So wie er verhielten sich die meisten Leute. Als Nachtschattengewächs „wusste“ man, dass die Pflanze giftig war. Die Knollen standen im Verdacht Lepra zu verursachen. Es war Essen für die Schweine, oder für die niederen Klassen, oder ganz einfach ungeniessbar.
Es brauchte fast 3 Jahrhunderte, bis die Kartoffel von Spanien aus im restlichen Europa Fuss fasste.
Dann wurde erkannt, wie wertvoll die Kartoffel war im Kampf gegen Hungersnöte– sie bietet enorm viele Nährstoffe, ist einfach anzubauen, hat reichlichen Ertrag, nicht wie der bisher übliche Weizen. Die Regierenden in Europa griffen zu ungewöhnlichen Mitteln, um dem Volk die Knolle schmackhaft zu machen. Friedrich der Grosse von Preussen ordnete den Verzehr der Knolle unter Androhung von Stockhieben an, sein Nachfolger Friedrich II drohte gar Ohren und Nase abzuschneiden. Zar Nikolaus befahl den Bauern: entweder Kartoffeln pflanzen oder Deportation nach Sibirien. Nur in Frankreich wurde sie immer noch schlicht missachtet.
Frankreich war abhängig vom Brot und ständig im Krieg.
Nach Kriegsende kehrte er nach Paris zurück, wo er studierte und schliesslich Apotheker wurde im „Hôtel des Invalides“ dem Schaustück des Königs für alte Soldaten Militärische Ehren.
Frankreichs Weizenernte fiel wieder einmal schlecht aus und Brot verschwand aus den Regalen. Panik brach aus, was schliesslich die l’Académie de Besançon 1769 veranlasste einen Preis für die beste Studie auszustellen für „Lebensmittel und Nahrungssubstanzen, die fähig sind das Unglück der Hungersnot zu mildern“
Parmentier, der seine Erfahrungen mit Kartoffeln in Deutschland nicht vergessen hatte nahm am Wettbewerb teil. 3 Jahre später brachte ihm seine Abhandlung „Examen Chymique des Pommes de terre“ den Preis und die Aufmerksamkeit von Buffon, Voltaire und … dem König, Louis XVI, der eben den Thron zusammen mit seiner Frau Marie Antoinette bestiegen hatte.
Aber mit einem Schriftstück war es nicht getan damit, die Franzosen umzustimmen. Dafür bedurfte es einer durchdachten Kampagne – die Parmentier durchführte.
Als nächstes schickte er Kartoffeln an vornehme Familien und inszenierte ausgiebige Essen mit dem Thema Kartoffeln. An diesen Essen wurden Kartoffeln serviert als Suppe, Zwischengericht, Kartoffel Salat, Kartoffelbrot, Kartoffelkuchen, Kartoffelkekse und abgerundet mit Kartoffel Digestiv. Noch heute deuten Rezepte mit der Bezeichnung «Parmentier» immer auf ein Gericht hin, das in irgend einer Form Kartoffeln enthält
Nachdem er so die oberen Schichten auf die Seite der Kartoffel gebracht hatte, nahm er sich das einfache Volk vor – mit einem Trick. Louis XVI gab ihm 2 Hektar Land in der Nähe von Paris, auf dem er Kartoffeln anbauen liess. Als die Ernte nahe war, liess er das Land von Soldaten bewachen – aber nur tagsüber. Nachts nicht. Das zog unwiderstehlich das Interesse und die Neugierde der Bevölkerung auf sich, die Nachts heimlich die verbotenen Früchte ernteten um sie zuhause zu essen.
Parmentier war ein grossherziger Mensch und gründete in Paris eine Menge Suppenküchen (Kartoffelsuppe natürlich) für die hungernden Massen.
Er überlebte Louis und Antoinette deren Köpfe in der Revolution rollten – und seine Kartoffeln wurden „Revolutions-essen“ und ihre Konsumation praktisch vorgeschrieben.
Napoleon machte Parmentier zu seinem Gesundheitsberater … und Parmentier wurde Mitglied der Wissenschaftacademie, Apotheker der Armee, Generalinspektor des Nationalen Gesundheitsservice …
Parmentier starb 1813 glücklich und alt, er hatte viel erreicht: aufgestiegen aus der Armut durch Ausbildung und Wissenschaft, Gefährte von Königen, Überlebender der Revolution. Heute liegt er auf dem Friedhof Pere Lachaise, Division 39, Platz 56 – in der Nähe von Jim Morrison.
Quellen: http://www.smithsonianmag.com/history-archaeology/How-the-Potato-Changed-the-World.html?c=y&page=1, http://www.indepthinfo.com/potato/history.shtml, Wikipedia