Von mir hört man hier in letzter Zeit ja etwas wenig. Irgendwie gab und gibt es eine Reihe offener Projekte die jetzt nach und nach abgeschlossen werden (müssen) und da bleibt nicht nur die Zeit sondern auch die Kreativität für Rezepte bzw. eher das Posten der Rezepte etwas auf der Strecke. Gerade wegen Letzterem ist ab und zu ein Tapetenwechsel notwendig und über diesen will ich euch berichten. Die Urlaubsplanung vom letzten Beitrag wurde komplett über den Haufen geworfen und anstatt um griechische Inseln dreht sich jetzt alles um portugiesische Städte.
Etwas mutig geplant war der Hinflug von Nürnberg nach Porto mit zwei Stopps in Zürich und Genf ja schon aber ein Hinflug bzw. Hinflüge lassen sich ja immer leichter etragen als „komplizierte” Rückflüge. Soweit hat dann auch alles gut geklappt und die Ausblicke auf den Genfer See und das Mont Blanc-Massiv während des Flugs von Zürich nach Genf waren auf jeden Fall sehenswert. Relativ entspannt wurde Porto erreicht, die richtige Metro-Linie und passende Tickets gefunden (man kauft einmal das Ticket und lädt dann die gewünschten Fahrten auf). Die Suche nach dem Appartement war dann etwas schwieriger aber durchaus unterhaltsam und mit tatkräftiger Unterstützung einiger Einheimischer wurde die Wohnung im Gassengewirr doch noch rechtzeitig gefunden. Mit Gepäck fällt dann auch auf, dass die Straßen in Porto durchaus bergig sind. Die klare, frische und nur in der Sonne warme Luft und der entspannte Umgang mit roten Ampeln machte die Schlepperei aber halbwegs erträglich.
Unweit des, Museums für Transport und Kommunikation beherbergenden, alten Gebäudes, mit Blick auf die Linie 1 der Straßenbahn, einen Steinwurf vom Rio Douro entfernt befand sich das gut ausgestattete Appartement in einem schön renovierten, in den Fels gebauten Haus. Die nächsten Stunden verbrachten wir mit der Suche nach einem Supermarkt zwecks Basisverpflegung für die nächsten Tage. Mit der Zeit wurde der Tag dann aber doch immer länger und das frühe Auftstehen machte sich bemerkbar. Als Abhilfe wurde mit Fisch und Wein in einer kleinen Kneipe das Ende des Tages eingeläutet.
Nach einer ruhigen Nacht wurde ausgeschlafen in den ersten richtigen Urlaubstag gestartet. Entlang der Uferstraße ging es, mit Blick auf die Portweinkellereien auf der anderen Seite des Douro, in Richtung Zentrum. Am Ende der Rua das Flores fand sich dann auch ein kleines Café mit Blick auf das Treiben rund um den Bahnhof Sao Bento. Der landestypische “Milchkaffee” Galão und immer präsenten Blätterteigtörtchen (Pastel de) Nata wurden hier zum ersten aber nicht zum letzten Mal verkostet. Über die beeindruckende Stahlkonstruktion der Brücke Ponte Dom Luís I ging es zu Fuß auf die andere Douro-Seite und somit nach Vila Nova de Gaia. Die Brücke selbst und der Blick von dieser sind fantastisch. Für noch mehr Ausblick wurde die Seilbahn genutzt und es schwebte sich gemütlich über einige der Portweinkellereien und typischen Rabello-Boote zum Ufer.
Von dieser Douro-Seite aus hat man einen guten Blick auf Porto und die bekannten “bunten Häuser”. Eigentlich dreht sich hier in Gaia aber alles nur um das eine – um Portwein. Die Kellereien machen durch große Schilder und/oder beschriftete Wände auf sich aufmerksam. Sandeman war mir ein Begriff, die restlichen Namen waren aber doch eber unbekannt. Wir entschieden uns für eine Tour bei Ferreira und wurden nicht enttäuscht: Sowohl der Gang durch das ehemealige Kirchengewölbe als auch der Informationsgehalt der Tour waren eine interessante Abwechslung. Die Portweinverkostung zum Schluss rückte die Kulinarik wieder in den Mittelpunkt und den Portwein an sich wieder ins Interesse. Ein weißer Portwein als Aperitif ist in Zukunft durchaus denkbar und die verschiedenen Formen des roten (Ruby, Tawny, LBV) je nach geschmacklicher Vorliebe für einen gemütlichen Abend nicht zu verachten. Auf jeden Fall ein deutlicher Unterschied zu unserem Standard-Supermarkt-Portwein.
Gebildet und etwas angeheitert ging es mit der Seilbahn wieder nach oben und dann weiter zu Fuss über die Brücke zurück nach Porto. Über Treppen und durch enge Gassen hindurch wurde das Ufer und somit die Promenade erreicht. In all den bunten Häusern fand sich schnell ein kleines Lokal für einen After-Portwein-Imbiss. Hier herrschte, wie man es von Promenaden gewohnt ist, reger Betrieb. Die alles überragende Stahlkonstruktion der Brücke und der Blick auf die Portweinkellereien verleihen diesem Ort aber eine seltene Eigenständigkeit.
Appetit kommt bekanntlich beim Essen und so ging es weiter durch die pittoresken Gassen auf der Suche nach der passenden Abendessen-Location. Das ganze Gebiet ist touristisch geprägt und somit ist nicht immer sofort ersichtlich was die Restaurants so wirklich zu bieten haben. Ein gemütlicher Fensterplatz ist aber auf jeden Fall nicht zu verachten. Mit Bacalhau Briago Style und Oktopus mit Reis bestellten wir auch zwei typische Gerichte welche geschmacklich aber mehr interessant als wirklich gut waren. Auf den Wein war aber, wie noch öfter, immer Verlass. Die nordportugiesische Küche kann laut diversen Aussagen und eigenen Erfahrungen als etwas kräftiger/heftiger und sehr fleisch- bzw. fischlastig bezeichnet werden. Anschließend führte uns der Weg weiter durch die nächtliche Stadt mit unserem Appartement als Fernziel.
Beim Umherstreifen wurde noch eine kleines, hübsches Lokal entdeckt. Der freundliche Wirt enttarnte uns natürlich schnell als Deutsche und entpuppte sich selbst als Berliner. Im hinteren Bereich verbrachten wir in einem kleinen Séparée auf einer bequemen Couch bei einem Rotwein einen entspannten Abend. Leider hatten wir ja vorher schon gegessen, denn nicht nur die Getränke- sondern auch die Speisenauswahl machte hier Lust auf mehr.
Ein neuer Tag begann und somit ergaben sich wieder neue kulinarische Möglichkeiten. Nata wurde zum Frühstück gegen ein Sandwich mit frittiertem Bacalhau getauscht.
Einige Straßen weiter befindet sich die alte Markthalle Mercado do Bolhão. Man sieht diesem Gebäude sein Alter an und in Verbindung mit den vielen geschlossenen Ständen erinnerte es an eine vergangene Zeit und etwas Melancholie wehte durch das alte Gemäuer. Eine Zeichenschule versuchte diese Stimmung auf Papier festzuhalten, Touristen versuchten selbiges mit ihren Kameras, dazwischen die Marktleute und Einheimische beim Kaffee. Alles in allem ein interessanter Ort der zum Verweilen veranlasste.
Am besten verweilt es sich natürlich in einer Kneipe, in dem Fall davor. Bier und Essen waren geschmacklich sowie auch kostentechnisch sehr gut. Fisch wird von der Bedienung direkt am Fischstand gegenüber bestellt und auch gleich “live” ausgenommen, bevor er etwas später auf einem kurzen Umweg über die Küche auf dem Teller landet. Ein Schauspiel, welches nicht nur die Katzen interessiert verfolgten.
In der Markthalle hätte man es durchaus noch etwas aushalten können aber, wie man auch an der Halle sieht, läuft die Zeit ja unaufhaltsam weiter. Alt aber renoviert war die nächste Station, Livraria Lello & Irmão, eine der schönsten Buchhandlungen der Welt. Vor allem die geschwungene Holztreppe zur Galerie im ersten Stock verleiht dem Raum einen einzigartigen Charakter.
Mit Blick auf das Portal der Kirche Igreja do Carmo stärkten wir uns mit portugiesischem Eis für den Aufstieg auf den Torre dos Clérigos, den Glockenturm der Clérigos-Kirche und höchsten Kirchturm in Portugal. Durch malerische Altstadtgassen fanden wir unseren Weg zum Startpunkt der historischen Straßenbahn Linie 1. Aufgrund der schönen Strecke, dem Douro entlang bis zur Mündung in den Atlantik, ist ein Einstieg an der ersten Station ratsam. Praktischerweise gibt es daneben eine Kneipe in deren Außenbereich man die Wartezeit je nach Belieben gestalten kann.
Die Tram rumpelte dann Ihren Weg entlang und nach kurzer Fahrt war die Endstation Passeio Alegre erreicht. Nach einem kurzen Stück Fußweg am Ufer war der Blick dann frei auf den Atlantik. Irgendwo da drüben liegt mit New York auch eines der nächsten Ziele. Erstmal geht es aber natürlich auf der alten Welt weiter. Nach einem kurzen Spaziergang gab es in Form einer Francesinha echtes portuenser, äh, Fast-Food(?). Die ganze Sache ist etwas gewöhnungbedürftig, befindet sich irgendwo zwischen Toast-Hawaii, Croque Monsieur und Cordon Bleu und sollte kalorientechnisch für einen Tag reichen. Einmal ganz interessant, öfers muss aber nicht sein.
Damit das Straßencafe nicht zur Gewohnheit wird, frühstückten wir in einer portuenser Institution, dem Café Majestic. Einem alten Kaffeehaus mit gehobener Ausstattung und schöner Stimmung. Nach einem French Toast ging es hoch zur Sé do Porto, der Kathedrale von Porto und genossen den Ausblick über die Stadt.
In Barcelona hatte der Supermarkt El Corte Ingles einen guten Eindruck aufgrund der großen Auswahl hinterlassen und deswegen hier natürlich auch ein absolutes Muss. Per Straßenbahn ging es also nach Vila Nova de Gaia und zu einer kleinen Supermarkt-Tour. Beeindruckend war vor allem die Auswahl an portugiesischem Wein. Während man bei uns meistens nur einige Flaschen findet, reiht sich hier Regalmeter an Regalmeter. Zu Fuß ging es dann weiter und, wenn man auf der “Portwein-Seite” ist, nutzt man das auch: Portweinkellerei Taylor, Fladgate & Yeatman. Eine informative Führung in Verbindung mit einem wirklich schönen Gebäude mit innenliegendem Garten, standesgemäßen Pfau und natürlich einer Portwein-Verkostung. Einsetzender Regen störte etwas die weiteren Pläne und so gings direkt zum Abendessen.
Nächste Station: Coimbra, Bericht folgt.