Präsident am Pranger: Neonazi-Terror wird Trumps „Katrina“

Von Bauernebel

Donald Trump ist wegen des langen Zögerns einer Verurteilung des Neonazi-Terrors in Charlottesville in die schwerste Krise seiner Amtszeit geschlittert.

Der US-Präsident benötigte letztendlich 48 Stunden, um Neonazi-, KKK- und „White Supremacy”-Gruppen als Verantwortliche für die tödlichen Gewaltorgien am Wochenende beim Namen zu nennen. „Rassismus ist böse”, sagte Trump bei einer TV-Rede.

Doch er las die späte Verurteilung der rechten Gewalt leidenschaftslos ab. Es wirkte alles wie eine widerwillig vorgetragene Pflichtübung. Der Tenor der Kritik: “Zu wenig, zu spät”.

Trump scheiterte damit bei der Schadensbegrenzung. Er steht mehr am Pranger denn je.

Sein langes Schweigen hätte rechtsradikale Gruppen ermutigt, so der Vorwurf. Einige Kritiker verteufeln ihn sogar als „Sympathisanten“. Ein mögliches Motiv? Trump wolle offenbar viele seiner Anhänger in der rechtsextremen Szene nicht vergraulen.

Prompt folgte der nächste Eklat: Stunden nach seiner Rede leitete Trump den Tweet eines Rechtsradikalen an seine Anhänger weiter.

Eine Wutwelle schwappt durch die USA: Drei Firmenchefs traten bereits aus Protest aus einem Beratergremium zurück – darunter der Chef des Pharma-Riesen Merck, der Afroamerikaner Kenneth C. Frazier.

In zahlreichen US-Metropolen gingen zehntausende Menschen auf die Straße – es ist die größte Protestwelle gegen den Präsidenten seit dem “Moslem Bann” im Januar.

Trump wurde bei seiner ersten Heimkehr in sein Zuhause im New Yorker Trump-Tower von tausenden Demonstranten in Midtown Manhattan ausgebuht.

Die Gewaltorgie am Wochenende war durch den Streit um die Entfernung von Konföderations-Denkmälern ausgelöst worden. Die gelten als rassistisch. Jetzt nehmen Bürger das Heft in die eigen Hand: Ein Mob riss in Durham im US-Staat North Carolina kurzerhand mit einem Seil ein Statue von einem Sockel.

Die Rechtsextremen fühlen sich bestärkt: Die Rassistengruppen planen in den nächsten Wochen weitere Protestkundgebungen. Neue Gewaltorgien werden befürchtet.

Die meisten Amerikaner werfen aber vor allem Trump vor, den Konflikt weiter zu schüren – anstatt die Nation mit einer versöhnlicheren Politik und Rhetorik zusammenzuführen. In Umfragen ist er jetzt unpopulärer denn je.