Preiselbeer und Brie Toasts - ein unperfektes Rezept und ein Plädoyer für manchmal etwas mehr Ehrlichkeit

Von Cocoscutecorner
Liebe Coco's Cute Corner Leser
Wenn man sich so auf den Blogs umschaut, herrscht heile Welt. Das ist gut so und ich finde es grundsätzlich schön. Ich möchte nicht vom "Leid" der anderen Personen erfahren oder mir Sorgen machen müssen, sondern mich unterhalten und inspirieren lassen. Das geht nun mal besser mit schönen Geschichten und Bildern. Aber es ist auch trügerisch. So bekommt man das Gefühl, dass bei den anderen einfach alles besser ist. Nie Streit, immer Harmonie, viel Action, tolle Reisen, ein ständiges Lachen, die tollsten Projekte und Angebote, nur überschäumend vor Glück und Freude und auch das Geld scheint auf den Bäumen zu wachsen. Da gibt es nur glückliche Beziehungen, nur die tollsten Wohnungen, nur die liebsten Kinder (und davon eins nach dem anderen), nur die schönsten Reisen, die tollsten Kleider, Schuhe und Taschen (womöglich alle von Chanel oder anderen hochpreisigen Designern)… Die Liste liesse sich beliebig erweitern. Aber bestimmt gibt es nie Probleme, Streit, Trennungen, Chaos zu Hause oder andere Schicksalsschläge mit denen man hadert oder ähnliches. Auch der Teint ist immer nur frisch und rein, die Haare sitzen perfekt. Nein, es ist einfach alles nur toll, toll und nochmals toll. Natürlich etwas überspitzt formuliert.

Manchmal kann man so aber schon ins Grübeln kommen in Zeiten, in denen es bei einem selber vielleicht etwas turbulenter zu und her geht. In denen man auch mal genervt ist und schlechte Laune hat. Scheisse aussieht. Man einfach den Alltag abspult und so gar nichts Tolles passiert. Klar, man sollte aus jedem Tag das Beste machen und sich auch an kleinen Dingen freuen. Das tu ich grundsätzlich auch. Ich bin ein sehr optimistischer Mensch und lasse mich nicht schnell unterkriegen, aber jeden Tag das pure Glück erleben, das geht irgendwie nicht und kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen. Ganz ehrlich.
Ich sitze schon von morgens bis abends von Montag bis Freitag im Büro. Da bin ich an gewissen Abenden schlichtweg zu müde, als dass ich noch grossartig etwas erleben könnte. Auch Ferien habe ich nicht im Überfluss. Ich mag meine Arbeit sehr und finde sie inhaltlich toll, bin gefordert, aber es ist auch eine Verpflichtung und manchmal anstrengend. Da will ich an gewissen Abenden einfach nur noch aufs Sofa und Nichtstun, egal wie die Küche oder die Wohnung aussieht. Ja, ich könnte theoretisch weniger arbeiten und so mehr Freizeit haben. Aber das wäre natürlich auch eine finanzielle Einbusse und so könnte ich mir weniger gönnen, was ich nicht will. Und ganz unabhängig davon, gibt es einfach Zeiten, da ist alles etwas schwerfälliger, ist man weniger glücklich, aus welchen Gründen auch immer. Somit nehme ich persönlich das pure Glück und die pure Freude jeden Tag und immer niemandem ab. Das hat nichts mit Neid zu tun, absolut nicht. Ich gönne jedem sein Glück. Aber ich glaube es trotzdem nicht, wenn immer alles nur toll ist. Das Leben ist einfach nicht so. Zumindest bei niemandem, den ich persönlich kenne. ;-) Da hatte jeder Einzelne schon Probleme, Schicksalsschläge und war traurig oder gestresst.

Hin und wieder gibt es aber auch von Bloggern Geschichten über ihr Scheitern (und zwar nicht nur darüber, dass ein Kuchen nicht aufgegangen ist, sondern ein richtiges Scheitern oder Hadern). Darüber, dass eben nicht immer alles nur toll ist, sondern auch mal etwas nicht so klappt, wie man sich das gewünscht hätte und das Leben nun Kopf steht. Man einfach ein Problem hat und traurig ist. Sei das eine Trennung, Streit in der Familie oder gesundheitliche Probleme. Ich finde das ganz sympathisch, sehr ehrlich und vor allen Dingen menschlich. Hinter dem Blog steht schliesslich immer eine Person mit einem Leben. Und das Leben ist nun mal nicht immer Rosa, Sonnenschein und heile Welt. Bei niemandem. Es ist manchmal auch einfach mühsam und beschwerlich. Das mag jetzt schlimmer klingen als es ist, aber jeder von uns hat bestimmt schon einen grösseren Schicksalsschlag ertragen müssen, war schon traurig, hat sich hinterfragt und mit Problemen jeglicher Art gekämpft. So finde ich es befreiend auch mal einen so ehrlichen Post zu lesen.
Mein Blog ist zwar eine Art „Tagebuch“, aber das www ist mir dann doch zu unpersönlich und unberechenbar, als dass ich alles für immer darin festhalten möchte und ich vor allem nicht steuern kann, wer alles zu diesen Informationen kommt. Auch mir ist schon so einiges passiert, das ich nur mit meinen Freunden und meiner Familie teile und nicht der ganzen Menschheit offenbaren möchte. Gut, so viele lesen den Blog nun auch wieder nicht ;-), aber ihr wisst bestimmt, was ich meine. Somit nehme ich mich da gar nicht aus. Auch ich zeige nur die schönen Seiten und erzähle die glücklichen Episoden von meinem Leben, zeige eine heile Welt. Zumindest fast immer. Der Blog soll unterhalten. Aber ich möchte damit einfach sagen, dass man sich von den Blogs nicht blenden lassen darf und alles für bare Münze nehmen. Der Schein trügt (bei mir und bestimmt auch bei allen anderen) und das wahre Leben zeigt bestimmt auch andere Seiten. Bei jedem.

Die Wohnung sieht nicht immer so schön aufgeräumt aus oder es wird einfach so fotografiert, dass man das Chaos nicht sieht. ;-) Manchmal holen wir uns eine Pizza und der leere Karton liegt noch für drei Tage in der Küche rum. Manchmal ist der eine Schrank voll mit Flaschen, Dosen etc. die endlich mal wieder entsorgt werden müssen, aber keiner Lust dazu hat. Manchmal hätte ich Mr. C. schon auf den Mond schiessen können, habe rumgeschrien und eine Türe geschletzt. Manchmal geht es mir gesundheitlich mal schlecht oder ich bin einfach genervt oder habe schlechte Laune, bin traurig. Manchmal läuft alles so gar nicht, wie ich das gedacht habe. Gehören diese Geschichten auf den Blog? Will ich die erzählen? Nein. Aber sie gehören genauso zu meinem Leben wie all die schönen Episoden, die zum Glück bei weitem überwiegen und die ich gerne mit euch teile. :-)
Ich sehe weiterhin sehr gerne eure heile Welt und zeige euch meine. Manchmal aber finde ich es auch beruhigend zu lesen, dass es den anderen gleich geht wie mir und eben nicht alles immer nur perfekt ist. Diese Ehrlichkeit finde ich bewundernswert und ehrlich gesagt, tut sie gut. Diese Ehrlichkeit holt einen wieder auf den Boden der Realität zurück. Zeigt, wie das Leben eben ist. Und falls ihr manchmal hadert, könnt ihr sicher sein, dass das bestimmt jedem mal so geht. Bei den einen öfter als bei den anderen, aber bestimmt jedem.

Und so gibt es heute ein ganz unperfektes, total einfaches, aber absolut alltagstaugliches Rezept. Ohne Schnickschnack und eigentlich viel zu simpel für einen Foodblog. Und hübsche Bilder sind bei einem so einfachen Gericht ehrlich gesagt auch schwer. Egal, denn es passt zum heutigen Text, der mir irgendwie am Herzen lag. Ich plädiere für hin und wieder etwas mehr Authentizität und Ehrlichkeit. Auch in der heilen Welt der Blogs. Dieses Rezept ist also für genauso Tage, wo man einfach zu faul ist (aber nicht so faul, dass man sich nur schnell eine Pizza oder einen Döner holt ;-)).
Für 2 Personen:

Zutaten

8 Scheiben Toastbrot
4 EL Preiselbeer Gelee
120 g Camembert, Brie oder ein anderer Weichkäse (pro Toast 30 g)

Zubereitung

Das erklärt sich fast von selbst. Je einen EL Preiselbeer Gelee auf eine Toastscheibe geben. Brie drauf und mit einer weiteren Toastscheibe belegen. Die Grillpfanne bei mittlerer Hitze erwärmen und den Toast von beiden Seiten je 4 Minuten braten bis der Brie leicht geschmolzen ist. Toasts halbieren und servieren.

Wer doch motivierter ist, etwas mehr aufzutischen, der darf gerne noch einen Salat dazu reichen. :-)

Wie geht es euch jeweils bei den immer nur tollen Geschichten auf den Blogs?
Alles Liebe,