Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert
Dieser Spruch von Wilhelm Busch hat einiges mit deutschen Politikern und Autobauern in der Diesel- und Kartellkrise zu tun. Man ist sich nicht ganz sicher, ob er wirklich Wilhelm Busch zuzuschreiben ist oder doch Berthold Brecht oder gar dem Kabarettisten Werner Kroll, der ihn um 1945 erstmals öffentlich vorgetragen haben soll.
Inhaltlich ist dieser Spruch aber ganz offensichtlich das Motto der Auto-Betrüger und auch genau das, was uns gestern Autohersteller und Politiker beim gestrigen „Nationalen Forum Diesel“ (kurz: Dieselgipfel) einmal wieder vorexerziert haben.
Es hat schon etwas von „für dumm verkaufen“, wenn ein Verkehrsminister Dobrindt, der regelmäßig belegt, dass er das Wort „Software“ noch nicht einmal korrekt aussprechen kann, intelligenten und mündigen Bürgern erzählen will, dass es nur ein Software-Update braucht, und die Dreckschleudern der Autoindustrie werden wie von Zauberhand sauber.
Jeden Morgen in den Tank pinkeln
Da muss man sich doch fragen, warum denn dann überhaupt zu kriminellen Mitteln wie Abschalteinrichtungen gegriffen wurde, für die die Autohersteller ja schon Dutzende Milliarden bezahlen mussten, wenn ein Software-Update das Problem löst.
Da würde es doch mehr nützen, jeden Morgen in den Tank zu pinkeln und zu hoffen, dass der Harnstoff im Urin die bei den Verbrennungsmotoren entstehenden giftigen Stickoxide in Stickstoff und Wasser umwandelt. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Dumpfbacken wie Alexander Dobrindt bald diese Lösung als Ultima Ratio empfehlen…
Politik hilft bis heute massiv beim Betrug am Kunden
Man kann es nicht anders nennen: Den Käufern der betroffenen Diesel-Autos wurden mit jahrelanger massiver Unterstützung durch Politiker, die mit Parteispenden dazu motiviert wurden, die Gesundheit der Mitmenschen gefährdende Dreckschleudern, durch die schon Tausende gestorben sind, als Non-plus-ultra eines sauberen Autos angedreht.
Inzwischen werden Autobesitzer, die darauf hereingefallen sind, vom Verkehrsministerium und seinen Ämtern gezwungen, einen Software-Update durchführen zu lassen, oder sie verlieren die Zulassung und dürfen mit dem Auto überhaupt nicht mehr fahren.
Verkaufen können sie die Dreckschleudern auch dann nicht mehr, wenn sie im Preis einige Tausender nachgeben. Wer will schon ein Auto, das entweder nicht mehr zugelassen ist oder durch Zwangsbeglückung mit Software-Updates alle möglichen neuen Macken wie beispielsweise versottete Ventile aufweist, und dessen Restwert inzwischen eine Etage unter dem Kellerboden angekommen ist.
Äußerungen wie „Ich komm mir sehr verarscht vor“oder „Ich werde nie wieder einen VW kaufen“ gehören dabei noch zu den harmlosesten Äußerungen der Betroffenen, denen die Hersteller keinen Schadensersatz leisten.
Dabei hört man beispielsweise beim Wirtschafts- und Nachrichtensender n-tv schon erste Warnungen, nicht mehr auf Auto-Aktien zu setzen.
Konzerngewinn rangiert vor Volksgesundheit
Der lächerliche „Dieselgipfel“ gestern, zu dem alle Täter aus Autokonzernen und Politik, aber keine Opfervertreter wie Verbraucher- oder Umweltschützer geladen waren, machte eine von familiär agierenden italienischen kriminellen Vereinigungen (Camorra, Cosa Nostra, Mafia…) wohlbekannte Erkenntnis erneut deutlich: Die Familie hält immer zusammen – komme, was wolle.
Jetzt ist es wohl Sache der Justiz, den ganz offensichtlichen Betrug der Autobauer an den Autokäufern zu ahnden und zu unterbinden, aber auch durch Fahrverbote dafür zu sorgen, dass die kriminelle Vereinigung aus Politik und Autobauern nicht weiter Menschen durch Abgase zu Tode bringen darf.