Ich räume grade alte Akten von mir auf, das meiste über 10 Jahre alte wandert in die blaue Tonne, da kommen einige Kilo zusammen. Dabei entdeckte ich ein Schreiben vom Amtsgericht Kiel vom 10.1.2006. Bevor ich es wegschmeiße muss ich es unbedingt noch veröffentlichen. Damals waren Blogs in Deutschland kaum bekannt, so bekommt es doch noch die Aufmerksamkeit, die es verdient.
Sehr geehrter Herr ….,
in Ihrer Strafsache sind Sie durch das Urteil des Amtsgerichts Kiel vom 12.12.2003 wegen vorsätzlicher Trunkenheit im Verkehr u. a. Delikten zu einer Freiheitsstrafe von 4 Monaten verurteilt worden; die Vollstreckung der Strafe wurde über 3 Jahre zur Bewährung ausgesetzt.
Innerhalb der Bewährungszeit wurden Sie erneut straffällig und deshalb vom Amtsgericht in Kiel wegen Körperverletzung in 2 Fällen zu einer Gesamtgeldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 30,- € verurteilt.
Die Staatsanwaltschaft hat daher in der erstgenannten Sache beantragt, die Bewährungszeit um 1 Jahr auf insgesamt 4 Jahre zu verlängern.
Ich gebe Ihnen Gelegenheit, zu diesem Antrag binnen 10 Tagen seit Absendung dieses Schreibens Stellung zu nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. ###### (ich würde den Namen ja gerne schreiben, aber darf ich wohl nicht ???)
Okay. Adressiert alles an mich. Ich war da schon etwas geschockt. Damals hatte ich grad eine Wettbewerbs-Streitigkeit mit einem Mitbewerber, darum haben die beim Gericht meine Adresse wohl zur Hand gehabt, und fälschlicherweise mir den Kram zugeschickt.
Ich war weder jemals betrunken im Verkehr, noch habe ich eine Körperverletzung begangen, noch wurde ich jemals für irgendwas schuldig gesprochen, weder mit, noch ohne Bewährung.
Ich hab auf das Schreiben dementsprechend nicht reagiert. Den Fehler haben sie dann selber bemerkt und einige Tage – in flapsiger Sprache und ohne ein Wort der Entschuldigung, geschrieben dass das Schreiben gegenstandslos ist.
Meinen Glauben in die Justiz hat das nicht erschüttert, der Zug war damals sowieso schon abgefahren.
