Poesie und Delirium im Limmattal

Von Wanderwidmer
Gestern Besuch im Bruno Weber Park am Hang oberhalb von Dietikon und Spreitenbach. Der Künstler, 1931 bis 2011, ein lebenslänglicher Maniker, schuf sich unter kreativer Missachtung zonenrechtlicher Bestimmungen ein Gesamtkunstwerk, sein persönliches mythologisches Set, einen Kosmos mit gewaltigen Giraffen- und Spinnenfiguren, bizarren Hybridgeschöpfen, klauenfüssigen Picknickstühlen, einer aus Drachenwesen zusammengesetzten Rundbrücke so hoch wie ein altrömischer Viadukt. Das Betriebskonzept und den Businessplan lieferte der Mann nicht mit, der Park schlägt sich daher mit stiftungsrechtlichen und anderen juristischen Ungereimtheiten sowie Geldproblemen herum und schien einmal ganz schliessen zu müssen; wie er auf lange Frist betrieben werden kann, ist nach wie vor unklar. Als Besucher ist man nie ganz sicher, ob nicht das eine oder andere Exponat marode ist und eventuell zusammenbrechen und einen verschütten könnte; manches Ding bräuchte dringend einen Materialcheck und eine Auffrischung. Aber faszinierend ist der, sagen wir mal, Trip schon. Webers Park ist: LSD-Tarantula-Fantasie. Angkor Wat und Dschungelcamp. Hundertwasser-Farbexplosion im Widerstreit mit H.R. Giger-Alien-Düsternis. Erich-von-Däniken-Götterastronauten-Parade und Totempfahlland. Nachempfindung präkolumbischer, schwarzafrikanischer und pharaonischer Skulpturentraditionen. Mad-Max-Spielplatz mit Schrottappeal. Altes Haus von Rocky Docky und Villa Kunterbunt, extraterrestrischer Zoo und kollektives Unbewusstes zum Begehen. Poesie und Delirium mischen sich im Limmattal.