Ein aktueller Report der internationalen Unternehmensberatung McKinsey skizziert düstere Aussichten für Portugals Tourismuswirtschaft in den nächsten Jahren. Die Analysten rechnen mit einer Erholung des Tourismus nicht vor 2024/2025. Schlimmer noch: Aktuelle Szenarien lassen befürchten, dass Portugal zwischen 2020 und 2023 insgesamt Einnahmen in Höhe von 60 Milliarden Euro verlieren könnte, dieser Betrag entspricht 26% des portugiesischen Bruttoinlandsprodukts aus dem Jahr 2019. "Zusätzlich könnte der Sektor auf dem Höhepunkt der Krise bis zu 600.000 Arbeitsplätze verlieren, von denen einige in der Zukunft möglicherweise nicht wiederhergestellt werden können", heißt es in dem Bericht weiter.
Schon jetzt hat die Corona-Pandemie der portugiesischen Reise- und Tourismusbranche dramatisch zugesetzt. Der jährliche Economic Impact Report (EIR) des World Travel & Tourism Council WTTC vom April 2021 zeigt, dass der Beitrag des Sektors zum Bruttoinlandprodukt des Landes im Jahr 2020 um 56,4% gesunken ist. Nach zehn aufeinanderfolgenden Jahren, in denen das Wachstum der Branche das der Gesamtwirtschaft übertraf, fiel ihr Beitrag von 37 Milliarden Euro (17,1%) im Jahr 2019 auf 16 Milliarden Euro (8,1%) im Jahr 2020. Konkret ist das ein Verlust von 21 Milliarden Euro. Parallel dazu sank die Zahl der Beschäftigten in der portugiesischen Reise- und Tourismusbranche von knapp über einer Million im Jahr 2019 auf 843.000 im Jahr 2020 - ein Rückgang von 16%. Von den Arbeitsplatzverlusten sind insbesondere kleine und mittlere Firmen betroffen, die acht von zehn Unternehmen in diesem Bereich ausmachen.
Die McKinsey-Studie unterstreicht die Bedeutung des Tourismus für die portugiesische Wirtschaft, da er 18,6 % aller Arbeitsplätze im Land ausmacht, wenn man direkte, indirekte und induzierte Effekte berücksichtigt. In Regionen wie der Algarve, Madeira und den Azoren macht der Sektor mehr als 20% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und der lokalen Arbeitsplätze aus. Das Beratungsunternehmen hebt auch die Auswirkungen der Krise im Tourismus auf andere Wirtschaftszweige wie z.B. Handel und Gastronomie hervor.
Für Sofortmaßnahmen nennt McKinsey drei Prioritäten für eine schnellere und nachhaltigere Erholung: Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen durch Digitalisierung, Kooperationsmodelle innerhalb des Sektors und "Schaffung eines neuen Paradigmas" für den Tourismus der Zukunft. Die Analyse schätzt, dass Eventtourismus (Meetings, Incentives, Konferenzen und Ausstellungen), Gruppenreisen, Kreuzfahrten, Individualreisen und Städtetourismus am stärksten von der Pandemie betroffen sein werden und länger brauchen, um sich zu erholen, während auf der anderen Seite Zweitwohnungstourismus, Ökotourismus und religiöser, sportlicher und kultureller Tourismus weniger betroffen sein werden und sich schneller erholen sollten.
Schließlich weist der Bericht auf fünf Schlüsselfaktoren hin, die bestimmen werden, wie schnell sich der nationale Tourismussektor erholen kann: die Attraktivität der wichtigsten Reiseziele, die Verfügbarkeit von Flugkapazitäten, die Kapazität und Qualität des Gesundheitswesens, das Gewicht der Geschäftsreisen und die Bedeutung der Nachhaltigkeit. (Quelle: Lusa)
P.S. Nach Angaben der Vereinten Nationen könnten sich wegen der anhaltenden Corona-Pandemie die wirtschaftlichen Einbußen für den weltweiten Tourismus auf mehr als vier Billionen US-Dollar summieren.