Manche Ereignisse liefern jene Zufälle, die der deutschen Geschichte zu Ehren reichen können. Herr Gauck ist nun der Präsident aller Deutschländer, ein guter wird er werden, ahnen wir und die ersten Witzelchen, die im Netz kursieren, sind harmlos - “Heißt das Bundespräsidialamt nun Gauck-Behörde?” – worum es aber hier im Weiteren nicht gehen soll.
Statt dessen um den Merksatz:
Die Intrige gehört zur ist die Kernkompetenz der deutschen Politik.
Die Linke hätte in einer Bundesversammlung wahrscheinlich Karl Marx oder Rosa Luxemburg abgelehnt, wenn diese von einer anderen Partei für das Amt vorgeschlagen wären. Und mit einer Wahl von – angenommen – Beate Klarsfeld wären wohl auch zahlreiche Wahlmänner und –frauen der Linken unglücklich geworden, denn die linken Argumente gegen Herrn Gauck sind auch die gegen Frau Klarsfeld. Darüber hinaus fehlt es – ‘tschuldigung für die Offenheit – Frau Klarsfeld an Eloquenz und Pathos, die für ein solches Amt vonnöten. Aber um das Amt ging es wohl nicht, es ging um ein Lebenswerk. Kandidatur als Ersatz für ein überfälliges Bundesverdienstkreuz.
Die SPD – unterstelle ich heute einfach mal-so – stellte bei der Wulff-Wahl seinerzeit Herrn Gauck nur deshalb auf, weil vorher (damals, unter Wulff) zu vermuten war, dass dieser nicht gewählt würde. Sie hätten Martin Luther ins Rennen gebracht, nur um die Mutti in Verlegenheit zu bringen. Ironie des Schicksals: Nun hat die Sozialdemokratie den für sie unpassenden Gauck, der, wie man nun vermuten darf, auch noch ein guter Präsident sein wird, denn Minus mal Minus ergab Plus.
Zwei Intrigen, eine rote und eine gelbe, hoben einander auf. Und Herr Rösler muss sich nun die Frage gefallen lassen, ob er sich so verhalten hätte wie er hat, wenn die Titanic die FDP nicht derart am Sinken wäre.
Am heftigsten – man sah es bei allen TV-Stationen – klatschte gestern ausgerechnet Peter Altmaier, der unlängst noch durch deutsche Talkshows tingelte, um einen Wulff zu retten.
Wahrscheinlich jubelte gestern auch Peter Hinze.
A bissle freaky ist das schon.