Costa erinnerte, dass auch mit der Ausrufung des Notstands „die Demokratie nicht ausgesetzt" werde:
„Wir werden weiterhin mit der vollen Funktionsfähigkeit unserer demokratischen Institutionen fortfahren. Wir werden weiterhin eine Gesellschaft von freien Bürgern sein, die für sich selbst und für andere verantwortlich sind".
Weiterhin sollten die Ratschläge der Gesundheitsbehörden befolgt und soziale Kontakte auf ein Minimum beschränkt werden. In einer anständigen Gesellschaft kümmere sich jeder um den anderen und niemand sei auf sich allein gestellt, so Costa. In Portugal herrsche nicht das Prinzip vor "Rette sich, wer kann".
In Kraft treten sollen die Notstands-Maßnahmen, wenn das Kabinett sie am Donnerstag verabschiedet. Am Mittwoch legte das Gesundheitsministerium dazu einen Katalog von empfohlenen Maßnahmen vor, um den Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie zu verstärken. Costa sagte:
"Die erste Priorität besteht darin, die Pandemie einzudämmen und Leben zu retten."
Es sei aber auch wichtig, „dass das Leben weitergeht". So müssten die Lieferketten für lebenswichtige Güter und Dienstleistungen weiterhin gewährleistet sein.
Portugals Präsident bereitet Bevölkerung vor
In einem am Mittwochnachmittag veröffentlichten Dekret wendet sich Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa mit diesen Worten an seine Landsleute:
"Die Situation hat sich in der ganzen Welt im Allgemeinen und in der Europäischen Union im Besonderen sehr schnell entwickelt. In Anbetracht dessen wurden Maßnahmen ergriffen, um die Rechte und Freiheiten, insbesondere im Hinblick auf die Freizügigkeit und die wirtschaftlichen Freiheiten, stark einzuschränken."
Portugal sei gegen diese Realität nicht immun. Im Gegenteil, die neuen Infektionsfälle im Land nähmen zu. Das heute gesammelten Erkenntnisse und die Erfahrungen anderer Länder legten nahe, dass in Portugal die gleichen Maßnahmen ergriffen werden sollten, um die Ausbreitung dieser Krankheit einzudämmen, immer in enger Abstimmung mit den europäischen Behörden", so der Staatschef.
Wie in anderen europäischen Ländern sei es jedoch notwendig, "die verfassungsmäßige Deckung durch umfassendere Maßnahmen zu verstärken".
"Deshalb hält es der Präsident der Republik für unerlässlich, den Ausnahmezustand auszurufen".
21 bestätigte Coronavirus-Infektionen an der Algarve
21 Coronavirus-Erkrankungen Covid-19 an der Algarve, zwei erste Infektionen im Alentejo und in sämtlichen Regionen von Portugal insgesamt 642 bestätigte Fälle - das sind die Zahlen vom Mittwoch, 18. März. Zwei Menschen starben laut amtlichen portugiesischen Angaben bislang an der neuen Lungenerkrankung. Einer der beiden Toten ist der Chef der portugiesischen Landesniederlassung der Santander-Bank, António Vieira Monteiro. Drei Menschen konnten als geheilt aus der Behandlung entlassen werden.
Die beiden ersten Alentejo-Fälle wurden in der Stadt Évora und der Gemeinde Montemor-o-Novo registriert. Allein fünf der 21 bestätigten Covid-19-Erkrankungen an der Algarve entfallen auf die Gruppe von mehr als 70 nepalesischen Landarbeitern, die in der Schule EB 2.3 Santo António in Faro unter Quarantäne gestellt wurden.
Laut regionalen Medienberichteten bestätigten die Bürgermeister der weiteren betroffenen Algarve-Städte Portimão, Albufeira, Silves, Loulé und Lagoa, dass es nach ihrem Wissen keine neuen Infektionen mit dem Coronavirus gibt. Die Stadtspitzen von Olhão, São Brás de Alportel, Lagos und Vila Real de Santo António verneinten die Frage, ob es in ihren Kreisen registrierte Erkrankungen gibt.
Statistik der Lissaboner Generaldirektion Gesundheit
- Von den 642 in Portugal bestätigten Fällen mussten bislang nur 89 im Krankenhaus behandelt werden. 20 Personen befinden sich in ernstem Zustand auf einer Intensivstation.
- 351 Menschen warten in Portugal noch auf das Ergebnis ihres Labortests. 6.656 Personen stehen im ganzen Land unter medizinischer Beobachtung.
- Die höchste Zahl an Infizierten entfällt auf den Norden um die Stadt Porto (289), gefolgt von Lissabon mit Tejo-Tal (243) und dem Zentrum (74). Dahinter rangieren die Algarve (21), die Insel Madeira (1), der Alentejo (2) und die Inselkette der Azoren (3).
- Insgesamt gibt es 24 aktive Übertragungsketten. Die meisten Fälle wurden bislang aus Spanien (18), Italien (17), Frankreich (13) und der Schweiz (8) importiert. Auf Länder wie Deutschland, Österreich, Andorra, Belgien, die Niederlande, Großbritannien und den Iran entfällt jeweils eine importierte Infektion.
- Seit dem 1. Januar wurden in Portugal bislang insgesamt 5.067 Verdachtsfälle gemeldet, von denen sich 4.074 nicht bestätigten.
Algarve-Wirtschaft vergleicht Covid-19-Effekt mit „Atombombe"
Der Unternehmerverband CEAL der Algarve verglich die Wirkung der Covid-19-Pandemie mit "einer Art Atombombe", die unvorhersehbare und sehr besorgniserregende wirtschaftliche Folgen hervorrufe. In einer Stellungnahme ist von Zukunftsangst der Geschäftsleute die Rede, vor allem weil der Tourismus einen „abrupten Rückgang der Übernachtungen" verzeichne. Die erste heftige Konsequenz seien Entlassungen, gefolgt von Bedrohungen der Unternehmensfinanzen. Dennoch betont CEAL:
"Wir dürfen unter keinen Umständen in Entmutigung oder Panik geraten. Kriege werden durch Kämpfe gewonnen, und es erfordert Entschlossenheit und Mut, sich der Not zu stellen".
Auch der Wirtschaftsverband NERA forderte in seinem am Mittwoch verbreiteten Newsletter stärkere Unterstützung der 60.000 Unternehmen (davon 40.000 Einpersonenfirmen) der Algarve durch die Regierung. Präsident Vitor Neto wies darauf hin, dass mehr als 85 Prozent der ausländischen Algarve-Touristen aus Europa kommen, der Weltregion, welche die Hälfte des Welttourismus stellt. Die Südküste Portugals sei die wichtigste Ferienregion des Landes und trage etwa zur Hälfte zu den Einnahmen des für Portugal so wichtigen Wirtschaftssektors Fremdenverkehr bei.
Abrupter Tourismus-Rückgang trifft ganzes Land
„Ein abrupter Rückgang der Einnahmen aus dem Tourismus hätte schwerwiegende Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes, auf die Handelsbilanz für Waren und Dienstleistungen und auch auf die Auslandsverschuldung". NERA-Präsident Vitor Neto
Man könne sich vorstellen, wie schwerwiegend die Folgen für die Region seien, wenn man berücksichtigte, dass die Algarve im vergangenen Jahr allein in den Monaten März bis Mai ein gutes Drittel (35 Prozent) ihrer jährlichen Übernachtungen und ein Zehntel der Übernachtungen im gesamten Land verzeichnet habe.
Laut Neto hatte die Algarve im vergangenen Jahr fünf Millionen Gäste (davon 70 Prozent Ausländer) begrüßen können, die für 21 Millionen Übernachtungen sorgten. Im Schnitt habe der Aufenthalt vier bis fünf Tage betragen. Der NERA-Chef erinnerte daran, dass ein Einbruch dieser Zahlen nicht nur in erster Linie das Hotel- und Gaststättengewerbe treffe, sondern auch die Bereiche Handel, Dienstleistungen, Immobilien, Bauwesen, Transport und andere.
Update 19:15 Uhr: Die staatliche Organisation Turismo de Portugal leitete am Mittwochabend eine Reihe von Maßnahmen ein, um die Auswirkungen der durch die Covid-19-Pandemie verringerten Nachfrage auf den Tourismus zu minimieren. Dazu gehören vor allem finanzielle Unterstützungen von Kleinstunternehmen in Höhe von 60 Millionen Euro. Zugang zu den Mitteln bekommen Unternehmer mit weniger als 10 Beschäftigen und einem Jahresumsatz unter zwei Millionen Euro.
Ryanair lässt nach 24. März die meisten Flugzeuge am Boden
Der irische Billigfluggesellschaft Ryanair, wichtigster Kunde des Flughafens Faro, kündigte am Mittwochnachmittag an, zwischen Mitternacht und dem 24. März über 80 Prozent ihrer Flüge zu streichen. Danach erwartet die Airline, dass "die meisten oder alle Flugzeuge" am Boden bleiben. Im wesentlichen sollten nur noch die Verbindungen zwischen Großbritannien und Irland aufrecht erhalten werden. Das Management nannte als Ursache der Maßnahme die strengen Reiseverbote und ‑beschränkungen der meisten EU-Mitgliedsländer. Alle betroffenen Kunden würden über E‑Mail und Telefon-Kurznachrichten (SMS) informiert. Es möge nicht angerufen werden, weil die verfügbaren Leitungen schon jetzt überlastet seien. Auf der Webseit www.ryanair.com werde der drastisch reduzierte Flugplan regelmäßig aktualisiert.
Ryanair sagte zu, dass in engem Kontakt mit den Außenministerien aller EU-Regierungen nach Möglichkeiten gesucht werde, EU-Bürger mit Rückführungsflügen nach Hause zu bringen.
Filialisten - darunter auch IKEA - schließen Läden
Unterdessen kündigte die spanische Gruppe Tendam, welche die Marken Springfield, Cortefiel, Women'Secret, Pedro del Hierro und Fifty betreut, die Schließung ihrer 152 Verkaufsstellen in Portugal - meist in Einkaufszentren - "auf unbestimmte Zeit" an. Gleichzeitig wurde der Online-Versandhandel gestärkt. Umtauschfristen sind auf 60 Tage verlängert. Schon am Dienstag hatte der schwedische Möbelgigant IKEA die vorübergehende Schließung seiner Filialen in Portugal bekanntgegeben. Eine davon liegt an der Algarve in Loulé.
Ausgewählte Kurzinformationen: Aktuelle Covid-19-Lage an der Algarve
Castro Marim: Nach anderen Städten hat auch die Verwaltung von Castro Marim ein Programm sozialer Unterstützungsleistungen für Risikogruppen geschaffen. "Bleiben Sie für Ihre Gesundheit zu Hause. Wir helfen" heißt es. Wer über 65 Jahre alt ist, chronisch krank oder ohne familiären und sozialen Beistand, wird beim Kauf von Lebensmitteln, Hygieneprodukten und Medikamenten unterstützt. Dazu nimmt die Telefon-Hotline mit den Nummern 961 743 222 oder 281 510 747 werktags zwischen 10 und 17 Uhr Bestellungen entgegen. Alle Beratungsdienste der Stadt werden nur noch per Telefon oder E‑Mail geleistet.
Die berühmte Felsformation Ponta da Piedade kann von Touristen nicht mehr besichtigt werden. Das beschloss die Stadtverwaltung. Sie ließ die Zufahrtsstraßen für Touristenbusse sperren. Ferner wurde die maximale Anzahl von Besuchern festgelegt, welche die Märkte Avenida und Santo Amaro aufsuchen können. Ebenso wie in Castro Marim und anderen Städten wurden die Serviceleistungen der Verwaltung auf Telefon- und E‑Mail-Kontakte beschränkt. Die private Gesundheitsunternehmens-Gruppe HPA bereitet unterdessen ihr Krankenhaus São Gonçalo in Lagos darauf vor, Covid-19-Patienten aufnehmen zu können. Das geschieht, um den öffentlichen Gesundheitsdienst entlasten zu können. Es soll 14 Zimmer mit Quarantäne-Möglichkeit und vier Intensivstationen geben. Bereits in der vergangenen Woche hatte HPI für alle Einrichtungen Test-Stationen und Temperatur-Messungen angekündigt. Die Krankenhäuser stehen auch für telemedizinische Betreuung bereit.
Update 20.3.: Albufeira: Das private Gesundheitsunternehmen Lusíadas Saúde, das auch in Albufeira ein Krankenhaus betreibt (zusätzlich zu Hospitälern in Amadora und Porto), will in allen drei Einrichtungen insgesamt 231 zusätzliche Betten und 54 Beatmungsgeräte bereitstellen, um den öffentlichen Gesundheitsdienst SNS bei der Bewältigung der Coronavirus-Pandemie zu unterstützen.
Mehr als 150 Medizinstudierende der Universität der Algarve in Faro unterstützen derzeit die starkt nachgefragte Hotline SNS24 des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Sie hat die Nummer 808 24 24 24. Es handelt sich um Freiwillige. Kooperiert wird mit dem ABC (Algarve Biomedical Center) und dem Telekommunikationskonzern Altice, der die Callcenter-Räumlichkeiten bereitstellt.