"Polizeiruf 110: Wendemanöver (2)" - Pöschelleaks in Rostock und Magdeburg

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Ob das ganze Crossover-Polizeiruf-Experiment ein gutes Ende nehmen würde, fragte ich mich in der vergangenen Woche. Eine Woche später kann man konstatieren: Nein, nimmt es nicht. Auch der zweite Teil von „Wendemanöver“, inszeniert und geschrieben von Eoin Moore, krankt an seiner überambitionierten, vollgestopften Geschichte, bei der man auch als aufmerksamer Zuschauer nach dem zweiten keinen so wirklichen Schimmer hat, wer da mit wem weswegen zusammengemauschelt und gedrecksarbeitet hat.
Gedrecksarbeitet ist ein gutes Stichwort, besser gesagt: Gedrexlert. Es hat sich nämlich ausgedrexlert. Sylvester Groth nimmt seinen Hut, die Drehbücher hätten ihn missfallen, daher hat er nach nur fünf gemeinsamen Fällen mit Kollegin Michelsen als Kommissarin Brasch hingeschmissen. Sein Abgang passt perfekt zum Abschieds-Film. Brasch und sein Film-Ich Drexler brausen vom Rostocker Polizeihof. „Alles in Ordnung?“, fragt sie. Er entgegnet: „Nicht wirklich.“

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Vorher hatten die beiden und ihre Rostocker Kollegen einiges zu überstehen. Durch ein Dickicht voller zwielichtigen Verbindungen mussten sie sich schlagen. Wir erinnern uns: In Rostock wurde ein Wirtschaftsprüfer ermordet, in Magdeburg ein Unternehmen halb vernichtet durch ein Feuer. Irgendwann und irgendwo in der DDR waren die Gründe für beiden Fälle zu suchen und zu finden. Halten wir uns aber an dieser Stelle nicht länger nicht mit auf, denn seien wir mal ehrlich, Herr Moore: Haben Sie alles selbst so recht verstanden?
Vermutlich nicht. Und tatsächlich: Die Geschichte ist im zweiten Teil zwar lange nicht mehr so mühsam, aber weiterhin einfach unbekömmlich. Es wirkt einfach an jeder Stelle zuviel des Guten/Schlechten. Hier eine Verstrickung, da eine Verbindung. Hier eine Figur, da eine Figur, da eine Geschichte, da die nächste. Ungefähr so spannend wie ich mir die Arbeit im Finanzamt vorstelle.
Wenn die Story nichts hergibt, müssen die Darsteller und Figuren es rausreißen. Auf der Episoden-Darsteller-Seite muss man besonders Peter Schneider im zweiten Teil hervorheben. Seine Figur, der Sohn des Unternehmers, der kürzlich seine halbe Firma verlor, interpretiert der Akteur dauerweinerlich. Eine famose Leistung, genauso wie die der wie immer guten Kommissare. Pöschel (Andreas Guenther) macht sich wieder mal an eine Frau, diesmal an die Brasch, ran. Er plappert viel, zu viel, als klar wird, dass sein (noch)suspendierter Kollege Bukow (Charly Hübner) irgendein Ding dreht. „Sind wir hier bei Pöschelleaks?“, wirft ihm sein Kollege Thiesler (Josef Heynert) kurzum vor.

"Pöschelleaks!" ©NDR/MDR

Überhaupt ist es Bukow, der diesem Fall das gewisse Etwas gibt. Im Jaja-Shirt tappt er durchs nächtliche Rostock, in verkehrten Autos, ungewaschen, unrasiert, ein Rowdy der alten Schule. Das macht Spaß, das ist wirklich mal ein interessanter Abschnitt. Er ermittelt auf eigene Faust, um sich selbst rein zu waschen – kennt man eigentlich zur Genüge, doch bei Bukows Alleingang ist das immerhin eine Angelegenheit mit Ecken und vielen Kanten.
Die besten Szenen gehören aber indes Groth. Als sich Drexlers Jugendliebe Ferdinand Frey, eigentlich ein Hauptverdächtiger, in der Zelle umbringt und herauskommt, dass seine ihm vor Jahren vorgeworfene Vergewaltigung eigentlich gar keine war, beschimpft die Verursacherin der gesamten Chose kurzerhand als „dummes, kaputtes Stück Dreck“. Und als wenig später Bukows zwielichtiger Untergrund-Vater Veit (Klaus Manchen) mit einem schrottreifen Auto samt blutender Leiche auf Beifahrersitz auf dem Polizei-Hof vorfährt, ihm sagt, dass der Schlüssel stecke und ihn dann fragt, ob er zu dem Verein gehöre, da sagt Drexler nichts. Groth schaut einfach, er lässt die Optik spielen.
Ein guter Mime wie er braucht eben keine vielen Worte, das beweist er des Öfteren an diesem Abend. Eigentlich schade, dass er von dannen zieht. Andererseits: Eine weise Entscheidung. Für den Magdeburger Polizeiruf war er zu schade und in Rostock stellen König und Bukow schlussendlich dann noch fest, dass sie anders sind als die anderen.

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Eine Erkenntnis, die Mut gibt für die nächsten Fälle, und hoffen lässt, dass sie mit ihren nächsten Filmen zu gewohnter Stärke zurück finden. Denn dieser Crossover-Versuch nahm zwar ein besseres, aber längst kein gutes Ende.
BEWERTUNG: 5,5/10Titel: Polizeiruf 110: Wendemanöver (2)Erstausstrahlung: 04.10.2015Genre: KrimiRegisseur: Eoin MooreDarsteller: Charly Hübner, Anneke Kim Sarnau, Josef Heynert, Andreas Guenther, Sylvester Groth, Claudia Michelsen u.v.m.  

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