Präfekt Gerhard Ludwig Müller vergällt Kirchenreformer und Gläubige. Hat der Katholizismus bei diesen Klerus noch eine Zukunft in Europa?

Der erst vor kurzem von Papst Benedikt ernannte Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan, Gerhard Ludwig Müller, zeigt eine unversöhnliche Härte gegenüber Reformern. Er übte Kritik an einer Gruppe von ungehorsamen Priestern; deren Vorgehen sei mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar. Der Hardliner unterstützt damit die erzkonservative Aufassung des apostolischen Stuhles, und zerschlägt alle Hoffnung auf Öffnung und Reform der katholischen Amtskirche. Mit dieser autokratischen und arroganten Vatikan – Politik werden sicherlich noch mehr Menschen angewidert die Kirche verlassen.

Um was ging es genau? Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller hat eine Gruppe von reformorientierten Priestern ermahnt, die sich beim Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene nicht mehr ans Kirchenrecht halten wollen. Nach immer noch gültiger Kirchendoktrin dürfen Geschiedene nicht an der Kommunion teilnehmen; ein Anachronismus, den so mancher schon überwunden glaubte. Die Priester forderten eine längst überfällige Abschaffung dieser Regelung.  Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller hingegen kritisierte diese Forderung scharf. Die ungehorsamen Priester förderten “ein Kirchenbild, das davon ausgeht, dass die Menschen sich selbst ihre Kirche schaffen, nach eigenem Geschmack und jeweiligem Zeitgeist”, sagte der neue Präfekt der  “Süddeutschen Zeitung”. “Dies ist aber mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar.” Eine Rebellion kommt damit in der katholischen Kirche einer unverzeihlichen Sünde gleich, weil der Papst mit seiner Auslegung des Glaubens immer Recht hat – er bekommt seine Weisheit von Gott persönlich. Ungehorsam gegen päpstliche Auffassungen ist Ungehorsam gegen Gott. So einfach ist das.

Müller sagte, um die Härte zumindest verbal aus der Auseinandersetzung zu nehmen, es sei nicht seine Hauptaufgabe, “Bischöfe und Theologen zu kontrollieren”, sondern vom “Positiven des Glaubens” zu reden. Was positiv an diese unversöhnliche Glaubensauslegung sein soll, dürfte aber weder den Menschen in der Kirchenbasis, noch den aufgeklärteren und offeneren Priestern einleuchten.

In Deutschland ist Müller schon länger nicht unumstritten: Er hatte bereits durch seinen Umgang mit katholischen Laien Kritik der Kirchenbasis auf sich gezogen. Im vergangenen Jahr forderte er die evangelische Kirche auf, sich “ganz offiziell” von der Behauptung des Reformators Martin Luther zu distanzieren, dass der Papst der Antichrist sei. Das brachte ihm auch in der katholischen Kirche Ärger ein. Ihm wurde vorgeworfen, mit der Attacke von Missbrauchsskandalen ablenken zu wollen. Das sei nicht hilfreich, hieß es damals. Dies dürfte ihn aber auch als Hardliner bei Papst Benedikt qualifiziert haben, weswegen Müllers Weg nach Rom geebnet wurde. Als Präfekt der Glaubenskongregation ist ausgerechnet Müller nun auch für die Aufarbeitung des Missbrauchskandals verantwortlich.

Ignoranz, Arroganz und Borniertheit; diese so in der Amtskirche verwurzelte Eigenschaften werden dem Glauben eher schaden; und ihn nicht retten. Das Verkennen der gesellschaftlichen Wirklichkeit und das geistige Verharren in der Vergangenheit lassen die moralische Kompetenz und Autorität der Kirche schwinden. Der Klerus ekelt die Menschen weg. Amen.

Es grüsst euch René Brandstädter – humanicum


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