In den ersten vierzig Jahren meines Lebens war Haferbrei für mich lediglich die allerletzte Eskalationsstufe im Rahmen der Notversorgung bei schweren Magen-Darm-Infekten. Wenn weder Salzstangen, noch Zwieback oder Quark mit geriebenem Apfel rein bzw. drin bleiben wollten, dann gab es Haferbrei.
Beziehungsweise Haferschleim!
Allein über dieses Unwort könnte man vermutlich mindestens drei Dutzend Doktorarbeiten in Psychologie, Soziologie, Geschichte und Philosophie schreiben. Und vermutlich wäre man trotzdem nur auf halbem Wege zu der Erkenntnis, welches Verhältnis ein Land zu Genuss und Nahrungsaufnahme haben muss, um ein Gericht ernsthaft „Haferschleim“ zu nennen.
Nun haben die Deutschen ja haben auch zum Beispiel den Speckröllchen, die sich bei den meisten von uns, spätestens jenseits der 40, einstellen, einen denkbar merkwürdige Bezeichnung verpasst: nämlich „Rettungsringe“. Während die gleichen Speckröllchen im englisch-sprachigen Raum deutlich wärmer und liebevoller „love handles“ heißen, deutet der Begriff „Rettungsring“ doch auf eine tief sitzendes Misstrauen gegenüber Leidenschaft und Genuss hin sowie auf eine ziemlich unromantische Sicht der Dinge. Das erklärt möglicherweise auch, warum in Corona-Zeiten in Deutschland der mit Abstand nachgefragteste Artikel von allen Klopapier ist – während die Franzosen Rotwein und Kondome horten.
Sei’s drum.
Das Thema Porridge hätte ich also im Leben nicht mehr angefasst – nicht mal mit spitzen Fingern.
Nun begab es sich jedoch, dass Porridge nicht nur eines der Lieblings-Kindheitsrezepte meiner Frau ist. Sondern auch die ultimative Frühstücks-Leibspeise unseres kleinen Sohnes.
Und – was soll ich sagen? Die Stellschrauben, um aus einem herkömmlichen Brei ein köstliches Dessert zu machen, sind erstaunlich simpel, nämlich: gemahlene Nüsse, ein möglichst geringer Anteil Haferflocken (hier genauso wichtig wie bei Griesbrei) und – als Abschluss – ein herzhaftes Stück gute Butter. Dazu ein paar Beeren, und es gibt kaum etwas Besseres.
Ohne Quatsch
Porrdige
Portionen 4 PersonenZutaten
- 1000 ml Vollmilch, 3,8%
- 175 g Haferflocken, zart
- 2 EL Zucker
- 2-3 EL Haselnüsse, gemahlen
- 2-3 EL Mandel, gemahlen
- 1-2 EL Gute Butter
- 2 Prisen Salz
- Obst zum Garnieren
Anleitungen
- Alle Zutaten bis auf die Butter in einen Topf geben und bei mittlerer Hitze einmal aufkochen. Dabei regelmäßig durchrühren.
- Den Topf vom Herd nehmen und abgedeckt 10 – 15 Minuten lang stehen lassen. Regelmäßig durchrühren. Auch wenn der Porridge zunächst sehr flüssig erscheint, dickt er im Laufe der 15 Minuten deutlich ein.
- Zum Abschluss die Butter unterrühren und mit Obst servieren.