Der lange Weg zum Finaltisch eines Pokerturniers oder die einzigartige Dramatik eines Heads-ups zwischen gleichwertigen Gegnern lieferten seit “Cincinnati Kid” (1965) immer wieder spannenden Filmstoff. Hier stellen wir drei Pokermovies vor, die eindrucksvoll eine alte Pokerweisheit belegen: Poker Regeln sind schnell gelernt – das Spiel zu meistern, dauert sehr viel länger.
Runner Runner – Affleck vs. Timberlake
Justin Timberlake (links) und Ben Affleck (rechts) in “Runner Runner” von Regisseur Brad Furman. Bild © Twentieth Century Fox of Germany GmbH
Als erster Hollywood Mainstream Thriller entwickelte “Runner Runner” (2013) sein gesamtes Handlungsgerüst rund um Welt des virtuellen Zockens. Student Richie alias Justin Timerlake verdient sich seinen Lebensunterhalt als Poker Affiliate im Internet. Als er bei einem Online Poker Game sein ganzes Geld verliert, riecht er Betrug, recherchiert und findet entsprechende Beweise. Die Story lehnt sich lose an die beiden Superuser Skandale 2006/2007 an: Richies Gegenspieler ist der in Costa Rica ansässige Online Poker Mogul Ivan Block (Ben Affleck). Am Pokertisch steht “Runner Runner” für eine Hand, die sich entgegen jeder Wahrscheinlichkeit auf Turn und River zum Gewinner entwickelt – wer wissen will, warum der Film so heißt, darf sich das clever konstruierte Finale auf keinen Fall entgehen lassen.
Casino Royale – James Bond rettet die Welt durch Zocken
Daniel Craig (links) in seinem ersten Einsatz als Doppel 0-Agent James Bond in Martin Campbells “Casino Royale”. Bild © Sony Pictures Releasing GmbH
Ein reiner Pokerfilm ist Daniel Craigs erstes Leinwandabenteuer als “007″ nicht. Allerdings herrscht in den Duellen zwischen Mads “Le Chiffre” Mikkelsen und James Bond dieselbe nervenzerreißende Spannung wie im Heads-up beim Main Event der WSOP. Um der Dramatik Willen modifizierten die Drehbuchautoren von “Casino Royale” (2006) die Poker Regeln ein ganz klein wenig – allerdings überlassen wir es den Zuschauern, die Details selbst zu entdecken. In der finalen, alles entscheidenden Hand der Partie geht es um die astronomische Summe von 115 Millionen Dollar. Als höchster Pot in der Geschichte des Pokerns werden rund 14 Millionen Dollar gehandelt, die im November 2013 beim Super-Cash Game in Macao über den Tisch gewandert sein sollen. Den mit $1.356.947 Dollar bisher größten Betrag in einer einzelnen Online Poker Hand holte sich übrigens Patrik Antonius 2009 im Duell gegen Viktor “Isildur1″ Blom.
Rounders – der Grundstein für den Pokerkult
Die erste Online Poker Hand um Echtgeld wurde im Januar 1998 gespielt. Zehn Monate später kam mit “Rounders” ein Film heraus, der bis heute als vielleicht bestes Pokermovie aller Zeiten und Wegbereiter des Online Poker Booms gilt. Im Milieu unappetitlicher Hinterzimmer-Cardrooms brillieren Matt Damon und Edward Norton als die risikofreudigen Spielertypen Mike McDermott und Lester Murphy, John Malkovic legt göttlich überzogene Auftritte als schmieriger Fiesling “Teddy KGB” hin – und die Dialoge haben es in sich. Erkenntnisse wie “Wenn du nach der ersten halben Stunde den Fisch am Tisch noch nicht identifiziert hast, bist du es selbst” oder “Du kannst ein Schaf immer wieder scheren, aber nur einziges Mal häuten” sind zwar um Einiges älter als der Film, gehören aber seit “Rounders” zum Sprücherepertoire jedes ambitionierten Zockers. Leider lässt das seit Jahren angekündigte Sequel nach wie vor auf sich warten.
Kurioses zum Abspann
Dass sich Ben Affleck und Matt Damon auch im wahren Leben am Pokertisch behaupten können, haben sie bei mehreren Gelegenheiten bewiesen. Daniel Craig allerdings hatte angeblich vor den Dreharbeiten zu “Casino Royal” keine Ahnung von Hand Ranges oder Setzmanövern und ließ sich die Poker Regeln im Schnellverfahren beibringen. Merke: Auch Weltretten will gelernt sein.