pressplay TV-Serientipp: Sleepy Hollow

Leftenant!” – alleine diese Worte machen die US-Serie Sleepy Hollow, die auf Washington Irvings Kurzgeschichte The Legend of Sleepy Hollow basiert, zu einem unerwartet amüsanten TV-Erlebnis.

Mit dem gleichnamigen Film von Tim Burton aus dem Jahr 1999 hat die Fernsehserie (fast) nichts zu tun: Sleepy Hollow spielt nicht im düsteren 18. Jahrhundert, sondern größtenteils in der Gegenwart. Ichabod Crane (herausragend und besonders unterhaltsam gespielt von Tom Mison), der als Soldat im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von 1781 gekämpft hat und dort bei einem Zweikampf mit dem Axt-schwingendem Reiter ohne Kopf gefallen ist, erwacht plötzlich im Jahr 2013 in besagter Kleinstadt.

Crane, in Sachen Habitus natürlich noch in seinem Jahrhundert verankert, trifft dort auf die junge Polizistin (“Leftenant“) Abbie Mills (Nicole Beharie) und gemeinsam wollen sie das übernatürliche Geheimnis der Stadt lösen, in welcher der kopflose Hüne nun auch plötzlich sein Unwesen treibt. Es beginnt ein Kampf zwischen Gut und Böse, im heiteren “Camp”-Stil. Anders als bei Burtons Film steht in der TV-Serie nicht alleine der – nun auch mit Pump-Gun bewaffnete?! – Reiter im Mittelpunkt des Kampfes, sondern gleich eine ganze Reihe von mysteriösen Bösewichten. Crane und Mills stellen schnell fest, dass sie nicht nur einen Geist verjagen, sondern gegen mehrere Vorboten der Apokalypse kämpfen müssen. Dabei kommen Hexen, Illuminaten und historische Charaktere der Marke George Washington samt diverser Verschwörungen ins Spiel. Logisch.

Zugegeben: Trash-frei ist Sleepy Hollow nicht und wer auf “sinnvolle” Erzählstränge innerhalb der Rahmenhandlung hofft, wird enttäuscht werden (bei einem kopflosen Antagonisten logischerweise etwas schwer). Trotz im Grunde genommen lachhafter Wendungen, heillos überzeichneten Charakteren und teils auch vorhersehbaren Dialogenpassagen hat die Serie ihre eigenen Reize – eben genau deswegen, weil jene normalerweise negativen Aspekte vollends von den Drehbuchautoren begrüßt und so geschickt in ein doch interessantes Gesamtkonstrukt verpackt werden. Die Chemie der beiden Hauptdarsteller bewirkt dabei Wunder, die übernatürlichen Elemente als solche überzeugen und der Gesamteindruck der Serie, zumindest wie sie bei überraschende vielen Zuseher angekommen ist (eine zweite Staffel läuft gerade), vermag wirklich jede Lächerlichkeit – sollte man mal kurz darüber nachdenken – vergessen zu machen.

Sleepy Hollow nimmt sich als Serie selbst nicht ernst und stellt dabei die überaus campige Unterhaltung in den Mittelpunkt  - und ob man es glauben mag oder nicht: diese verrückte Mischung funktioniert überraschenderweise außerordentlich gut. Daher: Mit großem Popcorn-Kübel und frei von sämtlichen Erwartungen mal reinschauen, lohnt sich.


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