Politisches Examen.

Von Carl Friedrich Heidemann (1808-1856)

Beelzebub.

Hört, Bursche, seit geraumer Zeit
Habt Ihr nun schon bei mir studirt.
Wohlan, gebt Antwort und Bescheid,
Was Ihr an Weisheit profitirt!

Rother Republikaner.

Ich pred’ge Aufruhr, Mord und Brand,
Tilg Gottesfurcht und Glauben aus
Und hetze wild durch Stadt und Land
Die Völker auf zum blut’gen Strauß.

Zu stürzen Fürstentyrannei,
Treib’ in den Clubs ich meinen Spott
Mit Pflicht, Gehorsam, Lieb’ und Treu
Und mit der Obrigkeit von Gott.

Beelzebub (kopfschüttelnd).

Dein Grundsatz, lieber Sohn, ist gut,
Doch thöricht Deine Offenheit.
Sprichst Du so frei von Mord und Blut,
So machst Du, daß das Volk sich scheu’t.

Es ist auf religiösen Wahn
Die Masse viel zu sehr verpicht
Und beißt auf keine Angel an,
Wenn man so unverhohlen spricht.

Der Communist.

Ich lehr’ als Evangelium:
Der Unterschied von Arm und Reich
Sei ausgetilgt. Das Eigenthum
Sei vogelfrei, dem Raube gleich.

So stachle ich im Herzen auf
Neid, Mißgunst, Habsucht, Raubbegier,
Und wenn das Feuer recht im Lauf,
Dann lach’ ich froh in’s Fäustchen mir.

Beelzebub (beifällig nickend).

Ha! Wohlgesprochen, Spießgesell!
Treib’ nur das Handwerk mit Geschick.
Dein schlauer Kopf begreift gar schnell
Die Kunst der Höllen=Politik.

Der Centrums=Politiker.

Zu Eurer blut’gen Politik
Kann ich mich nimmermehr versteh’n,
Ich will das Volk im wahren Glück,
Ich will es frei und mündig seh’n

Ich taste Niemand’s Glauben an.
Christ, Jude, Lichtfreund, Athëist,
Ein Jeder ist der rechte Mann,
Wenn er gesinnungstüchtig ist.

Beelzebub (ihn umarmend).

Ha! Bei des Zaubrers Hirngebein!
Du hast am gründlichsten studirt.
Vor Allen schlägst den Weg Du ein,
Der langsam zwar, doch sicher führt.

Wo irgend eine Kammer ist,
Da send’ ich Dich in ihren Schoß.
Ich weiß, wenn Du im Centrum bist,
So ist gewiß der Teufel los.

Carl Friedrich Heidemann war ein Greifswalder Volksschullehrer, der auch eine poetische Ader hatte. Doch während seine frommen oder lokalen Verse einfach schwach sind, haben seine (politisch vielleicht unkorrekten) Satiren gegen die Revolution 1848/49 Witz. Er ist nicht nur gegen die Communisten (da würde er, denkt man an jüngste Aufgeregtheiten, auch heute gut ins neue Deutschland passen), sondern gegen alle, die sich gegen die (preußische) Obrigkeit wenden, wie Centrumsleute oder Bayern.

Aus: Pommersches Jahrbuch für Literatur Bd. 2 („Gedichte gegen die Revolution“) Peter Lang 2007. Hrsg. von Karl-Heinz Borchardt, Michael Gratz und Jan Watrak. ISBN 3-631-55742-6

Vgl.  ABC der Erinnerung an das Jahr 1849



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