Mit einem Großaufgebot an Wirtschaftsförderern und Ansiedlungsspezialisten will Bayern in die Offensive gehen – und tschechische Unternehmen in den Freistaat locken
Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – Es war eine mutige Entscheidung: für damals 100 Millionen Mark errichteten die bayerische Staatsregierung und der Bezirk Oberpfalz Anfang der 90er-Jahre mitten im Oberpfälzer Wald an der bayerisch-tschechischen Grenze „auf der Grünen Wiese“ das Sibyllenbad – ein Kurzentrum der Superlative. Es sollte der Motor werden für eine neue „weiße Industrie“, für Gesundheits- und Wellness-Tourismus, auch als Ausgleich für den Niedergang der Porzellanfabriken in der Region. Das Fazit heute, 15 Jahre nach der Eröffnung: das Experiment ist geglückt. In und um das Sibyllenbad entstanden Dutzende neue Arbeitsplätze und rund 3,8 Millionen Gäste brachten der Region seit Eröffnung eine zusätzliche Wirtschaftskraft von heute circa sechs Millionen Euro jährlich. Auch dank einer Kooperation mit dem weltbekannten tschechischen Kurort Marienbad hat sich das Sibyllenbad einen festen Platz im Gesundheitstourismus erobert. Durch einen regen Gästeaustausch profitieren beide Kurzentren bis heute von ihrer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.
Bayerns oberster Wirtschaftsförderer ist zufrieden: „Es war eine sehr gute Veranstaltung mit sehr guter Resonanz“, sagt der Leiter der Ansiedlungsagentur „Invest in Bavaria“, Dr. Johann Niggl nach der Veranstaltung in Pilsen. Neben zahlreichen Visitenkarten tschechischer Top-Manager nimmt er an diesem Oktoberabend in Pilsen zwei sehr konkrete Projekte mit zurück an seinen Schreibtisch im bayerischen Wirtschaftsministerium. Ein westböhmischer Baustoffproduzent will zukünftig in Bayern seine Produkte veredeln und vertreiben. „Es ist vor allem auch das Prädikat ‚made in Bavaria’, das uns für dieses Unternehmen so interessant macht“, sagt Invest-in-Bavaria-Chef Niggl. Auch ein großer böhmischer Glashersteller meldet bei dem Event in Pilsen Interesse an.
Dass auf der bayerisch-tschechischen „Investitionsautobahn“ die Ansiedlungsprojekte bald in beiden Richtungen fließen werden, führt Niggl auf die Entwicklung in Tschechien in den vergangenen Jahren zurück. „Das unternehmerische Niveau in Tschechien ist inzwischen so hoch, dass Bereiche wie Forschung und Entwicklung, starke Innovationsnetzwerke, aber eben auch die Marke ‚made in Bavaria’ zunehmend an Bedeutung gewinnen“, sagt er. Hier habe der Freistaat mit seinen Universitäten, als herausragender Hightechstandort mit Spitzenforschung, aber auch mit den 19 Unternehmens-Clustern viel zu bieten.
„Das Lohnniveau ist da längst nicht mehr das entscheidende Kriterium“, erklärt der Leiter der bayerischen Ansiedlungsagentur. Das war nicht immer so. „Ich kann mich gut an unseren ersten Versuch vor einigen Jahren erinnern, hier in Tschechien für Investitionen zu werben – er war nicht von Erfolg gekrönt“, weiß Niggl. „Inzwischen aber haben sich die Zeiten geändert.“ Gerade der grenznahe ostbayerische Raum sei für tschechische Investoren interessant. Erste erfolgreiche Beispiele dafür, wie Investoren aus dem Nachbarland in Bayern Fuß fassen, gibt es bereits, zum Beispiel Bohemia Christal in Selb.
„Tschechische Investoren sind in Bayern höchst willkommen“, sagt Bayerns Wirtschaftsstaatssekretärin Hessel in ihrem Statement vor den potenziellen Investoren. Sie erwähnt Spitzenforschung, Cluster, Innovationsgutscheine. Sie versucht es mit Charme und wagt in der Biermetropole Pilsen einen mutige Aussage im Rahmen ihres Werbeauftritts: „Mir als bayerischer Politikerin müssen Sie zugestehen, dass auch das bayerische Bier unschlagbar ist“, sagt sie. Überzeugt scheinen die Pilsener Gäste noch nicht. Sie lächeln milde.
Die Staatssekretärin verweist auch auf die kontinuierlich wachsende Wirtschaftszusammenarbeit beider Länder. Allein 2010 seien die tschechischen Exporte nach Bayern im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel auf neun Milliarden Euro gestiegen. „Besonders in den Bereichen Fahrzeug- und Maschinenbau, Elektronik und Elektrotechnik laufen die Kooperationen exzellent“, sagt Hessel. Sie verspricht: Bayern werde auch weiterhin für ein investitions- und innovationsfreundliches Klima sorgen.
Richard Brunner, Leiter des ostbayerisch-westböhmischen Kooperationsprojekts „Wir sind Europa!“ der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, ergänzte: „Gerade die Oberpfalz ist für tschechische Investoren ein guter Partner.“ Als starke Region in der Mitte Europas biete die Region neben innovativen Unternehmen, funktionierenden Netzwerken und praxisnah arbeitenden Hochschulen eine Reihe anderer Vorteile: gute Verkehrsverbindungen, eine ausgezeichnete Infrastruktur, eine leistungsfähige Verwaltung, ein gutes Schulsystem, günstige Lebenshaltungskosten und eine hohe Lebensqualität. Zudem würden immer mehr Schüler und Auszubildende Tschechisch lernen. Die Mitarbeiter seien zudem weltoffen und gleichzeitig standorttreu.
Der Oberbürgermeister der oberfränkischen Grenzstadt Selb Wolfgang Kreil verwies in seinem Vortrag auf das investitionsfreundliche Klima gerade in Ostbayern: „Schneller als bei uns werden Sie nirgendwo eine Baugenehmigung bekommen“, sagt Kreil. Einer Baufirma habe man alle notwendigen Dokumente innerhalb von sechs Tagen nach Antragseingang ausgestellt, Umweltschutz-Genehmigungen inklusive.
Der Freistaat Bayern will seine aufwändige Werbetour nach Stationen in Pilsen und Prag demnächst in Brünn fortsetzen. Über den „Return on Invest“ macht sich Chef-Wirtschaftsförderer Niggl keine Sorgen: „Die tschechischen Unternehmen werden kommen“, sagt er. Vielleicht kommen sie ja dann auch beim Gerstensaft „made in Bavaria“ auf den Geschmack. Die Wirtschafts-Staatssekretärin würde das sicher freuen.
Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – Es war eine mutige Entscheidung: für damals 100 Millionen Mark errichteten die bayerische Staatsregierung und der Bezirk Oberpfalz Anfang der 90er-Jahre mitten im Oberpfälzer Wald an der bayerisch-tschechischen Grenze „auf der Grünen Wiese“ das Sibyllenbad – ein Kurzentrum der Superlative. Es sollte der Motor werden für eine neue „weiße Industrie“, für Gesundheits- und Wellness-Tourismus, auch als Ausgleich für den Niedergang der Porzellanfabriken in der Region. Das Fazit heute, 15 Jahre nach der Eröffnung: das Experiment ist geglückt. In und um das Sibyllenbad entstanden Dutzende neue Arbeitsplätze und rund 3,8 Millionen Gäste brachten der Region seit Eröffnung eine zusätzliche Wirtschaftskraft von heute circa sechs Millionen Euro jährlich. Auch dank einer Kooperation mit dem weltbekannten tschechischen Kurort Marienbad hat sich das Sibyllenbad einen festen Platz im Gesundheitstourismus erobert. Durch einen regen Gästeaustausch profitieren beide Kurzentren bis heute von ihrer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.
Bayerns oberster Wirtschaftsförderer ist zufrieden: „Es war eine sehr gute Veranstaltung mit sehr guter Resonanz“, sagt der Leiter der Ansiedlungsagentur „Invest in Bavaria“, Dr. Johann Niggl nach der Veranstaltung in Pilsen. Neben zahlreichen Visitenkarten tschechischer Top-Manager nimmt er an diesem Oktoberabend in Pilsen zwei sehr konkrete Projekte mit zurück an seinen Schreibtisch im bayerischen Wirtschaftsministerium. Ein westböhmischer Baustoffproduzent will zukünftig in Bayern seine Produkte veredeln und vertreiben. „Es ist vor allem auch das Prädikat ‚made in Bavaria’, das uns für dieses Unternehmen so interessant macht“, sagt Invest-in-Bavaria-Chef Niggl. Auch ein großer böhmischer Glashersteller meldet bei dem Event in Pilsen Interesse an.
Dass auf der bayerisch-tschechischen „Investitionsautobahn“ die Ansiedlungsprojekte bald in beiden Richtungen fließen werden, führt Niggl auf die Entwicklung in Tschechien in den vergangenen Jahren zurück. „Das unternehmerische Niveau in Tschechien ist inzwischen so hoch, dass Bereiche wie Forschung und Entwicklung, starke Innovationsnetzwerke, aber eben auch die Marke ‚made in Bavaria’ zunehmend an Bedeutung gewinnen“, sagt er. Hier habe der Freistaat mit seinen Universitäten, als herausragender Hightechstandort mit Spitzenforschung, aber auch mit den 19 Unternehmens-Clustern viel zu bieten.
„Das Lohnniveau ist da längst nicht mehr das entscheidende Kriterium“, erklärt der Leiter der bayerischen Ansiedlungsagentur. Das war nicht immer so. „Ich kann mich gut an unseren ersten Versuch vor einigen Jahren erinnern, hier in Tschechien für Investitionen zu werben – er war nicht von Erfolg gekrönt“, weiß Niggl. „Inzwischen aber haben sich die Zeiten geändert.“ Gerade der grenznahe ostbayerische Raum sei für tschechische Investoren interessant. Erste erfolgreiche Beispiele dafür, wie Investoren aus dem Nachbarland in Bayern Fuß fassen, gibt es bereits, zum Beispiel Bohemia Christal in Selb.
„Tschechische Investoren sind in Bayern höchst willkommen“, sagt Bayerns Wirtschaftsstaatssekretärin Hessel in ihrem Statement vor den potenziellen Investoren. Sie erwähnt Spitzenforschung, Cluster, Innovationsgutscheine. Sie versucht es mit Charme und wagt in der Biermetropole Pilsen einen mutige Aussage im Rahmen ihres Werbeauftritts: „Mir als bayerischer Politikerin müssen Sie zugestehen, dass auch das bayerische Bier unschlagbar ist“, sagt sie. Überzeugt scheinen die Pilsener Gäste noch nicht. Sie lächeln milde.
Die Staatssekretärin verweist auch auf die kontinuierlich wachsende Wirtschaftszusammenarbeit beider Länder. Allein 2010 seien die tschechischen Exporte nach Bayern im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel auf neun Milliarden Euro gestiegen. „Besonders in den Bereichen Fahrzeug- und Maschinenbau, Elektronik und Elektrotechnik laufen die Kooperationen exzellent“, sagt Hessel. Sie verspricht: Bayern werde auch weiterhin für ein investitions- und innovationsfreundliches Klima sorgen.
Richard Brunner, Leiter des ostbayerisch-westböhmischen Kooperationsprojekts „Wir sind Europa!“ der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, ergänzte: „Gerade die Oberpfalz ist für tschechische Investoren ein guter Partner.“ Als starke Region in der Mitte Europas biete die Region neben innovativen Unternehmen, funktionierenden Netzwerken und praxisnah arbeitenden Hochschulen eine Reihe anderer Vorteile: gute Verkehrsverbindungen, eine ausgezeichnete Infrastruktur, eine leistungsfähige Verwaltung, ein gutes Schulsystem, günstige Lebenshaltungskosten und eine hohe Lebensqualität. Zudem würden immer mehr Schüler und Auszubildende Tschechisch lernen. Die Mitarbeiter seien zudem weltoffen und gleichzeitig standorttreu.
Der Oberbürgermeister der oberfränkischen Grenzstadt Selb Wolfgang Kreil verwies in seinem Vortrag auf das investitionsfreundliche Klima gerade in Ostbayern: „Schneller als bei uns werden Sie nirgendwo eine Baugenehmigung bekommen“, sagt Kreil. Einer Baufirma habe man alle notwendigen Dokumente innerhalb von sechs Tagen nach Antragseingang ausgestellt, Umweltschutz-Genehmigungen inklusive.
Der Freistaat Bayern will seine aufwändige Werbetour nach Stationen in Pilsen und Prag demnächst in Brünn fortsetzen. Über den „Return on Invest“ macht sich Chef-Wirtschaftsförderer Niggl keine Sorgen: „Die tschechischen Unternehmen werden kommen“, sagt er. Vielleicht kommen sie ja dann auch beim Gerstensaft „made in Bavaria“ auf den Geschmack. Die Wirtschafts-Staatssekretärin würde das sicher freuen.