 2 Uhr nachts. Klar, ist auch Wochenende, dafür lebt die englische, arbeitende mitt-zwanziger 08/15 Frau ja auch; das Wochenende, das Feiern, das wohlverdiente Glas Wein um den unglaublich faden Alltag wegzuschwemmen.

It’s 2 am so I just stopped the music, I’m still swaying like I was on a cruise ship / Took the words straight out of my mouth, come on everybody back to my house / Take my hand now, you’re coming over, it doesn’t matter you can sleep on my sofa / Bring some fags and bring some rizlas, we’re gonna party like it’s nobody’s business…

Ein Track für die junge, gelangweilte Hausfrau, von einem jungen, vielleicht ebenso gelangweilten Popsternchen, dass gerne wild wäre aber nicht darf oder mehr wild sein muss, als sie will. Man weiß es nicht so genau aber der musikalisch und inhaltlich sehr bescheidene Mittelweg ist jedenfalls der falsche. Und eine ziemlich unbelebte Sackgasse außerdem.

Drink a little more then, dance a little harder, shout a little louder if you like / Move a little faster, stand a little taller, do whatever makes you feel alright.

Es ist ein Kreuz mit der Lily, man würde sie ja so gern mögen für ihr nicht Pop-Püppchen-angepasst-sein. Aber nicht sein wie die andern, reicht halt auch nicht, wenn das Resultat genauso scheisse ist (nennen wir es die Lady Gaga-Theorie). Aber wo man sonst problemlos drüber hinweg sehen könnte, muss man jetzt einfach auch mal sagen: Lily, das war wohl nix. Wer auch immer der Armen Our Time geschrieben und umgehängt hat, ist ein gemeiner Sadist.  Und ja, freilich, Popmusik muss nicht tiefgründig oder intellektuell anspruchsvoll sein, aber DAS braucht dann auch wieder keiner.

Dann doch lieber: 

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Über den Autor

Anna Hausmann Aufgabenbereich selbst definiert als: Kompromisslose Musikredakteurin (zumindest vor dem ersten Kaffee). Findet “Life is what happens to you while you are busy making other plans” (Lennon) manchmal traurig aber meistens wahr.