Portfolio als Zusammenfassung des fotografischen Lebens

… ich hab mein Portfolio erweitert! Mann, Mann, wie oft habe ich diesen Satz schon gehört. Besonders Fotografen sind versessen auf das Portfolio und sein ständiges Wachstum. Aber nicht in einer Mappe zum Vorlegen. Nein! Im Internet muss das stehen. Dick und fett und möglichst groß und umfänglich. „Portfolio erweitert!“ ist auch gleichzeitig ein Warnruf für die Fanschar der fotografierenden Gilde. Gleichzusetzen mit „Baum fällt!“. Entsprechende Verhaltensregeln für Social Medias, wie Facebook & Co, sind aus Anleitungen für Selbstmarketing zu entnehmen. Und immer schön dran denken: Portfolio-Erwähnungen in Social Medias entsprechen einer weltweiten Zuchtbullenschau mit Prämierung ohne Preisgeld. Also verhaltet Euch bitte entsprechend. Das ist kein Spaß!

Ein Portfolio ist kein Spaß

Bis hier hin war das ganze einen fein geschliffene spitze Zunge. Jetzt kommt noch ein gestrichener Teelöffel Ernsthaftigkeit hinzu. Nicht zu viel. Es soll doch keiner glauben, wie nehmen uns zu ernst. Wer sind eigentlich wir? Nun, das sind alle Fotografierenden. Alle, die Spaß verstehen und alle, die es ernster als ernst nehmen. Letztere sind die Kleinpilzzüchter unter den Fotografen. Die gehen zum Lachen in den Keller. Warum auch Lachen? Fotografie ist eine sehr ernste Sache. Und wenn der Tonwert nicht an der richtigen Stelle sitzt, dann ist die ganze Aufnahme verdorben. Alles. Ach ja, 10 verdorbene Aufnahmen sind wie ein Leben ohne Sinn. Darum der Beweis mit randvollem Portfolio. Beweis für ein sinnvolles Leben.

Zaghaftes Eingeständnis von mir

Jetzt muss ich es zugeben: Ich vervollständige zurzeit mein Portfolio. Ja, kein Scherz. Aber ich habe auch einen guten Grund dafür. Mein fotografisches Leben (jedenfalls das mit der professionellen Fotografie) ist zu Ende. Mein Portfolio sehe ich als Art Rückblick. Als Werkschau möchte ich es nicht bezeichnen, weil es wirklich nur ein Streiflicht ist. Ein schmaler Ausschnitt von dem, was ich in den letzten Jahren gemacht habe. Hierbei konzentriere ich mich auch die letzten 10 Jahre. Dreißig Jahre (eigentlich sind es mehr) wären auch für den geneigtesten Betrachter zu viel. Da muss ich realistisch bleiben.

Kleinpilzzüchter und Miniaturquadratiker können beruhigt sein

Liebe Kleinpilzzüchter und Miniaturquadratiker, ihr könnt beruhigt sein. Ich werde die (heilige) Fotografie nicht weiter mit meinen pornographischen Werken entweihen. Ab jetzt müsst ihr mir keine wütenden E-Mails mehr schreiben, müsst keine 3-Tages-Adressen mehr bauen und eure Spuren nicht mehr verschleiern. Neu geschaffene Schweinereien werde ich wohl nicht mehr erstellen und das bereits fotografierte, könnt ihr nur durch verbrennen meines Archivs aus der Welt schaffen. Verbrennung hat sowieso bei euch Tradition. Aber es ist wohl schon etwas länger her, dass ihr mal richtig satt Bücher und entartete Kunst verbrennen durftet. Heureka. Man könnte fast Verständnis aufbauen, wenn ihr darauf brennt mal wieder so richtig mit Feuer spielen zu dürfen. Einen habe ich noch für euch, bei dem die Tonwerte unter Garantie nicht stimmen … macht also schon mal den Grill an.

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Versöhnliche Töne

Ich will ja nicht sagen, dass alle Fotografen mit einem ordentlich dicken Portfolio Scharlatane sind. Nein! Niemals! Aber ganz häufig wird die Portfolio-Frage überzogen und gerät so ins Lächerliche. Etwas mehr Zurückhaltung würde der gesamten Fotografie gut tun. Und meine Schläge gegen eine gewisse Fotografengattung? Nun, es muss ja nicht jeder Feuer und Flamme bei Aktfotografie sein. Aber das wörtlich zu nehmen und (wie angedroht) Verbrennung und Belegung mit dem Bann (Kirchenbann? Da hab ich aber echt Angst!) zu proklamieren, sind doch der Drohungen zu viel gewechselt. Und ich bin auch keineswegs der Ansicht, dass meine Fotografie Pornographie ist. Aber egal, ich bin jetzt raus aus dem Zirkus und baue zum Abschluss mein Portfolio zusammen. Liebgewonnenen Einzelteile aus meiner Zeit in der ich von der Fotografie gelebt habe. Was danach kommt, ist (aus Gründen) nur noch Hobby. Und weder in der Profizeit, noch in meiner anbrechenden Amateurzeit, sitzen alle Tonwerte wie die Noten auf der Linie. Warum auch, meine Fotografie hat immer funktioniert. Drum lass meckern wer will. Zum Schluss noch etwas Eigenlob 😉

Im Portfolio gibt es natürlich Sachen, die mir besonders am Herzen liegen. Da ist zum Einen die Serie Feenwald. Diese Bilder waren Teil meines Buches Ansichten einer Forelle. Wer Glück hat, kann noch ein Buch im Antiquariat ergattern. Bei Amazon tauchen auch manchmal welche auf. Mich bezaubern diese Bilder immer wieder.

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Das Thema Frau am Fenster begleitet mich schon mein ganzes fotografisches Leben lang. Hier habe ich einige Bilder zum Thema als „Sammelwerk“ zusammengestellt. Vielleicht finde ich im Laufe der Aufräumarbeiten noch einige Bilder und zeige auch diese dann im Portfolio.

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Kontextfotografie anders war auch eine schöne Fingerübung vor einigen Jahren. Da habe ich mit einer Halbformat-Kamera komplette Szenen fotografiert. Danach, nach der Entwicklung, war es spannend, welche Bilder dann einen ganzen erzählenden Strang auf dem Filmstreifen ergaben. Ich hatte das Ganze schon längst vergessen, aber vielleicht greife ich das noch einmal auf. Es passt zum Amateur-Status 😉

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Auch eine schöne Sache ist Redscale. Da habe ich das Produktbild für einen Film geliefert und auch noch etwas mehr gemacht. Aber an diese Zeit möchte ich jetzt nicht erinnern. Mir ist lediglich aufgefallen, dass man mit einemumgedrehten Film eine Menge fotografischer Spaß haben kann. Und je älter und abgelaufener das Material ist, um so besser.

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Ach ja, das sind im Portfolio auch einige Serien mit der Holga zu finden. Holga und professionelle Fotografie? Wie passt denn das zusammen? Für mich war die Holga immer ein fotografische Erste-Hilfe-Paket, wenn gar nichts mehr kreatives bei mir klappen wollte. Nach einer Holga-Phase hat es immer wieder mit der normalen Fotografie funktioniert. Wenn ich mich in meinem Archiv umschaue, sind es in den meisten Fällen nicht die porfessionellen Auftragsbilder, die in mein Portfolio gehören, sondern die Spielereien und Fingerübungen.

Viele Worte um die Kleinigkeit Portfolio. Aber es war mir gerade ein Anliegen.


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