Die Berliner Schaubühne adaptiert Charlotte Perkins Gilmans Die gelbe Tapete – unter der Regie von Katie Mitchell: und zwar mit technisch-stilistischem Mehrwert und grundsätzlich sehr gelungen.
Präsentiert wird eine Inszenierung, die – zu allererst etwas verwirrend – mit einem angenehmen Effekt der Verfremdung auftrumpft: Die Produktion arbeitet mit einer geteilten Bühne, mit eigentlich vier Schauplätzen parallel, sowie mit Video und „live-Übertragung“ des Gespielten.
Das funktioniert so: In den zwei separaten Kabinen – erstens die Stimme aus dem “Off” (ausgezeichnet und durchaus überzeugend: Ursina Lardi als “Annas Gedanken”), zweitens die “Foley Sound Effects” (eine interessante Frage, welchen eigentlichen Nutzen diese Aufführung daraus zieht, die Sound-Effekte live zu produzieren). Dazu wird mit einer handvoll Kameras das eben Gesehene in Versatzstücken auf eine Leinwand projeziert: ein permanenter Wechsel mit bereits vorbereiteten Videosequenzen (dazu die spezielle Geräuschkulisse, fast Geräusch-Atmosphäre) ist beinahe in Perfektion choreographiert, man will sagen: Ballet. So ist dieser Produktion eine besondere Rhythmik eigen, die beeindruckend ist, und die innere Zerrissenheit der Protagonistin subtil illustriert.
Dem Spiel aber, als Portrait einer Depression (bis Geisteskrankheit), als “pathologischen Werdegang” Annas, sind überdeutliche Anspielungen an das Hollywood-Kino, an Horrorfilme à la “ParanormalActivity” leider eher abträglich und wirken gegen den besonderen szenischen Effekt. Auch wird die Handlung sehr linear übernommen: in Anbetracht der Stimmungsmalerei dieser Inzenierung zu “monochrom”, was schade ist. Eigentlich auch unverzeihlich der exemplifizierte Suizid mit Badewanne und Fön – keine gute Lösung, ein ganz unschönes Ende, das so plump vorgeführt sicher nicht zu den technischen Feinheiten der Aufführung passen will.
(Ein Letztes noch,auch größtes Manko der “Gelben Tapete”: Tilman Strauß, einfach unerträglich und eine absolute Fehlbesetzung.)
Fazit: Man hat den Eindruck, Theater im 21. Jahrhundert kann tatsächlich so funktionieren – und könnte man zwar Mitchells Regiearbeit diskutieren, steht die Leistung des Bühnenbilds (Giles Cadle) und der Bildregie (Grant Gee) mit Sicherheitaußer Frage. (In der Broschüre – und man kann sich nur anschließen: “Dank an Leo Warner für die Entwicklung der Live-Videotechnik.”)