Die Reiseorganisation ReNatour ist einer der Pioniere für nachhaltiges Reisen und wurde vor 25 Jahre gegründet mit dem Ziel, Urlaubsreisen im Einklang mit Mensch und Natur an zu bieten. ReNatour verspricht faire Preise für Kunden und ihre Partner vor Ort und bietet eine ganze Reise-Palette an: unter andere Yogaretreats, Biohotels, Familienreisen, Wanderurlaube und Fahrradtours. Dabei stehen naturnahe Urlaubsaktiväten im Fokus: Planwagenfahrten in den Vogesen, Aufenthalte auf dem Bio-Bauernhof für Familien, Segeltours oder auch Hüttenwaderungen in den Alpen.
Die Organisation hat sich bewusst dafür entschieden, nur Reisen in Europa an zu bieten und ist eine der ersten Unternehmen weltweit, das mit dem CSR-Qualitäts-Siegel „TourCert“ für nachhaltig wirtschaftende Tourismusunternehmen ausgezeichnet wurde. Im Rahmen des Themen-Specials „Nachhaltiges Reisen“ und das Jubiläum von Renatour haben wir Roland Streicher gefragt, was für Ihm Nachhaltiges Reisen bedeutet, wie er selber am liebsten reisen möchte, und was seine Geheimtipps sind:
FRAGEN AN ROLAND STREICHER, GRÜNDER VON RENATOUR
Ihr feiert gerade euer 25-jähriges Jubiläum. Wie bist du dazu gekommen, ReNatour zu gründen?
Ich habe schon immer gerne Outdoor-Sport gemacht und war dabei viel unterwegs. Zu Fuß, mit dem Rad, beim Drachenfliegen oder auf Skiern. Den Wintersport habe ich damals parallel zum BWL-Studium zum Beruf gemacht und eine Skischule geleitet. Daraus entstand ein Reiseveranstalter für Skitourismus. Ich merkte aber recht schnell, dass der Skisport massentouristische Schattenseiten haben kann, die ich so nicht vertreten wollte. So entstand die Idee, weiterhin Reisen zu veranstalten, die aber mit Mensch und Natur rücksichtsvoll umgehen. Zusammen mit meiner Frau Sybille gründete ich dann ReNatour als Reiseveranstalter für nachhaltigen Tourismus.
Was hat sich seit eurer Gründung verändert?
Am wesentlichsten hat sich der Vertriebsweg verändert. 1994 kauften wir einen großen Kopierer, der unsere kleine Wohnung ziemlich einschränkte. Per Post verschickten wir dann unsere schwarz-weiß-Angebote an die Kunden, die ebenfalls auf dem Briefweg ihre Buchung schickten. Heute ist alles online und geht sekundenschnell. Natürlich hat sich unser Team verändert, in unserem Büro in Nürnberg sind wir nun zu elft. Die Idee, unseren KundInnen tolle Urlaube in der Natur zu organisieren, ist aber gleich geblieben.
Was macht das Reisen mit ReNatour aus?
Wir wollen begeistern! Nur zufriedene KundInnen reichen uns nicht. Wir wollen zeigen, dass eine bewusst geplante Reise ein Mehr an Qualität bietet und dabei nicht teurer sein muss als eine standardisierte Pauschalreise. Unser Kernthema beim Reisen ist die Natur. Wohnen in der Natur, sich bewegen und sich erholen in der Natur. Dazu gesundes Essen und nette Menschen treffen.
Was sind deine persönlichen Reisehighlights?
Ich bin immer noch ein überzeugter Wintermensch. Ich gehe sehr gerne mit Tourenski auf die Berge und genieße die weiße Pracht, am liebsten im Frühjahr, wenn im Tal schon der Frühling beginnt. Diesen Kontrast finde ich herrlich. Den Sommerurlaub verbringen wir meist mit der Familie und Freunden auf einem Segelboot im Mittelmeer und suchen uns ruhige Buchten zum Ankern.
Was bedeutet für dich Nachhaltiges Reisen?
Unterwegs sein und dabei positive Fußspuren zu hinterlassen – das ist für mich Nachhaltiger Tourismus. Man spricht ja auch von „Sanftem Tourismus“. Es ist beim Reisen immer wichtig, sich Gedanken zu machen, welche Auswirkungen das eigene Verhalten auf die ökologische Umwelt und die Menschen hat, die man trifft. Man kann nicht vermeiden, dass Tourismus auch negative Auswirkungen hat, in der Summe müssen aber die positiven Effekte überwiegen.
Wie gewährleistet ihr die Nachhaltigkeit bei euren Reisen und Reiseziele? Welche Kriterien habt ihr für Unterkünfte und Reisen?
Wir haben vor gut 20 Jahren mit anderen kleinen Reiseveranstaltern einen Kriterienkatalog für umwelt- und sozialverträgliches Reisen entwickelt. Daraus entstand der Unternehmensverband „Forum Anders Reisen“. Hier kann man im Detail nachlesen, was einen nachhaltig arbeitenden Reiseveranstalter ausmacht. Seit zehn Jahren gibt es auch eine Zertifizierung für Reiseveranstalter. Von der Anreise über regionale Wertschöpfung bis zum Papierverbrauch im Büro des Reiseveranstalters werden alle Bereiche unserer Arbeit anhand von sozialen und ökologischen Kriterien unter die Lupe genommen und ein Nachhaltigkeitsbericht erstellt. Das unabhängige Fachgremium „TourCert“ prüft die Einhaltung der strengen Auflagen und vergibt bei Erfolg ein Zertifikat an den Veranstalter, das regelmäßig erneuert werden muss. Die von uns erreichten überdurchschnittlichen Werte, z.B. hinsichtlich der lokalen Wertschöpfung und CO2-Emissionen, zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir freuen uns zu den ersten Unternehmen weltweit zu gehören, die mit dem CSR-Qualitäts-Siegel für nachhaltig wirtschaftende Tourismusunternehmen ausgezeichnet wurden.
ReNatour hat im Angebot einen starken Fokus auf Reiseziele in Europa. Warum?
Es gibt viele tolle Reiseangebote in alle Ecken der Welt. Wenn man aber weiß, dass rund 80 Prozent der Emissionen einer Urlaubsreise durch An- und Abreise verursacht werden, dann ist auch klar, dass es umso schwieriger wird, eine „Ökoreise“ zu unternehmen, je weiter es weg geht von zuhause. Mit ReNatour wollen wir ganz bewusst auf Europa und damit Reiseziele setzen, die relativ schnell und oft auch auf dem Landweg erreichbar sind.
Was rätst du Menschen, die ihren Fußabdruck verringern wollen, aber auch gerne schöne Reisen machen möchten?
Die Faustformel lautet: Je weiter ich reise, desto länger bleibe ich. Lieber eine lange statt zwei kürzere Reisen machen. Damit spart man eine komplette An- und Abreise und hat in der eigenen Ökobilanz schon viel erreicht. Man hat auch die Möglichkeit, die durch das Reisen verursachten Treibhausgase durch eine Spende an Klimaschutzprojekte zu kompensieren. „Atmosfair“ steckt das Geld zum Beispiel in Solar-, Wasserkraft-, Biomasse- oder Energiesparprojekte. Neben der CO2-Einsparung sind auch die Armutsbekämpfung und nachhaltige Entwicklung vor Ort wichtige Projektziele.
Dein Geheimtipp für eine schöne, nachhaltige Reise?
Um es vom Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit aus möglichst perfekt zu machen: Eselwandern, zum Beispiel in den Südalpen der Provence. In einer atemberaubenden Bergwelt entspannt man beim Wandern, auch dank gemächlichen Tempos der Langohren. Man übernachtet in verschiedenen kleinen landestypischen Herbergen. Die Gastgeber legen großen Wert auf qualitativ hochwertige Verpflegung mit regionalen, oft eigenen Produkten. Das ökologische I-Tüpfelchen wäre dann noch eine Anreise entweder im voll besetzten PKW oder noch besser mit der Bahn.
ReNatour ist beim Themen-Spezial „Nachhaltiges Reisen“ Kooperationspartner von Lilli Green.