Porco Rosso

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Porco Rosso

9Fantasy

Als Kurzfilm für die Ausstrahlung während Flugreisen geplant, entwickelte sich Porco Rosso nach dem Beginn der Jugoslawienkriege zu einem ernsteren Langspielfilm. Hayao Miyazaki beweist mal wieder meisterhaft, wie man einen Film für alle Altersgruppen unterhaltsam gestalten kann.

Porco Rosso (Shūichirō Moriyama), ist ein Pilot und Veteran des Ersten Weltkriegs. Da er seinen Dienst beim Militär gekündigt hat, arbeitet er nun als Kopfgeldjäger und hat damit alle Hände voll zu tun. Kreuzfahrtschiffe finden sich regelmäßig Angriffen von Luftpiraten ausgesetzt, um die sich das Schwein mit Hilfe seines roten Kampfflugzeugs kümmern muss. Bei Nacht trifft Marco, wie Porco eigentlich heißt, alte Bekanntschaften im Hotel Adriano. Die schöne Gina (Tokiko Kato) verbindet mehr als nur eine gemeinsame Vergangenheit mit Porco. Das Hotel ist aber auch Treffpunkt für die Gilde der Luftpiraten, die ihre Rache an dem fliegenden Schwein planen. Ein begabter amerikanischer Pilot mit Namen Donald Curtis (Akio Ōtsuka) soll angeheuert werden, um Porco Rosso aus dem (Flug-)Verkehr zu ziehen.

Porco Rosso schafft es den Zuseher von der ersten Sekunde an in diese vielschichtige Welt zu ziehen. Das Bewundernswerte daran ist, dass hingegen anderer Werke von Miyazaki, hier so gut wie keine Erklärungen gegeben werden. Charaktere, Setting und Hintergründe werden im Laufe des Film organisch eingebaut, was den Zuseher bis zum Ende zum Nachdenken anregt. Außerdem könnte es kein anderes Studio besser schaffen ernste Themen mit liebenswertem Humor zu vermischen. Gleich zu Beginn wird ein Schiff von Luftpiraten überfallen. Die Schurken nehmen nicht nur Wertgegenstände, sondern auch 20 kleine Mädchen als Geisel. Das hört sich jetzt brutal und düster an, könnte aber vom Gezeigten nicht weiter entfernt sein. Die Mädchen sind guter Laune, inspizieren das Flugzeug, freunden sich mit den Piraten an und springen selbstbewusst ins Wasser, um nach ihrer Rettung in Sicherheit zu schwimmen.



Wurde überhaupt schon davon gesprochen, dass der Held der Geschichte ein Schwein ist? Das kann nämlich im Laufe des Films leicht vergessen werden. Man bekommt zwar am Rande eine Erklärung wie es zu diesem Umstand gekommen ist, richtig wichtig für die Geschichte ist es allerdings nicht. Und das ist erstaunlich. Wie stilsicher hier mit dem ungewöhnlichen Hauptcharakter umgegangen wird ist wahrlich meisterhaft. Vom Wein, über die Zigarette bis hin zum Anzug mit Hut. Porco Rosso ist einfach nur cool. Wenn Marco dann noch seinen Charm gegenüber der weiblichen Protagnistinnen spielen lässt, fühlt man sich stark an Hollywood Größen der 40er Jahre erinnert.

Normalerweise wäre es ein negatives Kriterium zu sagen, dass sich ein Film länger anfühlt als er eigentlich ist. In diesem Fall ist es allerdings überraschend, wie viele Facetten dieser Welt in 94 Minuten gezeigt werden. Und obwohl der Film in einer Tour durchläuft, bleiben am Ende einige Fragen ungeklärt. Ein vom Studio angedachtes Sequel wird zurzeit nicht produziert, lässt aber darauf hoffen, dass wir Porco Rosso irgendwann wieder zu sehen bekommen.

Porco Rosso ist auch deshalb besonders, weil es das einzige Werk Hayao Miyazakis ist, das sich realer Orte und historischer Gegebenheiten bedient. Allerdings wird einem eine sehr traumhafte Version der Adria präsentiert. Die Bilder von Italien und Kroatien zeigen eher ein Idealbild, das sich Touristen vorstellen würden.

Am Ende ist es aber auch genau diese Traumvorstellung, die das Publikum über die gesamten Laufzeit in bester Qualität unterhält. Wenn man nicht gerade lacht, erfreut man sich an packenden Luftschlachten oder lauscht den clever geschriebenen Dialogen. Die Musik, das Setting und die Charaktere sind Studio Ghibli in Höchstform!

Regie und Drehbuch: Hayao Miyazaki, Stimmen (Original): Shûichirô Moriyama, Tokiko Katô, Bunshi Katsura Vi, Tsunehiko Kamijô, Akemi Okamura, Filmlänge: 93 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 24.01.2014