Lassen Sie sich von mir in die Wunder der Politologie einführen, also der Polotikwissenschaft. Politologen sind ja, wie ich gelernt habe, seit der "Szientismusdebatte", die sie völlig unbemerkt von der Welt seit 40 Jahren ausfechten, bemüht, ihre Erkenntnisse durch Verwendung harter Zahlen unumstößlich zu machen. Die Aussagen eines Politologen sollten ebenso unangreifbar sein wie der Satz des Pythagoras, und ebenso zeitlos; und wenn das schon nicht funktioniert, dann sollten sie zumindest so unverständlich sein wie E=mc², was in etwa auf das Gleiche hinausläuft.
Ich denke, ich kann in diesem Geiste die künftige Regierungspolitik vorhersagen: Mc=Mb*(-1)/Blah. Es sei Mb die Merkelpolitik von heute und Mc die Merkelpolitik von morgen. Blah ist die sogenannte Bild-Konstante, die grundsätzlich den Wert 0 annimmt. Wir können diese Formel also auch vereinfachen zu Mc=Error. Es gilt desweiteren für die Merkelpolitik von heute, wenn es eine Merkelpolitik von gestern gab(Ma): Mb=Ma*(-1), was uns folgende Prognose des künftigen Merkelkurses erlaubt:
Error*(-1)/0=Error²..
Einfach mal auf dem Taschenrechner ausprobieren. Sie lernen daraus zwei Dinge: Nämlich einmal, dass Angela Merkel sehr wohl berechenbare Politik macht. Und dass Polotologie die Kunst ist, etwas, dass Sie schon längst wissen, solange zu beweisen, bis Sie es nicht mehr begreifen.
Versuchen Sie zum Beispiel mal, die Merkelpolitik für Waffenexporte vorherzusagen, oder, nehmen wir mal ein konkretes Beispiel: Ob wir Waffen nach Saudi-Arabien verkaufen. Ma wäre also: Wir verkaufen keine, wie in den letzten Jahrzehnten. Was ist also Mb? Genau: Ab sofort machen wir das wieder. Die entsprechende AFP-Meldung wird auch von Bild weiterverarbeitet, sprich: Um einige Details gekürzt, damit die Bildkonstante eingehalten wird. Vergleichen wir die Berichterstattung mit einem sogenannten "Käseblatt" - ich nehme mal den "Täglichen Anzeiger Holzminden"( der so etwas ist wie eine Messeinheit für Käseblatt, fragen Sie die dortige Bevölkerung)- entfallen folgende Zeilen:
Zuletzt war der arabische Frühling im Königreich Bahrain mit Hilfe saudiarabischer Militärs blutig niedergeschlagen worden.
sowie
Schon Anfang der 1980er Jahre hatte Saudi-Arabien Leopard-Panzer erwerben wollen. Die Regierung von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hatte damals jedoch einen entsprechenden Vertrag unter Hinweis auf eine Gefährdung Israels abgelehnt.
Stattdessen erhalten wir den Hinweis:
Die Bundesregierung wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen. „Der Bundessicherheitsrat tagt geheim. Über den Inhalt der Sitzung und einzelne Exportfälle erteilt die Bundesregierung keine Auskunft“, sagte ein Regierungssprecher.
gefolgt von dem Satz
Saudi-Arabien hatte zunächst mit Spanien verhandelt(...)
... wo ebenfalls lizensierte Leopard-Panzer hergestellt werden.
Sie brauchen also nicht mal einen Polotologen Politologen, um herauszufinden, was da wohl den Meinungsumschwung bewirkt hat. Sie können aber auch den Umweg über die triumphierenden Waffenhersteller Rheinmetall bzw. KMW gehen und sie zum Beispiel mit dem Zusatz "Parteispenden" googeln. Und es nicht nur so, dass wir hier Richtlinien bei Waffenexporten aufgeben, die richtiger denn je sind - wir schnappen auch noch einem Land das Geschäft weg, dass wir dann in ein paar Monaten mit weiteren Rettungspaketen zu "Pleitespaniern" erklären: Error*(-1)/0=Error².
Wenden wir uns also besser der Meteorologie zu.
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