Weil Bayern und Böhmen immer enger zusammenwachsen, steht an Ostbayerns Schulen Tschechisch immer häufiger auf dem Stundenplan. Ab Mai können Tschechisch-Schüler in der Oberpfalz sogar ein Zertifikat der Karlsuniversität in Prag erhalten.
Regensburg (ce-press - internet-zeitung) – Immer mehr Schüler in Bayern lernen Tschechisch. „Musterschüler“ auf dem Weg in eine zweisprachige Grenzregion ist die Oberpfalz, wo in mittlerweile über 50 Schulen Tschechisch als freiwilliges Wahlfach einen Platz auf dem Stundenplan hat. Im laufenden Schuljahr 2010/2011 ist die Zahl der Schulen, die Kindern und Jugendlichen Vokabeln in der Sprache des Nachbarn mit auf den Weg geben, nochmals gestiegen. 25 Realschulen, 22 Grund- und Hauptschulen sowie jeweils vier Gymnasien, Berufsschulen und Fachoberschulen setzen auf Tschechisch als Ergänzung ihres Angebots. Zukünftig werden die Tschechisch-Kenntnisse auch ganz offiziell dokumentiert: mit einem Zertifikat der renommierten Prager Karlsuniversität.
Die Urkunde von Tschechiens berühmtester Universität als Lohn für das Vokabelpauken ist das Ergebnis langwieriger Bemühungen der Tschechisch-Verfechter in der Oberpfalz: Wir sind stolz darauf, dass wir es geschafft haben“, sagt Ludwig Meier, Ministerialbeauftragter für die Realschulen in der Oberpfalz. Seit drei Jahren hat er sich mit dafür stark gemacht, dass sich die Schüler ihre Tschechisch-Kenntnisse mit einem international anerkannten Zertifikat bestätigen lassen können.
Im Mai werden Prüfer der tschechischen Hochschule die ersten Schüler testen. Neben schriftlichen und mündlichen Prüfungen müssen die Tschechisch-Schüler auch ihr Hörverständnis unter Beweis stellen. Auch ein fiktives Vorstellungs-Gespräch ist Teil des Tests, denn besonders auf dem Arbeitsmarkt werden Tschechisch-Kenntnisse für ostbayerische Schüler immer wichtiger.
Das sagt auch Bayerns Europaministerin Emilia Müller (CSU): „Tschechisch-Kenntnisse werden besonders im böhmisch-bayerischen Grenzraum immer stärker zu einem echten Plus in der Berufswelt und zu einem handfesten Argument auf dem Arbeitsmarkt.“ Ab Mai 2011 gebe es keine Einschränkungen bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit mehr. „Schon jetzt gehen viele Menschen zum Arbeiten über die Grenze – und zwar in beiden Richtungen“, erklärt die bayerische Europaministerin, die selbst aus der bayerisch-böhmischen Grenzregion stammt.
Für den ostbayerischen Einzelhandel und das Handwerk nahe der Grenze und gerade auch in Regensburg hätten tschechische Kunden, tschechische Gäste immer größere Bedeutung. „Wir brauchen deshalb auf beiden Seiten der Grenze möglichst viele Fachkräfte in den Betrieben, denen die Sprache des Nachbarn nicht völlig fremd ist. Das gilt aber nicht nur für Industrie, Handel und Dienstleistungsunternehmen, sondern auch für den öffentlichen Dienst, für die Polizei, die Verwaltungen, die Hilfsdienste und viele andere“, sagt Ministerin Müller.
Damit die Schüler ihr Nachbarland besser kennen lernen, werden in diesem Jahr von fünf Oberpfälzer Schulen je zwölf Schüler für eine Woche Tschechien besuchen. Auf dem Programm in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer Regensburg stehen unter anderem Betriebsbesichtigungen und interkulturelle Schulungen.